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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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der Distanz sah es so aus, als wäre sie irgendwie in Trance. Mit der flachen Hand verdeckte sie einen Teil von ihrem Gesicht, und so konnte man nicht erkennen, was dort war.
    Hatte sie ihn gesehen? Sie drehte sich nun um und hastete davon, dabei verstummte auch der Gesang.
    Hinter ihm waren wieder Schritte, offenbar kam jemand auf ihn zu. Sollte er Fabienne folgen? Wo war sie jetzt noch mal? Er fing an zu laufen und hörte, wie auf Französisch Anweisungen gerufen wurden. Schüsse fielen, und neben ihm schlugen die Kugeln in den feuchten Erdboden.
    Sie waren hinter im her.
    Er lief, so schnell es ihm möglich war. Jetzt konnte er auch hören, wie jemand atmete. Es waren einige, bestimmt fünf oder sechs, vielleicht sogar noch mehr. Wenn die anderen ihn fangen könnten, was würde dann wohl mit ihm geschehen? Das müsste er auf alle Fälle verhindern, er müsste einen Ausweg finden.
    Man hörte nun, wie ein Motor aufheulte, und im nächsten Moment schnitten Scheinwerfer durch die Nacht und trafen ihn voll: Er musste sich eine Hand über die Augen halten, weil das Licht ihn so sehr blendete. Etwas wurde nun auf Französisch geschrien, und gleich darauf erschienen seine Verfolger.
    Er drehte sich um und fing an, in eine andere Richtung zu laufen. In der Ferne konnte er nun Lichtpunkte erkennen, wahrscheinlich waren es die Häuser von Oppau. Wenn er es bis dorthin schaffen könnte, wäre er wahrscheinlich in Sicherheit. Aber seine Gegner waren jetzt direkt hinter ihm, denn man konnte hören, wie sie sich bewegten.
    Er könnte das schaffen, er wollte doch leben. Auf der linken Seite entdeckte er eine Gruppe von Bäumen. Sollte er sich dort verstecken, vielleicht könnte er einen der Äste greifen und nach oben klettern— war das möglich? Nein, man würde ihn dort finden.
    Der Regen wurde nun heftiger, und er kam nur langsam voran, weil der Boden so weich war. Wieder hörte man, wie hinter ihm etwas gerufen wurde. Offenbar hatten seine Verfolger erkannt, in welche Richtung er fliehen wollte.
    Vor ihm erschien nun eine Gestalt und stellte sich ihm in den Weg. Er schlug zu, und der andere ging zu Boden. Aber es gab noch mehr Gegner, die ihm dicht auf den Fersen waren.
    Jemand trat von der Seite an ihn heran und packte ihn mit beiden Händen am Oberarm. Er riss sich los und wollte weiter. Doch da war auf einmal eine Frau, die asiatische Gesichtszüge hatte. Er erkannte sie auf Anhieb: Sie waren sich schon vor seiner Wohnung begegnet, als er mit dem alten Gaston gesprochen hatte. Sie starrte ihn an, und dabei zischte ihm eines ihrer Beine entgegen. Er konnte den Kick noch mit dem Unterarm blocken, stürzte dabei aber auf der nassen Erde.
    Als er wieder auf den Beinen war, kam jemand von hinten und umklammerte ihn. Es gelang ihm, sich aus dem Griff zu lösen. Er stieß den Kerl von sich und traf ihn dabei wahrscheinlich mit dem Unterarm am Hals, denn man hörte ein Röcheln.
    Nun waren auf einmal noch weitere Gegner da. Sie umzingelten ihn und warfen sich auf ihn. Er wurde zu Boden gerissen und schlug dabei um sich. Ein Schrei glitt ihm über die Lippen, und er versuchte, sich aufzubäumen. Doch es misslang, weil noch mehr Verfolger heraneilten und ihn nach unten zogen. Sie blockierten seine Beine und drehten ihm die Unterarme auf den Rücken.
    Diese Typen hatten ihn gefangen. Was würden sie jetzt wohl mit ihm machen?

33

    Fabienne lief durch die Straße und hielt sich die Hand auf die schmerzende Stelle im Gesicht. Schade, dass sie hier nicht sehen konnte, wie schlimm die Wunde war. Wahrscheinlich war es passiert, als sie gesungen hatte, um die Toten zu rufen— das hätte sie nicht tun sollen.
    Aber sonst wären sie doch in der Falle gesessen, was anderes war ihr doch gar nicht übrig geblieben.
    Sie stolperte und fiel auf den Gehsteig, dabei schlug ihr Knie auf. Es tat sofort weh, und sie musste einen Aufschrei unterdrücken. Sie wollte wieder auf die Beine kommen, aber es ging nicht. Was war nur los mit ihr? Sie rollte sich auf die Seite, weil sie so mehr sehen konnte: Am Straßenrand waren Autos geparkt, aber zu Fuß schien niemand mehr unterwegs zu sein. Es war so still, dass man hören konnte, wie ihr Atem kam und ging.
    Wie sie auf einmal fror!
    Sie könnte hier nicht liegen blieben, sonst wäre es schon bald vorbei mit ihr. Sie müsste es unbedingt noch bis zu ihrem Apartment schaffen. Eigentlich sollte das Hochhaus auch ganz in der Nähe sein, denn sie konnte die kahlen Bäume sehen, darunter auch diese

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