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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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Säulenpappeln, die sich am weitesten in den Nachthimmel streckten. Dahinter befand sich dieser Weiher, den Véronique erwähnt hatte.
    Sie mühte sich auf die Beine und ging weiter, dabei versuchte sie, den Schein der Laternen zu meiden, was aber nicht immer möglich war. In der Ferne ragte nun das Hochhaus in den Nachthimmel: Bei einigen Fenstern brannte noch Licht, aber der Großteil der Fassade blieb dunkel.
    Sie kam zu dem Parkplatz, der zu der Wohnanlage gehörte. Überall standen Autos, und es gab eine lange Reihe von Garagen, die alle geschlossen waren. Sie hielt einen Moment inne und beobachtete die Umgebung, doch sonst konnte sie niemand entdecken. Man hörte noch, wie der Wind durch die kahlen Bäume blies.
    Als sie sich dem Eingang näherte, ging eine Lampe an, und sie sah sich auf der Glasscheibe der Tür. Doch das Bild war zu verschwommen, um die Wunde in ihrem Gesicht zu begutachten.
    Sie taumelte nach drinnen und nahm das Treppenhaus. Ihr eines Knie tat immer noch weh, und sie könnte nicht weglaufen, wenn nötig. Würde ihr hier jemand auflauern, säße sie in der Falle. Sie müsste also vorsichtig sein, das hieß, soweit es ihr noch möglich war. Als sie im vierten Stock ankam, hielt sie inne, um zu lauschen: War da etwas? Schwer zu sagen, sie konnte sich gar nicht mehr konzentrieren, weil diese Stelle auf der Haut so brannte.
    Hoffentlich war Véronique schon da.
    Sie schlich zum Apartment und schloss auf, so leise sie nur konnte. Der Raum war leer, das Bad ebenso. Was wäre, wenn Véronique schon geflohen war? Immerhin hatte sie doch den Mercedes und müsste schon längst hier sein.
    Sie taumelte ins Bad und schaltete die Deckenleuchte ein. Es gab ein helles Licht, und sie betrachtete sich in dem Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Die eine Stelle neben dem Auge hatte etwas abgekriegt, als sie die Toten gerufen hatte. Die Haut hatte sich dort verfärbt und war auch ein bisschen angeschwollen.
    Was sollte sie jetzt machen? Hier hatte sie doch keine Heilsalbe, hier hatte sie doch gar nichts.
    Sie stellte das kalte Wasser an und trank davon, jetzt ging es ihr schon ein wenig besser. Sie befeuchtete ihr Taschentuch und hielt es auf die wunde Stelle, als man auf einmal ein feines Geräusch hören konnte, das wahrscheinlich vom Flur kam. Sie stellte sofort den Wasserstrahl ab und lauschte: Offenbar wollte jemand ins Apartment. Nun wurde auch ein Schlüssel gedreht, und im nächsten Moment ging die Tür auf: Véronique erschien auf der Schwelle.
    Man konnte sie gut sehen, weil im Flur das Licht brannte. Ihre roten Haare waren noch nass vom Regen, und eine Strähne klebte ihr auf der Wange. Sie hatte die Pistole in der einen Hand und fing an zu flüstern: "Ist alles klar?"
    Fabienne hielt sich das Taschentuch auf die verletzte Stelle im Gesicht. Sie schwieg.
    "Ist alles klar?"
    "Wo warst du so lange?"
    Véronique zog den Schalenkoffer ins Apartment, "Das Ding ist ganz schön schwer... Wir müssen abhauen."
    Sie machten die Deckenleuchte aus und schlossen ab. Im Treppenhaus ging das Licht automatisch an, aber sonst war niemand da. Als sie beim Ausgang ankamen, warteten sie noch einen Moment und lugten nach draußen. Alles blieb ruhig, nur manchmal frischte der Wind auf und ließ die kahlen Bäume rauschen. Der silbergraue Mercedes stand in einer langen Reihe von geparkten Autos; man konnte den Wagen gut sehen, weil der Schein einer Laterne darauf fiel.
    Véronique ging voraus und legte den Koffer auf die Rückbank. Erst als sie hinters Lenkrad glitt, verließ Fabienne die Deckung. Sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung, aber sie konnte fast nichts spüren, weil ihr das Gesicht immer noch so weh tat. Immerhin kühlte das feuchte Tuch die Wunde. Véronique machte ihr die Beifahrertür auf, und sie ließ sich in den Wagen fallen.
    Hatten Sie es jetzt geschafft?
    Véronique parkte aus, und sie fuhren davon. Die Nacht umgab sie, und so wie es aussah, war außer ihnen niemand mehr unterwegs. Véronique wies mit dem Kopf auf ihr Gesicht, "W-was ist denn da passiert?"
    "Es geht schon." Sie streckte die Beine aus und konnte nun spüren, wie ihr Atem tief in ihren Körper reichte. Alles würde gut werden, oder? Ganz bestimmt. Sie wandte sich Véronique zu, "Es wird heilen."
    Es würde seine Zeit brauchen, aber dann wäre es überstanden. Und dann würde auch etwas Neues in ihrem Leben beginnen.

    *

    Jean Claude lag auf dem nassen Feldboden und wurde von zwei Männern bewacht. Einer von ihnen war dieser Typ,

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