Madame Fabienne
Fahrerseite ging auf, und Luigi Vacaro sprang heraus. Er schrie irgendwas, was man nicht verstehen konnte.
Jean Claude lief geduckt weiter und konnte hören, dass sich hinter ihm jemand bewegte. Dort waren diese schlurfenden Schritte, was kam da auf ihn zu? Eine ganze Armee? Wer war denn das? Waren das Zombies?
Vacaro winkte nun Bikem Taschkan, sie solle zum Wagen kommen. "Schnell! Wir werden umzingelt. Der alte Gaston schickt seine Leute."
"Ich komme", Bikem Taschkan ging rückwärts auf den BMW zu und feuerte eine Salve, diesmal hörte es sich so an, als würden die Kugeln treffen.
Vacaro glitt wieder hinters Lenkrad, doch die Tür auf der Fahrerseite stand immer noch offen. Der Motor heulte auf, und die Scheinwerfer schnitten durch die Nacht. So sah man den Nieselregen und die driftenden Nebel, aber da war noch etwas anderes— eine Armee von Gestalten, die sich ihnen näherte.
Bikem Taschkan lief das letzte Stück bis zum Wagen und kniete sich mit einem Bein ab. Sie schob das nächste Magazin in die Waffe, lud durch und gab kurze Feuerstöße ab. Jean Claude warf sich auf den Boden und hielt beide Hände auf den Kopf. Man hörte, wie etwas knackte— vielleicht waren es Knochen, die brachen.
Er müsste sich beeilen, oder die zwei würden ohne ihn losfahren, dann säße er hier in der Falle. Er sprang also auf die Beine und fing wieder an zu laufen, doch vor ihm waberte eine Nebelschwade: Das Gebilde sah aus wie eine riesiger Schlund, der ihn schlucken wollte. Er wich aus und musste sich deswegen von den beiden anderen entfernen.
Bikem Taschkan sprang nun in den BMW, und Vacaro gab sofort Gas. Er wollte den Wagen wenden, doch es misslang: Die Räder fraßen sich in den nassen Untergrund und wirbelten Dreck auf.
"Nicht wegfahren." Jean Claude fing an zu schreien, "Wartet doch auf mich." Jemand war hinter ihm her, jetzt konnte er ganz deutlich die Schritte dieser Zombies hören.
Vacaro fuhr noch mal an: Nun kam der BMW frei und raste davon, dabei schlug auch die Tür auf der Fahrerseite zu. Jean Claude blieb stehen, weil er so sehr außer Atem war. Die zwei hatten ihn im Stich gelassen. Diese Schweine. Was sollte er jetzt machen, wohin könnte er noch fliehen?
Nicht in diese Richtung, denn man sah jetzt, wie immer mehr Fahrzeuge im Nebel auftauchten. Es waren vielleicht zehn oder sogar noch mehr. Sie kamen alle aus Oppau und bildeten einen Fächer. Bei Vacaros BMW wurden die Scheinwerfer ausgeschaltet, und es gelang so, die Reihe der fremden Wagen zu durchbrechen und zu fliehen.
Die anderen verfolgten Vacaro gar nicht, offenbar hatten sie gar kein Interesse daran. Und warum nicht? Weil sie ihn haben wollten. Verdammter Mist. Das musste der alte Gaston und seine Leute sein, und sie näherten sich ihm immer mehr— er müsste etwas unternehmen, gleich.
Hinter ihm hörte man nun ein Geräusch. Er wirbelte herum und sah, dass jemand auf ihn zukam. Ein Schrei glitt ihm über die Lippen, und einen Moment war er gelähmt: Vor ihm stand dieser Didier. Das Gesicht des anderen war tot, aber trotzdem bewegte sich der Kerl. Die Haut war mit Schmutz verschmiert, und auch die Kleidung hatte überall dunkle Flecken, die wohl vom Feldboden stammte.
Hinter Didier tauchte noch jemand auf, eine Gestalt, die aussah wie dieser Hector. Und jetzt kamen sogar noch mehr Kreaturen aus dem Nebel— das waren Zombies. Wenn die ihn in die Finger kriegen würden, wäre er tot!
Er fing an zu laufen, musste aber aufpassen, dass er im Dunkeln nicht fiel. Er schlug die Richtung ein, die von den Autos wegführte. Das Brummen der Motoren wurde aber trotzdem lauter, das hieß, seine Verfolger kamen näher an ihn heran. Versuchte man, ihn einzukreisen? Jetzt bremste ein Wagen scharf, dann gingen Türen auf. Man hörte, wie Anweisungen auf Französisch gerufen wurden.
Er stolperte über etwas, und dabei löste sich der eine Halbschuh vom Fuß. Er kniete sich mit einem Bein auf den feuchten Feldboden und band den Schnürsenkel. Hinter ihm wurde gekämpft. Jemand schrie, und es fielen einzelne Schüsse und Salven. Ein Schauer floss ihm über den Rücken. Er sprang wieder auf die Beine und lief nun in die Richtung, aus der diese Melodie kam. Sie klang so kühl und sanft und durchdrang ihn ganz und gar.
Vor ihm war etwas, oder täuschte er sich da? Er blieb abrupt stehen und entdeckte eine Frau: Es war Fabienne. Der Nachtwind kam wieder auf und spielte mit ihren braunen Haaren. Es blähte auch ihren Mantel, der nun ganz aufgeknöpft war. Aus
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