Madame Fabienne
Gruppe von Bäumen vorbei, blieb dann aber stehen, weil ihm die Stelle bekannt vorkam. Wahrscheinlich hatten sie hier in der Nähe diesen Didier und den anderen begraben. Ob die beiden immer noch in der Erde lagen? Wahrscheinlich, wo sollten sie denn sonst sein.
Die Nebel drehten sich nun in seine Richtung und würden ihn gleich einschließen, wenn er nichts täte. Irgendwie war ihm das unheimlich. Er fing also an zu laufen, was ihm schwer fiel, weil er ja den Koffer tragen musste. Schon bald stand ihm der Mund offen, und sein Atem wurde lauter.
Als Fabienne ihn angerufen hatte, meinte sie doch, sie könne ihn sehen. Ob das jetzt auch noch stimmte? War da was? Er hielt inne, damit er besser lauschen konnte. Für einen Moment hatte er gedacht, etwas zu hören, etwas Feines, ein Wispern, aber vielleicht hatte er sich auch getäuscht.
Nun entdeckte er Fabienne: Der Wind spielte mit ihren braunen Haaren, und man konnte gut ihre Gestalt sehen, obwohl es so dunkel war. Aber irgendwas kam ihm an ihr anders vor als sonst, oder bildete er sich das nur ein?
Er winkte ihr, doch sie reagierte nicht.
Als er ein Stück weiter auf sie zuging, entdeckte er eine zweite Gestalt in der Nacht: eine Frau, die einen grauen Mantel trug. Aber das war ja auch Fabienne, das konnte doch nicht sein... Die beiden sahen identisch aus und wandten sich jetzt ihm zu.
"Jean Claude?"
Jemand hatte seinen Namen ausgesprochen. Wer war das? Er wich ein Stück zurück und entdeckte dabei eine dritte Frau: Es war wieder Fabienne. Sie kamen weiter auf ihn zu und beobachteten, was er tat. Alle drei trugen einen solchen grauen Mantel, den auch Fabienne anhatte, als sie die Toten begraben hatten.
"Jean Claude?"
Da war wieder diese Stimme. Jetzt konnte er noch eine vierte Gestalt im Nebel entdecken, und auch diese sah aus wie Fabienne. Die vier schlossen ihn in einem Kreis ein und starrten ihn an. Ob Vacaro und Bikem Taschkan noch immer hinter ihm waren? Er drehte sich um und hielt Ausschau nach ihnen, konnte sie aber nirgends entdecken.
Der Nebel driftete auf ihn zu und würde ihn gleich erreichen. Es sah aus wie eine Hand, die nach ihm griff. Er wich zur Seite aus und stellte den Koffer auf den feuchten Erdboden. Es wurde Zeit, dass er die Sache zu Ende brachte. Er wandte sich an eine der Frauen, "Ich habe hier etwas, was ich dir bringen soll."
Nichts geschah.
Er sprach leise weiter, "Das ist doch das, was du haben willst, oder nicht?"
Die Frauen waren nun so nah bei ihm, dass er ihre Gesichter erkennen konnte: Es war Fabienne, gleich vier Mal. Sie standen ganz gerade da und beobachteten, was er machte. Der Mantel war geschlossen, aber man konnte noch den Kragen der weißen Bluse erkennen. Die braunen Haare bewegten sich, wenn der Wind aufkam.
Der Regen wurde für einen Moment dichter, und er hatte den Eindruck, die Frauen würden in der Nacht verschwinden. Irgendwie verblassten sie, doch dann kamen sie schon wieder zurück. Gleich darauf redete auch jemand zu ihm: "Endlich, wie lange ich auf dich gewartet habe."
Er konnte nicht bestimmen, welche der vier gesprochen hatte. "Der Koffer gehört dir."
"Was ist denn da drin?"
"Ich weiß nicht."
"Du weißt das gar nicht?!"
Er zuckte mit den Schultern und wollte ein bisschen lachen, aber es ging nicht. "Nein."
"Dann mach doch mal auf."
Er sah sich noch mal um, konnte aber nirgends Vacaro oder Bikem Taschkan entdecken. Ob sie noch in der Nähe waren? Wahrscheinlich. Was wohl in dem Koffer war? Jetzt würde es sich zeigen. Er ging in die Hocke, zögerte aber noch.
Fabienne sprach leise, "Mach das Ding endlich auf."
Er ließ also die Verschlüsse aufschnappen, und als er den Deckel anhob, konnte man gleich die vielen Fünfziger sehen, orange-braune Scheine— so viel Geld hatte er noch nie auf einmal gesehen.
Er richtete sich wieder auf und trat zwei Schritte zurück. Die Frauen kam näher und lugten in den Koffer hinein: Sie mussten grinsen. "Das hast du gut gemacht."
Er schwieg.
"Mach den Koffer wieder zu."
Er tat es und konnte dabei noch etwas hören: Wahrscheinlich war noch jemand ganz in der Nähe.
Die Frauen lächelten ihm nun zu, "War es schwierig?"
"Was denn?"
"Mich zu finden."
Er schwieg, denn man hörte nun, dass Schritte in seine Richtung kamen. Er entfernte sich ein Stück weit von dem Schalenkoffer, und gleich darauf erschien Véronique. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und hielt eine Pistole in der Hand. Für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke, aber dann schaute sie
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