Madame Fabienne
gleich woanders hin. Ihr Gesicht kam ihm blasser vor als sonst, und eine rote Haarsträhne klebte ihr vom Regenwasser auf der Wange. Sie schnappte sich den Koffer und hastete davon.
Da war nun wieder diese Stimme: "Ich danke dir."
"Bitte?"
Die vier Frauen schlossen den Kreis um ihn nun noch enger, "Ich habe gesagt, ich danke dir."
Was sollte er darauf antworten? Mit dieser Frau hatte er es einmal gemacht, das konnte er jetzt doch gar nicht mehr glauben, oder? Doch, eigentlich schon. Er sollte jetzt besser sachlich bleiben.
"Es war nun mal eine schwierige Situation."
Was sollte das denn heißen?
Man hörte wieder etwas: War das ein Motor, der brummte? Kam etwa jemand in ihre Richtung? Er ging einen Schritt weiter nach vorn und berührte Fabienne, aber sie bestand nur aus Nebel und löste sich auf. So was konnte es doch nicht geben, das war unmöglich.
Er drehte sich um und sah zu den anderen Frauen, aber nun waren nur noch zwei da. Er lief zur nächsten und fasste auch sie an: Sofort zogen sich feine Risse über den Oberkörper und das Gesicht, und schon im nächsten Moment zerbrach die Gestalt in einzelne Stücke. Es war nur Nebel, der allmählich verschwand. Jean Claude lief zur letzten Frau und zögerte ein wenig, weil sie so lebensecht aussah. Als er sie dann aber doch berührte, zerfiel auch sie.
Jetzt hörte man, wie Anweisungen gerufen wurden.
Und es begann auch jemand zu singen, oder war das der Wind, der durch die kahlen Bäume blies? Nein, es war eine Melodie, die durch die Nacht drang. Es klang sonderbar, irgendwie kühl. Es musste Fabienne sein, die da sang, aber was wollte sie damit bezwecken? Ein Zittern lief auf einmal durch den Boden, und es hörte sich an, als würde jemand in der Nähe graben. Er fing an zu laufen und schlug die Richtung ein, aus der er gekommen war.
Aber er musste gleich wieder stehen bleiben, weil Luigi Vacaro vor ihm auftauchte. Er zielte mit dem Revolver auf ihn, "Was ist hier los?"
Jean Claude hob beide Hände in die Höhe und tat zwei Schritte nach hinten, aber der andere folgte ihm: "Was ist hier los?"
"Ich weiß nicht."
Vacaro hielt ihm den Revolver vors Gesicht, "Was ist das?"
"Ich hab das Geld übergeben, so wie Sie es angeordnet haben."
Man hörte immer noch, wie eine Frau diese Melodie sang. Außerdem fühlte es sich an, als werde der Grund umgewälzt, und etwas krieche dabei an die Oberfläche. Stöhnte da jemand? Nein, das war der Wind, mehr nicht. Aber jetzt konnte man ganz bestimmt Schritte hören. Jemand kam auf sie zu, vielleicht waren sie schon umzingelt. Vacaro stand dicht bei ihm, und für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke, dann drehte sich der andere um und lief davon.
Jean Claude blieb stehen und starrte in die Nacht hinein: Irgendwas war da draußen und bewegte sich. Waren es vielleicht die Bäume, die entwurzelt wurden? Nein, das ging doch gar nicht. Zwischen den Nebelschwaden konnte er nun eine Gestalt entdecken, die sich in seine Richtung bewegte. Da torkelte jemand. Jetzt tauchten noch mehr auf, es waren viele. Diese Kreaturen kamen aus dem Feldboden. Man hörte, wie sie sich an die Oberfläche gruben.
Das konnte es doch nicht geben.
Er fing an zu laufen und schlug die Richtung ein, aus der er gekommen war. Sein Mund stand offen, und sein Atem wurde lauter und schneller. Er stolperte. Verdammter Mist, wenn er nicht langsamer machte, würde er im Dunkeln stürzen. Er hastete nun durch eine Nebelschwade und stieß auf eine Gestalt, die etwa so groß war wie er selbst. Es war nicht möglich, ein Gesicht zu erkennen. Der andere versperrte ihm den Weg.
Jean Claude schlug zu und traf.
Aber etwas berührte ihn auch am Unterarm, und es fühlte sich an wie kochendes Wasser. Ein Schrei glitt ihm über die Lippen, und er tastete nach der schmerzende Stelle. In der Ferne gingen nun Scheinwerfer an, und man konnte den BMW erkennen, mit dem sie gekommen waren. Schüsse fielen, und er ließ sich auf den Boden fallen. Ob das Bikem Taschkan gewesen war? Sie hatte doch ein Sturmgewehr bei sich. Wenn er sich nicht beeilte, würden die anderen ohne ihn losfahren.
Er sprang auf die Beine und hastete weiter, kam aber nur langsam voran, weil er den Nebelschwaden auswich. Vor ihm konnte er jetzt Bikem Taschkan erkennen: Sie kniete sich mit einem Bein ab und schoss die nächste Salve in die Nacht; man sah, wie die Hülsen aus der Waffe flogen.
Der BMW fuhr ein Stück in seine Richtung und bremste, dabei spritzte nasses Erdreich auf. Die Tür auf der
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