Madame Fabienne
Geschäft in der Nähe, und es gab nur wenige Passanten. Er stellte sich vor eines der Schaufenster und tat so, als interessiere er sich für die Angebote.
Offenbar hatte man ihn nicht bemerkt, denn die beiden im BWM schauten zum Parkplatz, wo viel Betrieb war: Es kamen ständig neue Autos dazu, andere fuhren davon. Er ging noch näher an den Wagen heran und konnte zumindest einen der beiden erkennen: Der Kerl gehörte zum Sicherheitsdienst, garantiert.
Die Fabrik ließ ihn also überwachen, zumindest zeitweise.
Was jetzt? Sollte er mit den beiden sprechen? Nein, lieber nicht. Er hastete zurück auf den Parkplatz und nahm dabei den gleichen Weg wie zuvor. Die beiden brauchten nicht zu wissen, dass er sie entdeckt hatte. Als er wieder bei seinem Audi war, konnte er in der Ferne sehen, wie sich Fabienne mit diesem Hasan unterhielt. Die beiden standen dicht beieinander, und nach den Gesten zu schließen, lief das Gespräch gut.
Dieser Hasan trug Anzug und Krawatte, außerdem hatte er noch ein schwarzes Aktenköfferchen bei sich. Offenbar war er in diesem Hochhaus gewesen, denn dort hatten etliche Firmen ihre Büros.
Was sollte er jetzt machen?
Er wandte sich halb ab, damit Hasan nicht sein Gesicht sehen konnte. Zuerst würde er mal abwarten und schauen, was passierte; dann müsste er versuchen, seine Verfolger irgendwie abzuschütteln. Wäre ihm das gelungen, würde er Fabienne einen unangemeldeten Besuch auf der Parkinsel abstatten— so könnte er vielleicht herausfinden, wer ihr Vertrauter war.
Das hörte sich doch mal gut an. Wie er diese Frau begehrte.
*
Fabienne ging über den Parkplatz und hielt Ausschau nach Hasan Gündesch. Wahrscheinlich würde er jeden Moment erscheinen, denn sie konnte ihn schon spüren. Ob sie ihn gleich so manipulieren sollte, dass er seine Firma verkaufen würde? Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie sich an ihren ursprünglichen Plan hielt: Sie würde ihn stückweise dazu bringen; bei einer hohen Dosis könnte er krank werden, und das wäre auch schlecht.
Sie spürte nun, dass sich Véronique ganz in ihrer Nähe aufhielt. Gut, wenn irgendwas schief ginge, könnte Véronique vielleicht noch eingreifen und helfen.
Es kamen immer wieder mal Passanten vorbei, aber niemand schien sie zu beachten.
Jetzt konnte sie Hasan entdecken: Offenbar wollte er zu seinem roten Porsche, alles lief also wie geplant, gut. Sie ging nun auch auf das Auto zu und wandte dabei das Gesicht ab, damit er sie nicht erkennen konnte. Hasan trug diesmal einen dunklen Anzug und hatte ein Aktenköfferchen bei sich, was wohl hieß, dass er aus dem Büro kam.
Als er seinen Porsche aufschließen wollte, ging sie an ihm vorbei, sah aber extra in eine andere Richtung.
"Fabienne?"
Er hatte sich ihren Namen gemerkt und rief nach ihr: Es klappte besser, als sie das erhofft hatte.
"Fabienne?"
Sie drehte sich zu ihm um und machte ein überraschtes Gesicht: "Ah, der Mann aus dem Café Maxi, natürlich." Sie lachte ein bisschen und tat so, als überlege sie. "Hasan?!" Sie zeigte auf ihn und fing an zu lächeln, "Natürlich, Hasan war der Name."
"Genau", man merkte gleich, dass er sich freute. "Ich hab dich aus der Ferne gesehen."
Er hatte sie mit du angesprochen, das lief ja prima. Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und ließ einen verlegenen Ausdruck auf ihrem Gesicht erscheinen. "Hallo."
Er grinste ein bisschen, "Ich hab dich gleich erkannt. Was machst du denn hier?"
Sie wies mit dem Kopf zur City, "Ich wollte noch einkaufen. Und du?"
"Ich komm grade von der Arbeit", er zeigte auf eines der Hochhäuser.
"Natürlich", sie trat nun so nah an ihn heran, dass ihr Blick in seine dunklen Augen eindringen konnte. Er taumelte ein bisschen und musste sich mit einer Hand auf seinem Porsche stützen. Sie dürfte es jetzt nicht übertreiben, sonst würde er umkippen. Er murmelte irgendwas, was sie nicht verstehen konnte. Sie fing an zu flüstern: "Mach dir keine Sorgen, alles ist in Ordnung."
Sein Mund stand offen, und er konnte sich nicht mehr richtig bewegen— sie hatte ihn nun voll im Griff, was für ein Gefühl, was für ein Rausch das war. Trotzdem sollte sie sich jetzt beeilen, sonst würde ein Passant vielleicht noch merken, was hier geschah. Es war schon ein Nachteil, dass sie ihn im Freien angreifen musste.
Sie fing wieder an zu flüstern, "Du kannst mich gut verstehen, oder?"
"Ja", seine Stimme klang seltsam, und seine schwarzen Augen waren weit aufgerissen.
Sie konnte jetzt seinen Willen
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