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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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und würde Sie gerne bei Gelegenheit besuchen."
    "Sie sind der Nachfolger von Monsieur Roque-Maurel, nicht wahr?"
    "Genau, aber wir kennen uns ja auch schon ein bisschen."
    "Das stimmt. Wir haben schon mal am Telefon miteinander gesprochen." Sie zögerte ein wenig, "Was ist denn mit Monsieur Roque-Maurel passiert?"
    "Der alte Chef ist auf der Treppe gestürzt" Er gab Acht, dass seine Stimme ein bisschen traurig klang, aber er konnte es nicht verhindern, dass er grinsen musste. "Es geht ihm ganz schlecht. Er liegt in einem Pariser Krankenhaus."
    "So schlimm ist es?"
    "Ja." Hoffentlich verreckte der Alte. Seine Stimme klang nun wieder sachlich, "Wann kann ich denn zu Ihnen kommen? Ich habe schon ausgepackt."
    "Wenn Sie möchten können Sie gleich kommen, allerdings ist Herr Vacaro gerade nicht da."
    "Das macht nichts. Ich spreche dann mit Ihnen."
    Man hörte feine Geräusche, offenbar schrieb sie sich etwas auf.
    "Ich brauche eine halbe Stunde. Ist Ihnen das recht?"
    "Ich bin hier. Fragen Sie am Eingang nach dem Sicherheitsdienst."
    "Natürlich." Er verabschiedete sich und unterbrach die Verbindung. Einen Moment stand er regungslos da und betrachtete sich in dem Wandspiegel: Seine schwarzen Augen brannten irgendwie, das war schlecht— vielleicht würde ihn das verraten. Er ließ einen freundlichen Ausdruck auf seinem Gesicht erscheinen, aber es wirkte gespielt.
    Er müsste sich einfach mehr entspannen, dann würde er auch echt wirken. Was sollte er machen, wenn man Roque-Maurel wieder erwähnen würde. Er könnte bei der üblichen Version bleiben, müsste aber darauf Acht geben, dass er dabei nicht grinsen musste. Vor seinem geistigen Auge erschien nun das überraschte Gesicht des Alten, als er ihn die Stufen nach unten gestoßen hatte.
    Roque-Maurel war die Treppe nach unten gepurzelt und hatte sich dann den Kopf aufgeschlagen. Aber der alte Sack lebte noch. Was wäre, wenn der wieder aus seinem Koma aufwachte und zurückkäme? Dann ginge es ihm an den Kragen... Nein, nein, das würde nicht passieren. Selbst wenn der noch mal das Bewusstsein erlangte, wäre der doch ein Krüppel.
    Er war der neue Chef.
    Aber was könnte er denn bei dieser Taschkan erreichen? Nur wenig, oder? Natürlich wäre es möglich, dass er sich ein bisschen umschaute und umhörte, und vielleicht könnte er so auch eine Spur finden, die ihn zu Fabienne führen würde. Das war zwar vage, aber immer noch besser als nichts. Wie er brannte: Er würde diese Frau finden. Direkt nach ihr fragen könnte er wohl nicht, das wäre zu auffällig, und man würde wahrscheinlich eh die Auskunft verweigern.
    Die Chancen standen also ziemlich schlecht für ihn. Scheiße.
    Er ging durchs Hotelzimmer und sah hinterm Vorhang nach unten auf die Seitenstraße: Es gab nur wenig Verkehr, aber hier und da waren Passanten unterwegs. Die Sonne schien, und das Tageslicht war angenehm hell, obwohl sie immer noch Winter hatten. Das Hotel lag im Stadtteil Friesenheim, nah bei dem Hauptwerk der Öl- & Reifenfabrik. Er könnte sich also Zeit lassen, vielleicht käme ihm noch eine Idee.
    Er zog den Vorhang wieder zu und wollte gerade den Rest der Wäsche auspacken, als sein Handy anfing zu klingeln. An der Nummer konnte er sehen, dass es nicht diese Taschkan war. Aber wer könnte es denn sonst sein? Er nahm den Anruf entgegen: "Ja?"
    "Ich bin jetzt im Hotel, in der kleinen Eingangshalle."
    Es war Hector Leroux, den hatte er ja ganz vergessen. Natürlich.
    "Hallo, sind Sie noch da?"
    "Ja, Hector. Ich kann Sie hören. Warten Sie unten in der Halle. Ich bin gleich bei Ihnen." Er unterbrach die Verbindung, ohne noch ein Wort zu sagen. Hector Leroux kannte sich mit solchen Sachen aus und war auch in Nîmes dabei gewesen, als sie dort Probleme mit diesem Grundbesitzer gehabt hatten. Eigentlich missfiel ihm ja der Typ, aber so hätte er bessere Chancen, Fabienne zu finden.
    Sollte er Hector teilweise in die Sache einweihen?
    Natürlich, weswegen hatte er den Kerl sonst nach Ludwigshafen bestellt, eigentlich war der eh schon mit in der Sache verstrickt. Er holte noch mal tief Luft, doch die innere Anspannung ließ sich einfach nicht verjagen. Vor dem Wandspiegel band er sich eine Krawatte um und betrachtete sich dabei: Er würde Fabienne finden, und dann könnte er sie haben für den Rest seiner Tage. Und falls ihn jemand daran hindern wollte, würde er ihn aus dem Weg räumen, so wie er auch den alten Gaston aus dem Weg geräumt hatte.

7

    Als Jean Claude die Schwanthaler Allee

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