Madame Fabienne
erreichte, sah er noch mal in den Rückspiegel, doch diesmal schien ihm niemand zu folgen. Ob die beiden Männer vom Sicherheitsdienst genug gesehen hatten? Vielleicht. Aber was wäre, wenn es nicht nur diese beiden gab, sondern noch weitere Personen, die ihn beschatteten?
Fabienne saß auf dem Beifahrersitz und wandte sich ihm nun zu: "Ist irgendwas?"
"Bitte?"
"Ich habe da so ein seltsames Gefühl, stimmt was nicht?"
"Was soll denn nicht stimmen?"
Sie sah ihn an, ohne etwas zu sagen.
Hatte das irgendwas zu bedeuten? Wie nervös er auf einmal war. Er tastete sich mit den Fingerspitzen über den Schnurrbart und konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Sie kamen nun zur Nummer 228 und mussten anhalten, weil das Tor geschlossen war. Er stieg aus und ließ die Tür auf der Fahrerseite offen stehen.
Man hörte, wie der Motor brummte; hin und wieder kam auch der Wind auf und blies durch die Platanen, die auf dem Mittelstreifen wuchsen. Als er den einen Flügel des Tors aufmachte, fing es an zu quietschen, und das Geräusch schnitt ihm durch den Körper.
Er hielt einen Moment inne: Beobachtete Fabienne ihn?
Natürlich, er konnte durch die Windschutzscheibe sehen, dass ihr Blick auf ihm ruhte. Irgendwie war das schon seltsam. Er sah in eine andere Richtung und machte auch den zweiten Torflügel auf, dabei quietschte es noch mal. Wie unangenehm.
Er glitt wieder hinters Lenkrad und fuhr den Audi zur Villa; als er schon wenden wollte, machte sie die Tür auf: "Das ist so weit in Ordnung. Ich muss ins Haus."
Sie stieg aus und ging die wenigen Stufen nach oben zum Eingang. Als sie aufschloss, wendete er doch noch den Wagen, denn so könnte er schneller verduften, falls notwendig. Er beeilte sich und lief ihr nach in die Villa, wo man noch ihre Schritte hören konnte. Sie hatte ihren Mantel im Salon abgelegt und erschien schon wieder im Flur: "Ich brauche jetzt ein bisschen Ruhe."
War das eine Einladung für ihn? Hieß das etwa, er könne es jetzt mit ihr machen? Nein, nein, ihm ging die Fantasie durch.
Sie zeigte noch mal zur offenen Tür: "Getränke stehen in der Küche. Bedien dich."
"Danke." Er wollte noch etwas sagen, aber sie hastete schon die Treppe nach oben und verschwand durch eine der Türen. Wie still es nun im Haus war. Tja... Was sollte er jetzt machen?
Er ging in eines der Zimmer, das nach vorne lag. Wenn man durch die Fenster schaute, konnte man den langen Rasen sehen, dahinter den Metallzaun und die kahlen Bäume auf der Schwanthaler Allee. Beim Eingangstor hielt nun ein silbergrauer Mercedes, und die Person hinterm Lenkrad sah offenbar zur Villa.
Konnte man ihn von dort aus erkennen?
Er trat einen Schritt zurück und lugte hinterm Vorhang nach draußen: Ob der Mercedes auch zur Fabrik gehörte? Der silbergraue Wagen fuhr nun wieder davon und verschwand aus seinem Blickfeld. Auf der Straße war sonst niemand mehr unterwegs, und es blieb auffallend still. Die Sonne schien, aber es war immer noch kalt.
Jean Claude ging zurück in den Salon und machte die Glastür zur Terrasse auf. Was sollte er jetzt machen? Er wühlte in den beiden Innentaschen des Jacketts und fand die Kondome, die er letztens im Drogeriemarkt gekauft hatte. Eigentlich würde er es gern mal mit Fabienne machen, wie heiß diese Frau war.
Aber irgendwas stimmte auch nicht mit ihr, oder? Ach was, so kannte er sich gar nicht. Sonst war er doch auch nicht der große Philosophierer: Wenn er Lust auf etwas hatte, dann handelte er doch entsprechend. Aber jetzt war es anders...
Er ging auf die Terrasse und betrachtete sich den Garten: Die Bäumen waren noch kahl und streckten ihre schwarzen Zweige von sich; sie sahen aus wie Hände, die nach etwas greifen wollten. Weiter hinten gab es einen trockenen Brunnen, der teilweise mit Laub bedeckt war. Dort standen auch einige Skulpturen, Flussnymphen aus weißgrauem Marmor.
Wenn der Frühling erst mal käme, wäre das hier bestimmt ein angenehmes Plätzchen.
Als er sich schon abwenden wollte, fing sein Handy an zu klingeln. Es brauchte einen Moment, bis er das Gerät aus der Innentasche gewühlt hatte: "Ja?"
"Hallo, hier ist Martin." Man hörte Geräusche im Hintergrund, offenbar rief Martin aus dem Großraumbüro an.
Vielleicht war etwas bei seinen Sendungen schief gelaufen. Man brauchte ihn, oder? "Alles in Ordnung?"
Martin zögerte, und man hörte ein Telefon klingeln. "Eigentlich schon."
"Was heißt das?"
"Doch, es ist so weit alles in Ordnung. Weißt du, dass am Sonntag ein Spiel
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