Madame Fabienne
oder? Natürlich, das war doch dieser Aufpasser, der auch im Dossier erwähnt wurde; sein Name war Achmet Sowieso.
Sie brach den Angriff ab und trank wieder ein Schlückchen von ihrem Cappuccino. Dieser Achmet nickte ihr grüßend zu und wandte sich dann an Hasan. Es war offensichtlich, dass die beiden sich kannten. Sie sprachen auf Türkisch, und sie verstand überhaupt nichts. Verflixt. Sie sah unauffällig zu Jean Claude: Er saß allein an einem der Tische und beobachtete, was hier passierte. Was sollte sie jetzt machen? Sie müsste wohl abwarten.
Die beiden Männer flüsterten miteinander, und dann wandte sich Hasan an sie: "Im Büro hat es bösen Ärger gegeben. Ich muss leider gleich zurück... Das ist jetzt schade."
Sie dürfte ihn so nicht gehen lassen. "Ist es so schlimm?"
"Leider ja." Er stand auf und wandte sich schon halb ab.
"Wir könnten am Abend noch mal telefonieren. Ich ruf dich an."
"Das ist vielleicht ne gute Idee. Ich zahle die Getränke, okay?"
Sie lächelte ihm noch mal zu, doch dann gingen die beiden schon an die Theke und sprachen mit einem der Kellner. Einmal sahen die drei in ihre Richtung, und sie mied die Blicke: Hoffentlich könnte sich das Personal nicht an sie erinnern.
Hasan legte einen Schein auf die Theke, und als ihm der Kellner das Wechselgeld geben wollte, winkte er ab. Die beiden Männer gingen nach draußen, und man konnte sie noch durch die lange Fensterfront sehen: Sie standen auf dem Gehsteig und unterhielten sich, während dauernd Autos an ihnen vorbeibrausten.
Hasan stieg schließlich in seinen roten Porsche und fuhr davon. Sie streckte sich ein bisschen, damit sie noch ein Stück weiter sehen konnte: Dieser Achmet ging auf die andere Straßenseite und schloss einen weißen Kombi auf; es dauerte noch einen Moment, aber dann ließ auch er den Motor an und fädelte sich in den Verkehr ein.
Sie lehnte sich wieder gegen das schwarze Lederpolster: Diese Chance wäre auch also auch vertan. Tja, was jetzt? Der Kellner kam noch mal an ihren Tisch und räumte Hasans Glas ab, dabei meinte er, es sei alles bezahlt.
Sie trank aus und ging nach draußen. Es war immer noch kalt, obwohl die Sonne schien. Sie knöpfte also ihren Wollmantel zu und schlenderte in die Seitenstraße, wo ihr Audi geparkt war. Außer ihr war niemand zu Fuß unterwegs; einen Moment konzentrierte sie sich und prüfte ihre Umgebung, doch alles schien in Ordnung zu sein.
Sie schloss den Audi auf und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen: Wie müde sie war. Schade, dass der Treff mit Hasan nicht mehr für sie gebracht hatte. Ob Véronique sich in der Nähe aufhielt? Eigentlich wäre das ja ihre Aufgabe. Sie versuchte, Véronique zu spüren, aber da war nichts. Wahrscheinlich brauchte sie mehr Ruhe...
Jean Claude kam nun auch in die Seitenstraße und glitt hinters Lenkrad. Einen Moment sah er nur gerade aus und schwieg, aber dann wandte er sich ihr zu: "Und jetzt?"
Sie zögerte ein wenig, "Dass dieser stämmige Typ auftaucht, war nicht geplant gewesen. Ich hätte mehr Zeit gebraucht. So wie es aussieht, müssen wir die Sache anders anpacken."
"Und wie?"
"Auf dem Parkplatz."
"Da waren wir schon mal."
"Ich weiß." Aber diesmal könnte sie Hasan anrufen, und wenn er aus dem Bürogebäude käme, würde sie ihn angreifen. Im Auto wäre sie vor Zeugen einigermaßen geschützt, so könnte es vielleicht klappen. Der Plan hörte sich ein bisschen improvisiert an, aber es war bestimmt schlecht, wenn sie noch länger zögern würden.
*
Didier schlenderte durchs Großraumbüro und hielt Ausschau nach Martin Breuer, aber es gab hier so viele Mitarbeiter, dass er ihn leicht übersehen könnte. Er stellte sich mit dem Rücken gegen eine Wand und schaute zu, was passierte: Überall wurde getippt und telefoniert.
Hier und da gab es Betonpfeiler, die ihm die Sicht teilweise versperrten. Durch die lange Fensterfront schien die Sonne und blendete ihn manchmal. Er ging ein Stück weiter und entdeckte Martin, sein Schreibtisch war in einer der mittleren Reihen, fast ganz am Ende. Offenbar hatte dieser Martin ihn noch nicht bemerkt, denn er sah konzentriert auf seinen Bildschirm.
Der Mann war vielleicht Mitte dreißig und hatte dunkelblonde Haare. Was einem gleich an ihm auffiel, war der Pullunder und das Hemd, das bis zum Kragen geschlossen war. Dieser Martin war ein bisschen übergewichtig und hatte runde Backen. Wahrscheinlich war der Kerl bei der Fabrik viel zu klein, um in Fabiennes Auftrag eingeweiht zu
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