Madame Fabienne
bestimmt regelmäßig Sport, das gefiel ihr besonders gut an ihm. Sie strich sich eine Strähne hinters Ohr, "In fünf Minuten fahren wir los, ja?!"
"Von mir aus."
"Wunderbar, ich komme gleich nach unten."
Er nickte nur, und für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke. Dabei konnte sie seine Gedanken lesen: Er begehrte sie und war deswegen nervös. Sie musste ein bisschen grinsen und verschwand wieder ins Schlafzimmer. Eigentlich traf sich das günstig, denn sie hatte auch Lust auf ihn: Sobald sich eine Gelegenheit bot, wollte sie ihn haben.
8
Didier saß auf dem Besucherstuhl und ließ seinen Blick durchs Büro streifen: Wo könnte er hier nur Informationen über Fabienne finden? Vielleicht in den Akten, aber es gab so viele davon, die Regale reichten fast bis an die Decke. Außerdem waren da noch diese Computer, die unter dem Schreibtisch standen.
Man hörte nun Schritte, die von nebenan kamen, und gleich darauf erschien Bikem Taschkan, eine schlanke Frau, die ein Hosenkostüm mit Nadelstreifen trug. Sie stand ganz gerade da, und dabei reichten ihr die gelockten Haare bis über die Schultern. Einmal hatte er ja gehört, sie könne Karate, und das war auch durchaus möglich.
Sie wandte sich ihm zu, "Möchten Sie den Kaffee mit Milch und Zucker?"
"Bitte schwarz."
"Kommt sofort." Sie verschwand wieder nach nebenan, offenbar eine kleine Küche. Man hörte, wie irgendwelche Schränke aufgemacht wurden. Diese Frau hatte was gegen ihn und versuchte, es zu verbergen, aber ihm war es trotzdem aufgefallen. Bei ihr könnte er nie etwas über Fabienne erfahren, wenn er sie direkt danach fragen würde.
Und ihr Schreibtisch?
Nein, nein, wenn er da nur eine Schublade aufziehen würde, könnte sie es nebenan hören. Bisher lief es doch ganz schlecht für ihn. Eigentlich hatte er gehofft, dass sich irgendwie eine Spur ergeben würde.
Bikem Taschkan kam nun zurück und hatte ein Tablett in den Händen: "Ich habe Ihnen ja schon am Telefon gesagt, dass Herr Vacaro nicht da ist, oder?"
"Ich weiß", er lächelte ein wenig. Ob man merkte, dass es nur gespielt war? "Wann kommt er denn wieder?"
"Leider kann ich Ihnen das nicht genau sagen. Es gibt eine Konferenz beim Vorstand. Die Chefs besprechen die Lage, und da weiß man nie so genau, wie lange es gehen wird."
"Das kenne ich. Aber ich kann auch noch mal später vorbeikommen."
"Wirklich?"
"Natürlich."
Sie stellte den Unterteller mit der dampfenden Tasse auf ihren Schreibtisch, so dass er danach greifen konnte. "Es ist noch heiß."
"Vielen Dank. Sind Sie schon lange beim Sicherheitsdienst?"
Sie setzte sich auf ihren Drehstuhl und sah ihn an, dabei blieb in ihrem Gesicht alles starr. "Das kann man so sagen."
Sie wollte ihm nicht wirklich antworten, diese Schlampe. "Sie kennen sich aus."
Sie schwieg.
Was ihr jetzt wohl durch den Kopf ging? Ob ihr auffiel, dass er nur eine Rolle spielte? Ach was, wie denn? "Ich bin natürlich auch gekommen, um mich vorzustellen. Naja, ganz fremd sind wir uns ja nicht, wir haben ja schon miteinander telefoniert. Ich möchte Ihnen versichern, dass bei B&M alles so weiterläuft, als wäre Gaston Roque-Maurel noch da."
Sie runzelte die Stirn, "Er hatte einen Unfall, oder?"
"Ja", er gab sich Mühe, dass seine Stimme traurig klang. "Er ist auf der Treppe gestürzt... Ich nehme an, er war einfach zu alt für seinen Beruf. Er hätte schon früher in Rente gehen sollen. Aber er hatte ja noch große Pläne."
"Pläne?"
"Ja?! Wussten Sie das nicht? Er wäre noch gern Vorstands-Vorsitzender von B&M geworden." Er zuckte mit den Achseln und nippte an der Tasse, doch der Kaffee war noch sehr heiß. "Aber das geht wohl jetzt nicht mehr."
"Und jetzt?"
"Wie jetzt?"
"Ist er nun im Ruhestand?"
"Ah, so meinen Sie das. Nein", er stellte die Tasse zurück auf den Unterteller. "Er liegt in einem Pariser Krankenhaus und ist immer noch im Koma. Niemand weiß, ob er es überhaupt schaffen wird."
"So schlimm ist es?!"
Er nickte, "Aber es gibt natürlich noch einen anderen Grund, warum ich gekommen bin."
Offenbar wurde die Frau nun hellhörig, denn sie beobachtete ihn mit ihren grünen Augen: "Sie meinen die Sendungen, oder?"
"Richtig." Er gab darauf Acht, dass auf seinem Gesicht ein ernster Ausdruck erschien, "In letzter Zeit haben wir etliche Sendungen von Ihnen bekommen, die beschädigt waren."
"Wir haben die Lkws mit Plomben versehen."
"Wirklich alle?"
"Natürlich."
Er schwieg und nippte wieder an dem Kaffee: Wie still es hier im Büro war,
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