Madame Fabienne
nur manchmal hörte man den Lärm, der von draußen kam, vor allem Autos und Lkws, die übers Werksgelände fuhren.
Er sprach mit sachlicher Stimme weiter: "Ich habe eine Liste mit den Sendungen, die beschädigt waren. Wir wissen nicht so recht, wie das passiert ist. Aber ich bespreche das wohl besser mit Herrn Vacaro."
Es klopfte nun an der offen stehenden Bürotür, und Didier drehte sich um, damit er sehen konnte, wer es war: Ein Mann erschien, der ein wenig übergewichtig war. Er trug einen Pullunder und ein graues Jackett, das Lederflecken auf den Ellbogen hatte. Der Mann wandte sich an Bikem Taschkan: "Sie wollen mit mir reden, oder?"
"Ja, Herr Breuer, einen Moment, bitte."
Vielleicht war das seine Chance. Didier trank den Rest von seinem Kaffee, "Aber nein, das ist doch gar kein Problem." Er stand auf, "Ich kann doch später noch mal kommen, dann ist auch Herr Vacaro da." Er sprach den Mann an, denn dabei hatte er ein gutes Gefühl, "Kommen Sie ruhig herein."
Er drehte sich wieder Bikem Taschkan zu, "Ich kann mich doch ein bisschen im Werk umsehen, oder?" Er zeigte auf die Karte, die er am Revers stecken hatte. "Ich habe doch diesen Besucher-Ausweis. Es würde mich wirklich intressieren."
Bikem Taschkan zögerte einen Moment, "Verlaufen Sie sich aber nicht."
Er lachte ein bisschen, "Nein, nein." Er ging auf den anderen Mann zu und reichte ihm die Hand, "Didier Malvault von Bourget & Marin."
"Aah, das freut mich. Ich bearbeite viele Sendungen für B&M. Breuer ist mein Name. Martin Breuer."
"Sehr intressant. Kann es sein, dass wir miteinander schon mal telefoniert haben?"
Der andere runzelte die Stirn, "Wann war das denn?
"Ich weiß nicht... Naja, vielleicht habe ich es auch falsch in Erinnerung." Didier lächelte den beiden noch mal zu und verschwand dann in den Flur. Er ging extra langsam und blieb erst wieder stehen, als er hörte, dass man die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Was besprach die Schlampe von Taschkan wohl mit diesem Breuer? Hatte er das überhaupt richtig gemacht?
Wahrscheinlich, denn auf einmal fühlte er sich so gut, aber warum nur? So wie es jetzt doch aussah, gab es keine Chance mehr für ihn, noch etwas über Fabienne zu erfahren. Direkt nach ihr fragen konnte er wohl nicht. Was jetzt also? Er schlenderte zurück zu dem Büro und lauschte an der Tür. Es war möglich, die Stimmen der beiden zu unterscheiden, aber er konnte nicht die einzelnen Worte verstehen.
Scheiße, man könnte ihn hier leicht entdecken, denn immer wieder gingen andere Personen über den Flur. Trotzdem, das war vielleicht seine Chance: Er trat so dicht an die Tür heran, dass sein Ohr das Holz fast berührte.
Bikem Taschkan sprach nun: "Haben Sie sich mit ihm getroffen?"
Jetzt redete der andere, aber man konnte nichts verstehen.
Da ging etwas vor, was man nicht hören sollte. Deshalb hatte diese Schlange von Taschkan auch die Bürotür geschlossen. Natürlich, bei ihm stand sie doch noch offen. Er lauschte, und dabei lief ihm Schweiß über die Stirn. Bikem Taschkan sprach nun wieder: "Sie sollen sein Freund werden, damit er Ihnen seine Sorgen erzählt, verstehen Sie?"
Dieser Breuer fing nun an zu reden: "Ich habe auch einen Treff mit ihm ausgemacht, gleich diesen Sonntag."
"Gut. Und bisher?"
"Er hat keine Frau erwähnt."
Diese Bikem sprach nun wieder, und man hörte einen scharfen Unterton in ihrer Stimme: "Sind Sie sich sicher?"
"100 Prozent."
"Dann müssen Sie eben mehr tun, die Sache aggressiver anpacken. Er trifft sich dauernd mit dieser Französin, dieser Madame Fabienne."
Hinter ihm hörte er nun Schritte, und er wirbelte herum: Eine Frau kam aus einem der anderen Büros und schlug seine Richtung ein. Er strich sich mit einer Hand übers Jackett und tat so, als wäre dort ein Fussel, den er entfernen wollte. Würde die Fremde ihn ansprechen? Es sah so aus. Er wandte sich also ab und ging davon, ohne sich noch mal umzudrehen.
Was sollte er jetzt machen?
Was hatte er denn da eben gehört? Dieser Breuer sollte sich mit jemand treffen. Und dieser andere Mann hatte offenbar Kontakt zu einer Französin— zu Fabienne. Eigentlich war er sich doch sicher, dass ihr Name gefallen war. Dieser Breuer war die Spur, nach der er gesucht hatte.
Vielleicht könnte er herausfinden, in welcher Abteilung Breuer arbeitete. Natürlich, der hatte doch gesagt, er kümmere sich um Sendungen für B&M, dann sollte es eigentlich der Export sein. Er würde ein wenig warten, damit es nicht auffiel, dann könnte er
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