Madame Fabienne
so konnte man draußen den grauen Himmel sehen. Auf dem Schreibtisch war eine Leselampe eingeschaltet und warf ihren Schein auf eine Menge Papier, einzelne Seiten, bei denen einige Passagen im Text mit Leuchtstift markiert waren.
Vacaro saß auf seinem Drehsessel und starrte offenbar in eine der Schubladen. Es sah so aus, als habe er gerade etwas gesucht, aber nun wandte er sich ihm zu und betrachtete ihn, ohne etwas zu sagen. Der Mann wirkte müde; bei seinem Hemd hatte er die Ärmel bis zu den Ellbogen nach oben gekrempelt.
Er zeigte auf den Besucherstuhl, der direkt vor dem Schreibtisch stand. "Hatten Sie ein angenehmes Wochenende?"
War das eine Anspielung auf irgendwas? Jean Claude setzte sich: Ob man hier wusste, dass er es mit Fabienne und Véronique getrieben hatte? Und wenn schon, was ging das die Leute hier an. Wussten die überhaupt, dass es Véronique gab? Er räusperte sich, "Es war in Ordnung."
Vacaro stand auf und fing an, auf und ab zu gehen, "In Ordnung? Was heißt das?"
Was sollte er jetzt sagen? "Ich... war auf dem Fußballplatz und habe mir ein Spiel angeschaut."
"Mmh", Vacaro blieb stehen und sah für einen Moment in eine andere Richtung.
Was hatte das denn zu bedeuten, machte der Mann das absichtlich?
Bikem Taschkan kam nun auch ins Büro und schloss die Tür hinter sich, dadurch verschwanden einige Geräusche, aber man hörte noch den Lärm, der von draußen kam, vor allem die vorbeifahrenden Autos. Bikem stellte sich mit dem Rücken zur Wand und beobachtete ihn: Er konnte ihren Blick auf sich spüren.
Vacaro wandte sich nun an sie, "Er hat sich am Wochenende ein Fußballspiel angeschaut."
Sie schwieg.
Was sollte das Ganze? Wurde hier Theater gespielt? Er musste sich wieder räuspern, "Madame Fabienne hat mich geschickt."
Vacaro sah ihn an und setzte sich auf seinen schwarzen Drehsessel, ohne etwas zu sagen.
Der Mann machte ihm Angst, was war wohl passiert? "Ich soll ihre Gage holen."
Vacaros Gesicht verzog sich für einen Moment zu einem Grinsen, aber als er dann sprach, klang seine Stimme sachlich: "Es gibt kein Geld, zumindest vorerst nicht."
Was sollte er jetzt sagen? Am besten gar nichts.
"Die Sache hat nämlich nicht geklappt." Vacaro wandte sich an Bikem, "Erzählen Sie's ihm."
Sie kam ein Stück näher und betrachtete ihn mit ihren grünen Augen, dabei blieb in ihrem Gesicht alles starr: "Wir haben noch am Freitag die Konzernspitze von der neuen Lage unterrichtet und empfohlen, dass man schleunigst ein Angebot unterbreiten soll. Dies geschah dann auch am Samstag... Wir vom Sicherheitsdienst waren ständig involviert, und zuerst sah es auch günstig aus für uns. Hasan Gündesch wollte verkaufen, und wir haben gemerkt, dass es ihm nur darum ging, einen höheren Preis zu bekommen."
"Und ihm ist nichts aufgefallen?"
Sie zuckte mit den Achseln, "Ich glaube nicht. Man hat sich gewundert, dass wir unser Angebot an einem Wochenende unterbreiten, das war eigentlich alles. Unsere Manager hatten Hasan Gündesch bald so weit, dass er verkaufen wollte."
Jean Claude sah zu Bikem und dann zu Vacaro, "Und? Was ist passiert?"
Vacaros Stimme klang auf einmal wütend, "Es kam der große Knall. Hasan Gündesch ist gar nicht der Chef."
"Bitte?"
"Er kann gar nicht GMN verkaufen, weil er nicht der Chef ist. Er war nur der Strohmann, die Fassade. Sibel Gündesch, seine jüngere Schwester leitet das Unternehmen."
"Und... sie möchte nicht verkaufen?"
"Richtig. Also kam der Vertrag auch nicht zustande. Der Vorstand ist jetzt stinksauer, weil es keine greifbaren Resultate gegeben hat. Wir müssen etwas unternehmen, und zwar ganz schnell. Uns läuft die Zeit davon." Vacaro zog einen Umschlag aus einem Stapel Papier hervor und reichte ihn über den Schreibtisch.
"Was ist denn das?"
"Der Umschlag bleibt verschlossen, da ist das neue Dossier drin."
"D-das versteh ich jetzt nicht."
Vacaro lehnte sich auf seinem Drehsessel zurück, "Sie geben den Umschlag Madame Fabienne. Sie wird es schon verstehen."
"Und... wenn ich nicht möchte."
Vacaro lächelte ein wenig, es wirkte ganz kalt, und seine Stimme bekam einen scharfen Unterton. "Sie haben keine Wahl. Und es gibt auch kein Geld. Madame Fabienne wird erst ausbezahlt, wenn der Auftrag erfüllt ist. Ist das klar?!"
"Kein Problem." Warum hatte er das gesagt? Das Gespräch war wohl jetzt beendet, oder? Die beiden schwiegen und sahen ihn an, wie unangenehm. Er nahm den Umschlag und stand auf, "Ich... fahre dann mal wieder."
"Melden Sie uns,
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