Madame Fabienne
wandte sich an Fabienne: "Was machen wir denn jetzt hier?"
Sie wies mit dem Kopf zu dem grauen Hochhaus, "Wir warten."
"Ja, schon. Aber was ist denn eigentlich unser Auftrag?"
Sie grinste ein bisschen, es wirkte säuerlich. "Du musst mich nur fahren, mehr nicht."
Ob das stimmte? "Und was machst du?"
"Wir haben ein neues Ziel, Sibel Gündesch."
"Und dann?"
Ein Seufzer glitt ihr über die Lippen, und sie sah ihn kurz an, "Die Leute in der Fabrik sagen dir wohl gar nichts, oder?"
Was sollte er darauf antworten? Er schwieg.
"Sibel ist die Chefin, und wir müssen sie dazu bringen, GMN zu verkaufen."
"Und warum?"
"Na, so hat die Fabrik natürlich bessere Chancen, um auf dem Markt zu expandieren. GMN verfügt über ein besonderes Wissen und Können, das von vielen begehrt wird."
Jetzt war es also draußen, um was es wirklich ging. Aber bei so etwas könnte eine Menge schief gehen.
Ein silbergrauer Mercedes fuhr nun über den Parkplatz, und für einen Moment konnte er einen Blick auf die Fahrerin werfen: Es war Véronique. Wahrscheinlich war sie eine Art Rückendeckung: Würde es brenzlig werden, dann käme sie und könnte vielleicht Fabienne noch helfen.
Was hielt diese zwei Frauen eigentlich zusammen? Was die beiden da machten, war ja eine Art Geschäft, oder? Wie riskant war das denn überhaupt?
Er fuhr sich mit einer Hand über den Mund, "Wie machen wir das denn eigentlich?"
"Was?"
"Wie bringen wir diese Sibel dazu, ihre Firma zu verkaufen?"
"Da mach dir mal keine Sorgen, darum kümmere ich mich schon, ja?!"
Sie wollte es ihm also nicht sagen, aber das hätte er sich ja denken können. Sie hatte Hasan Gündesch tief in die Augen geschaut, es war ein sonderbarer Blick gewesen— ob es daran gelegen hatte?
Eigentlich würde er jetzt gerne mit ihr schlafen, aber hier ging es nun mal nicht: Man würde sie sehen. Ob sie auch auf ihn scharf war? Vielleicht war es nun eine gute Gelegenheit, mal mit ihr darüber zu reden. Wie dachte sie denn eigentlich über ihn? Er sprach mit einer sachlichen Stimme, "Was ist denn überhaupt, wenn diese Aufgabe mal erledigt ist?"
Sie zeigte zu dem Hochhaus: Ein Mann und eine Frau kamen nun aus dem Ausgang und blieben gleich wieder stehen, die beiden unterhielten sich. "Das ist sie."
Die Frau war schlank und vielleicht Mitte dreißig. Sie trug ein dunkles Hosenkostüm und hatte eine Handtasche über der Schulter hängen. Ihr Begleiter war stämmig und ein wenig länger als sie. Sein schwarzer Ledermantel stand weit offen, und man konnte den riesigen Brustkasten sehen. "Wer ist denn der Mann?"
Fabienne sprach leise, "Achmet Kavasolu. Er ist der Aufpasser. Eigentlich ist er Mechaniker gewesen, aber vor acht Jahren hat GMN ihm einen Job angeboten, und er hat seinen ursprünglichen Beruf aufgegeben."
Der Typ missfiel ihm: Was für ein Kasten das war. "Und was jetzt?"
Fabienne machte die Tür auf, "Wir verfolgen die zwei."
Sie stiegen also aus und gingen den beiden nach. Man konnte aus der Distanz erkennen, dass die zwei sich gut verstanden, denn ihre Mienen wirkten ganz entspannt, und sie lachten manchmal auch. Als sie an einer roten Ampel warten mussten, hielten Jean Claude und Fabienne extra Abstand, damit sie nicht auffielen.
Sie konnten hören, wie sich die beiden auf Türkisch unterhielten. Einmal schaute Sibel in ihre Richtung, aber sie schien nichts bemerkt zu haben. Es dauerte noch einen Moment, dann sprang die Ampel auf Grün. Sibel und dieser Achmet überquerten die Straße und gingen auf ein Lokal zu, das Café-Restaurant Irmela. Es befand sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses, neben einer Wäscherei und einem Laden für Zeitschriften. Vor dem Lokal standen schon Tische und Stühle, aber da es im Freien noch so kalt war, hatte sich dort niemand hingesetzt.
Die beiden machten die Glastür auf und gingen hinein; durch die lange Fensterfront konnte man sehen, wie sie an der Theke bestellten.
Das Café-Restaurant hatte einen Parkettboden und gelbe Wände mit eingerahmten Bildern, die eine südländische Meeresküste zeigten. Die Tische und Stühle waren aus einem dunklem Holz, das glänzte. Hier und da standen Grünpflanzen in Kübeln, und es gab auch Säulen, die weiß gestrichen waren.
Fabienne zeigte ihm an, er solle stehen bleiben. Sie fing an zu flüstern: "Ich gehe jetzt auch ins Lokal. Du bleibst draußen und passt auf, ja?!"
"Auf was denn?"
Sie runzelte die Stirn, "Pass einfach auf, ja?!"
Er wollte noch was sagen, aber da hatte sie sich schon von ihm
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