Madame Fabienne
einem Schuhladen stehen. Im nächsten Moment entdeckte sie ihr Spiegelbild auf dem Schaufenster. Ihr Gesicht war gerötet, und der Mund stand ihr ein wenig offen. Auf der Scheibe konnte sie auch einen Teil der Straße sehen, der hinter ihr lag. Da erschien nun auch ein Mann, der offensichtlich nach jemand suchte— es war Hasan. Verflixt.
Als er noch näher kam, ging sie davon und achtete darauf, dass sich ihre Blicke nicht trafen. Ein Stück weiter hielt nun ein silbergrauer Mercedes am Straßenrand. Die Frau hinterm Lenkrad streckte sich zur Beifahrerseite und machte dort die Tür auf. Das war ja Véronique. Sehr gut. Sie lief zum Wagen und ließ sich auf den Sitz fallen. Véronique fädelt sich sofort wieder in den Verkehr ein und fuhr davon.
Es brauchte einen Moment, bis ihr Atem ruhiger wurde, dann wandte sie sich an Véronique: "Folgt er uns?"
Sie sah in den Rückspiegel, "Ich glaube nein."
"Bist du sicher?"
"Mhm."
Fabienne zog ein Taschentuch aus ihrem Blazer und wischte sich den Schweiß von der Stirn: So war die Sache nicht geplant gewesen. Vielleicht würde Hasan mit Sibel über sie sprechen, oder Sibel erkannte selbst, dass sie sich in Gefahr befand. Wie dem auch sei, hier könnten sie nicht mehr angreifen.
Also müssten sie es wohl noch mal im Café Maxi versuchen. Jean Claude könnte sich umhören und vielleicht in Erfahrung bringen, wann Sibel sich dort gewöhnlich aufhielt. Sie würde sich mit ihm treffen und ihn dann einweisen. Je eher, umso besser.
Aber egal wie sie auch vorgingen, ihre Chancen waren schlechter geworden, weil die Gegenseite nun gewarnt war.
17
Als die Ampel auf Grün sprang, fuhr Didier über die Kreuzung und bog mit seinem Citroën in die nächste Seitenstraße. Hier müsste der Treffpunkt irgendwo sein, aber er konnte Hector nirgends entdecken. Könnte er sich überhaupt noch auf diesen Mann verlassen? Wahrscheinlich hatte Hector doch auch in der Pariser Zentrale angerufen und erfahren, dass es dem alten Gaston wieder besser ging. Was für Schlüsse würde der Kerl wohl daraus ziehen?
Vielleicht sollte er ihm noch Geld geben oder zumindest zusagen, so könnte er den anderen ruhig stellen.
Er schaltete einen Gang nach unten und fuhr extra langsam. Links und rechts befanden sich Häuserzeilen, und am Gehsteig waren fast überall Autos geparkt, doch Passanten konnte man keine entdecken. Die Sonne schien jetzt aus einem hellblauen Himmel, und ihm war unangenehm warm. Ob das an diesem Wetter lag, oder wurde er krank?
Vielleicht war es auch diese Stadt, die ihn fertig machte.
So wie es jetzt doch aussah, könnte er nicht mehr zurück in die Pariser Zentrale, oder schätzte er die Lage zu negativ ein? Scheiße, warum war auch der alte Gaston nicht verreckt?!
Ein Mann in schwarzen Klamotten kam nun aus einem der Hauseingänge heraus und sah in seine Richtung: Es war Hector Leroux. Gut, er war hier also richtig. Selbst aus der Distanz konnte man die Kälte spüren, die von Hector ausging. Er müsste also vorsichtig sein. Gäbe es ein Problem, könnte er sich allerdings wehren: Seine Pistole war griffbereit unterm Jackett. Niemand sollte es wagen, sich ihm in den Weg zu stellen.
Didier hielt am Straßenrand, und Hector stieg auf der Beifahrerseite ein, "Hallo, Boss."
"Wie sieht's aus?"
Hector zeigte auf eines der Häuser, schräg gegenüber. "Dort wohnt er, im ersten Stock."
"Bist du sicher?"
"Jean Claude Lang?! Ja."
Irgendwas stimmte nicht, oder? "Hast du sonst noch was rausfinden können?"
Hector zuckte mit den Achseln, "Dieser Jean Claude war unterwegs und ist erst vorhin zurück in seine Wohnung gekommen."
"Wo war er denn?"
"Boss, Sie wissen doch... Um jemand rund um die Uhr zu beschatten, brauchen wir mehr Leute."
"Die haben wir aber nicht." Seine Stimme wurde lauter, obwohl er das gar nicht wollte. "Wir machen das allein, und das klappt auch." Er dürfte nicht die Nerven verlieren, nur Ruhe bewahren. Hier konnten sie nicht stehen bleiben: Dieser Jean Claude könnte den Citroën sehen, wenn er aus dem Fenster schaute.
Didier fuhr also noch ein Stück weiter und hielt wieder am Gehsteig. Man konnte nur einen Passanten entdecken, einen alten Mann, der einen Hut trug. Er schien sich nicht für sie zu interessieren und verschwand gleich wieder. Es gab auch nur einen einziges Geschäft, einen Obst- und Gemüseladen, bei dem nichts los war. Durch das Schaufenster konnte man sehen, wie sich die Verkäuferin mit einem Unterarm auf die Kasse lehnte.
Hector zeigte auf
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