Madame Fabienne
setzte sich wieder in den Opel und schlug den Weg zur Villa ein. Links und rechts erstreckte sich ein Rasen, der wegen der Winterkälte in einem schlechten Zustand war.
Als er hielt, stieg Fabienne gleich aus und betrachtete sich das Anwesen, ohne etwas zu sagen.
Jean Claude holte erst mal das Gepäck aus dem Kofferraum und schaffte es zum Eingang: Sie könnte ja ruhig ein bisschen beim Tragen helfen. "Hallo, wie geht es jetzt weiter?"
"Sie haben doch die Schlüssel, oder?!"
"Jaja." Bevor er noch etwas sagen konnte, wandte sie sich von ihm ab und ging um die Villa herum. Einen Moment konnte er sie noch zwischen den kahlen Bäumen sehen, aber dann verschwand sie aus seinem Blickfeld. Aber auch egal, wie ihm das inzwischen alles auf die Nerven ging.
Er schloss auf und betrat die Villa. Zuerst kam eine Diele, wo es eine leere Garderobe gab und einen Wandspiegel, in dem man sich ganz sehen konnte; danach folgte ein langer Flur mit Türen auf beiden Seiten. Er ging nach rechts und kam in einen Salon, wo das Sonnenlicht durch die Gardinen fiel und ein Muster auf die Möbel warf. Es gab eine lange Fensterfront, die bis zum Boden reichte; dahinter befand sich eine überdachte Terrasse und ein Garten. Er hielt die Hände neben die Augen und sah nach draußen: Auch dort standen Bäume, und es gab lebensgroßen Skulpturen, Flussnymphen aus grauweißem Marmor. Weiter in der Ferne sah man einen trockenen Brunnen, der halb mit Laub bedeckt war.
Wo war nur diese Fabienne?
Jean Claude machte die Glastür auf und trat auf die Terrasse, dabei hörte man seine Schritte auf den Steinplatten. Fabienne kam durch den Garten zu ihm, "Es ist ganz nett."
"Ganz nett?"
Sie stellte sich neben ihn und sprach leiser, "Ja, aber das Auto geht nicht."
"Wie?" Er sah sie fragend an.
"Wir brauchen ein anderes Auto, sagen Sie das den Leuten in der Fabrik."
Das verstand er jetzt nicht: Was war denn mit dem Opel falsch?
"Und bringen Sie mir die fehlenden Details für meinen Auftrag."
"Auftrag?!"
"Wir besprechen das drinnen", sie wies mit dem Kopf zum Salon. Sie gingen hinein, und Fabienne schloss die Glastür. "Bringen Sie mir bitte auch den Vorschuss, der noch aussteht."
Einen Moment stand ihm der Mund offen, "Davon weiß ich gar—"
"Heute Abend noch."
"Aber—"
"Bitte heute Abend noch. Ich warte auf Sie."
Hoffentlich müsste nicht er sich darum kümmern... Einen Moment schwiegen die beiden, und es war fast ganz still: Nur der Wind kam manchmal auf und blies durch die kahlen Bäume. Ein Seufzer glitt ihm über die Lippen, "Ich spreche mit dem Vorgesetzten in der Fabrik, aber ich kann natürlich nichts zusagen."
Sie grinste ein bisschen.
Wusste sie mehr als er? Worum ging es hier eigentlich?
"Heute Abend, Monsieur Lang."
Wie sie das gesagt hatte. Er nickte nur und sah dann auf seine Armbanduhr, "Ich gehe jetzt besser."
"Ich verlasse mich auf Sie."
Er zögerte ein wenig, "Bis bald." Er ging nun durch den Flur nach draußen und stieg in den Opel. Es dauerte einen Moment, bis er den Wagen gewendet hatte, weil es vor dem Eingang nur wenig Platz gab. Er fuhr zurück zur Schwanthaler Allee und hielt dort, um zu schauen, ob frei war.
Sollte er das Tor wieder schließen? Nein, egal, nur weg hier. Ob er wirklich noch mal herkommen müsste? Vielleicht könnte er das verhindern, denn eigentlich sollte er an seinem Schreibtisch sitzen und sich um seine Frachtbriefe kümmern.
*
Fabienne war im Schlafzimmer und packte gerade ihre Koffer aus, als sie spürte, dass sich jemand der Villa näherte. Vielleicht war es Véronique. Sie lief in einen Raum auf der Vorderseite und lugte hinterm Vorhang nach unten: Es dämmerte schon, aber man konnte noch deutlich den Rasen sehen, der sich bis zum Zaun erstreckte.
Dahinter befand sich die Schwanthaler Allee, die menschenleer war. Der Wind frischte auf und blies durch die kahlen Bäume, die auf dem Mittelstreifen wuchsen; dabei bewegten sich die Zweige hin und her.
Das Tor stand immer noch offen, und ein silbergrauer Mercedes fuhr nun aufs Grundstück; man hörte, wie der Motor brummte. Der Wagen nahm den Weg zur Villa und blieb schließlich vorm Eingang stehen. Fabienne streckte sich, damit sie mehr sehen konnte. Die Frau hinterm Lenkrad trug eine schwarze Schirmmütze und stieg nun aus.
Es war Véronique. Sie kam auf das Gebäude zu und verschwand aus ihrem Blickfeld. Gleich darauf hörte man, wie unten die Haustür aufging.
Fabienne huschte nach draußen in den Flur und stellte sich ans
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