Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
Vom Netzwerk:
stellen.«
    Er verschrieb ein spezielles Hustenmedikament und eine Eukalyptussalbe für Brust und Rücken, um ihm das Atmen zu erleichtern. Doch auch mit Heilmitteln und beruhigenden Worten ausgestattet, machte ich mir noch Sorgen um Bumby. Ich fühlte mich schlecht, weil ich nicht erkannt hatte, dass er längst einen Arzt gebraucht hätte.
    Sobald wir die Diagnose erhielten, begann Sara aufgeregt unseren Umzug in ein Hotel in der Stadt zu planen. »Ihr seid nach wie vor unsere Gäste«, versicherte sie mir. »Wir können ihn nur einfach nicht hierbehalten. Das verstehst du doch, oder?«
    Natürlich verstand ich es. Ich fühlte mich ganz scheußlich, weil wir den anderen so viele Sorgen bereiteten. Während ich unsere Sachen packte, konnte ich nicht aufhören, mich zu entschuldigen.
    Die Murphys ließen uns von ihrem Chauffeur zu unserer neuen Unterkunft bringen und schickten ihn am nächsten Morgen mit frischem Obst und Gemüse aus ihrem Garten zu uns. Sie waren insgesamt äußerst großzügig, und ich weißnicht, was wir dort getan hätten, wenn nicht jemand nach uns gesehen hätte. Doch bei der Krankenpflege halfen sie mir nicht, und sie konnten auch nichts an meiner Isolation ändern. Ich wusste, dass es mir allein zu viel sein würde, also schickte ich ein Telegramm an Marie Cocotte in Paris, in dem ich sie bat, zu kommen und mir mit Bumby zu helfen, und eins an Ernest in Madrid, in dem ich ihm unsere Situation schilderte. Ich schrieb ihm allerdings nicht, dass er kommen solle, denn ich wollte, dass er aus eigenem Antrieb oder gar nicht kam.
    Kurz nachdem bekannt war, dass wir unter Quarantäne gestellt werden mussten, boten Scott und Zelda an, uns ihre gemietete Villa in Juan-les-Pins zu überlassen. Sie würden in eine größere Villa in der Nähe des Casinos ziehen, die einen Privatstrand besaß. Es war wirklich ein Geschenk des Himmels. Das Haus mit seinen hübschen handbemalten Kacheln war ganz entzückend, und dahinter befand sich ein kleiner Garten voller Mohnblumen und Orangenbäumen, wo Bumby sicher spielen konnte, ohne andere Kinder anzustecken. Dennoch fühlte ich mich niedergeschlagen und einsam und befürchtete, Bumby könnte einen Rückfall erleiden. Ich rieb ihn mehrmals am Tag mit Eukalyptusöl ein und versuchte ihn mit allen Mitteln dazu zu bringen, seine bittere Medizin zu schlucken. Nachts stand ich alle paar Stunden auf, um sicherzugehen, dass nicht erneut Fieber ausgebrochen war. Der Arzt kam einmal täglich, ebenso wie die Telegramme aus Bologna und Madrid. Pauline teilte mir mit, wie leid es ihr um mich, aber auch um Ernest täte, der ja immer noch allein in Spanien und schon ganz verzweifelt sei. Ich wurde beim Lesen dieser Worte so wütend, dass ich ihr am liebsten zurückschreiben wollte, dass sie ihn haben konnte, doch am Ende faltete ich das Telegramm bloß dreimal und zerriss es dann in kleine Stücke.
    Als ich eines Abends mit einem Buch in unserem kleinen Garten saß, hörte ich ein Auto hupen, und da kamen auchschon die Murphys, die Fitzgeralds und die MacLeishs in drei verschiedenen Autos die Auffahrt hinauf. Sie hielten direkt vor der Terrasse mit dem Eisengitter an, und die Frauen glitten in ihren langen, wunderschönen Kleidern aus den Wagen und sahen dabei aus wie Kunstwerke. Auch die Männer sahen blendend aus in ihren Anzügen, und alle waren in bester Stimmung. Gerald hielt einen Krug mit kaltem Martini hoch, und als ich auf die Terrasse kam, reichte er mir ein Glas.
    »Hier kommt Verstärkung«, rief er, offensichtlich zufrieden mit sich selbst, weil er die Idee gehabt hatte. Alle versammelten sich, um ihr Glas zu erheben, mit Ausnahme von Scott.
    »Ich wollte keinen Tropfen mehr anrühren und gebe mir alle Mühe, auch dabei zu bleiben«, erklärte er.
    Zelda runzelte die Stirn. »Das hört sich so furchtbar langweilig an, Darling.«
    »Das mag sein«, gab er zu. »Aber heute werde ich trotzdem ein braver Junge sein. Lächle doch einmal für mich, Hadley.«
    Wir standen alle am Terrassengeländer und unterhielten uns ein paar Minuten lang, dann schlüpften sie zurück in ihre Wagen und fuhren ab in Richtung Casino, gefolgt von ihrem ausgelassenen Lachen. Ich sah sie verschwinden und fragte mich, ob ich ihr Erscheinen wohl nur geträumt hatte. Dann ging ich ins Haus, um mich mit einem Buch früh ins Bett zu legen. Als Ernest zehn Tage nach Beginn unserer Quarantäne endlich aus Madrid kam, gaben die Murphys für ihn im Casino eine Party mit Champagner und Kaviar. Marie

Weitere Kostenlose Bücher