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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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Vorstellungen. Sie bezahlten einen Hotelbesitzer in der Stadt, für sie allein das ganze Jahr geöffnet zu haben, und schon bald blieben auch andere Hotels geöffnet, undweitere wurden gebaut. Der Strand war einst unter Seetang begraben gewesen, doch Gerald hatte ihn eigenhändig Abschnitt für Abschnitt gereinigt, und nun war er strahlend sauber. Bevor die Murphys erschienen und es zur Mode machten, war noch gar niemand auf die Idee gekommen, sich am Strand zu sonnen. Sie hatten hier also das Sonnenbaden erfunden, und wenn man sich nur eine Weile in ihrer Nähe aufhielt, bekam man den Eindruck, sie hätten alles erfunden, was gut und angenehm und zivilisiert war.
    Ihr Anwesen befand sich auf einer drei Hektar großen Fläche voller Terrassengärten, auf denen überall Sonnenwenden blühten. Außerdem wuchsen dort Zitronen, Datteln, Oliven und Pfefferbäume. Neben dem Gästehaus gab es noch einen kleinen Hof mit Stall, ein Gärtnerhäuschen, ein Chauffeurshäuschen, ein Spielhaus für die drei Kinder der Murphys und ein Atelier, in dem Gerald seine Bilder malte. Bevor wir uns auf den Weg zum Hauptgebäude machten, führte er uns bis zum Ende eines felsigen Pfades, der auf den strahlend weißen Sand ihres Privatstrandes führte. Scott und Zelda waren bereits dort, lagen auf großen Bambusmatten und tranken Sherry aus feinen Kristallgläsern. In ihrer Nähe spielte Scottie mit den Murphy-Kindern in der Brandung, und sie waren alle ganz blond und braungebrannt von der Sonne.
    »Komm, trink etwas mit uns, Hadley«, forderte Zelda mich auf und erhob sich, um mich auf beide Wangen zu küssen. »Nach Geralds Fahrkünsten hast du das doch bestimmt nötig.«
    »Man ist wirklich wie paralysiert, wenn man über die Küstenstraße hierher fährt«, sagte ich.
    »Scotts Cocktails sind auch paralysierend, aber das ist ja das Schöne daran«, erwiderte sie, und wir alle lachten.
    »Wie kommt Hem voran?«, fragte Scott, der seine Augen mit der Hand abschirmte, um zu mir aufzuschauen.
    »Ganz gut, denke ich. Das Schreiben läuft nicht schlecht.«
    »Er soll verflucht sein«, rief Scott fröhlich. »Für ihn läuft immer alles gut, oder nicht?«
    »Hat er das gesagt? Glaub ihm kein Wort.«
    »Da siehst du es«, bemerkte Zelda, als würde sie etwas zwischen den beiden klären.
    »Ja, Darling. Ich habe sie gehört.« Dann streckten beide Gerald ihre Gläser hin, damit er ihnen neu einschenkte.
    Im Haupthaus war der Boden aus Marmor, die Möbel waren mit schwarzem Satin bezogen und die Wände strahlend weiß gestrichen. Die Strenge des Farbschemas wurde überall von bunten Blumen aus dem Garten aufgehoben: frisch gepflückter Jasmin, Gardenien und Oleander standen neben Rosen und Kamelien. Das Ganze war atemberaubend, und ich fühlte, wie ich mit meiner abgetragenen Sommerjacke deutlich herausstach, selbst als ich nur im Eingang stand. Im Grunde besaß ich überhaupt kein Kleidungsstück, das hierher passte.
    »Sara ist in ihrem Zimmer, sie ist leicht erkältet«, erklärte Gerald. »Sie kommt sicher bald runter, wenn sie sich ein wenig ausgeruht hat.«
    Bumby und ich zogen unsere Badesachen an und gingen hinunter an den Strand, um dort auf Sara zu warten, doch sie kam den ganzen Tag nicht heraus. Ich begann mich schon zu fragen, ob sie mich absichtlich mied, doch abends erschien der Arzt der Murphys, um nach ihr zu sehen.
    »Er könnte auch gleich einen Blick auf Bumby werfen«, schlug Gerald vor. »Sara kann ihn sogar von ihrem Zimmer oben aus husten hören. Das klingt wirklich besorgniserregend.«
    »Ja, nicht wahr? Ich hatte gehofft, die Mittelmeerluft würde ihm guttun.«
    »Das wird sie vielleicht auch, aber warum fragen wir nicht trotzdem den Arzt? Nur um sicherzugehen.«
    Ich stimmte ihm zu, und nach einer gründlichen Untersuchung auf dem Bett des Gästehauses, bei der sich Bumby lammfromm verhielt und sich bis auf die Unterhosen ausziehen ließ, diagnostizierte der Arzt Keuchhusten.
    »Keuchhusten?«, fragte ich alarmiert. »Das ist etwas Ernstes, oder?« Das Wort, das mir zuerst in den Sinn kam, war
tödlich
, doch ich war geistesgegenwärtig genug, es nicht vor Bumby auszusprechen.
    »Bitte beruhigen Sie sich, Mrs. Hemingway«, sagte der Arzt. »Seinen Symptomen nach hat der Junge die Krankheit wahrscheinlich schon seit Monaten. Das Schlimmste ist vorüber, aber er braucht viel Ruhe, um sich völlig zu erholen, und er darf nicht in die Nähe von anderen Kindern. Wir müssen ihn für mindestens zwei Wochen unter Quarantäne

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