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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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geworden. Es fing mit einem Schniefen an, aber bald bekam er auch Fieber. Mittlerweile war er blass und apathisch und kämpfte gegen einen furchtbaren Husten an, der nachts immer am schlimmsten war und uns beide wach hielt. Wir blieben also in der Wohnung. Ich las ihm Bücher vor und dachte mir alberne Liedchen aus, um ihn abzulenken, doch es war keine leichte Aufgabe, auch nur für ein paar Minuten ohne Unterbrechung zu vergessen, dass mein Leben gerade in Stücke fiel.
    Alle paar Tage bekamen wir ein Telegramm von Ernest. Er war unglücklich in Madrid. Die Stadt war zu kalt und staubig, und es gab nur ein paar vereinzelte gute Corridas. Alle Stiere waren unerklärlicherweise schwach und kränklich, und er fühlte sich selbst wie ein kranker Stier. Er hatte niemanden, mit dem er sich betrinken konnte. All seine guten Freundewaren weit weg, und er war sehr einsam. Immerhin schrieb er. An einem Sonntagnachmittag hatte er drei Storys beendet, von denen er zuvor nur lose Entwürfe besessen hatte. Diese positive Energie schien ihn nicht zu verlassen. Er wollte weiterschreiben und sie ganz ausspielen. Ob Bumby und ich ihn denn nicht besuchen könnten? Wenn, dann sollten wir uns beeilen. Er brauchte bald Gesellschaft, um nicht durchzudrehen.
    Ich antwortete ihm, dass es Bumby für eine längere Reise zu schlecht ging. Und ich fühlte mich auch nicht in der richtigen Verfassung. Ich wusste nicht, wo Ernest und ich derzeit standen, und ich glaubte nicht, dass ich es ertragen würde, das Ende der Sache in einem Hotelzimmer in Spanien abzuwarten und täglich Telegramme von Pauline eintreffen zu sehen. Nein, die Distanz war besser, und seinem Schreiben half sie ja schließlich auch. Er hatte immer schon in schwierigen Zeiten gut schreiben können, als ob der Schmerz ihm dabei half, sich selbst auf den Grund zu gehen und den Apparat erst richtig ins Laufen zu bringen. Genauso wenig überraschte es mich, dass er sich selbst bemitleidete. Manche Männer lieben die Einsamkeit, doch Ernest gehörte nicht zu ihnen. Wenn er allein war, trank er zu viel, was ihn um den Schlaf brachte, und zu wenig Schlaf holte die schlimmen Stimmen und Gedanken aus ihren Tiefen, woraufhin er dann noch mehr trank, um sie zum Schweigen zu bringen. Und auch wenn er es nicht vor mir zugab, wusste ich, dass er darunter litt, dass er mich mit seiner Affäre so tief verletzt hatte. Und es tat mir weh, zu wissen, dass er litt. So kann man sich in der Liebe verheddern. Ich konnte nicht aufhören, ihn zu lieben, und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, für ihn sorgen zu wollen – aber ich ließ mir trotzdem Zeit, seine Briefe zu beantworten. Schließlich litt ich ebenfalls, und mir kam auch niemand zu Hilfe.
     
    Spät im Mai hatte Bumbys Husten sich etwas verbessert und ich packte unsere Sachen und fuhr mit ihm nach Cap d’Antibes, wo uns Gerald und Sara Murphy ins Gästehaus ihrer Villa America eingeladen hatten. Viele unserer Freunde waren bereits da. Scott und Zelda befanden sich ganz in der Nähe in der Villa Paquita in Juan-les-Pins, und Archie und Ada MacLeish hatten ihr Domizil in einer kleinen, ein paar Kilometer entfernten Bucht. Dort schien die Sonne, man konnte schwimmen und vorzüglich essen, und auch wenn ich wusste, dass es unangenehm für mich werden könnte, da nun schon seit einiger Zeit über uns getuschelt wurde, war ich doch nicht so provinziell, zu glauben, unsere Geschichte könne diese Leute allzu lang interessieren. Immerhin waren für Zelda schon Männer gestorben, und sie prahlte damit auch herum. Unsere Sache war im Grunde nur eine Randnotiz wert, wenn man es in diesem Licht betrachtete. Und wie riskant es auch sein mochte, ich brauchte die Erholung. Ernest würde zu uns stoßen, wenn er in Madrid fertig war, und ich hoffte, dass ich mich bis dahin wieder genug wie ich selbst fühlen würde, um ihm entgegenzutreten.
    Gerald holte uns vom Bahnhof ab und brachte uns in einem erschreckend schnellen zitronengelben Sportwagen zur Villa America. Ich konnte gar nicht anders, als von all dem beeindruckt zu sein. Die Murphys hatten der Villa über ein Jahr lang den letzten Schliff gegeben, während sie in einem Hotel in der Stadt lebten. Bevor sie nach Antibes kamen, war dort im Grunde gar nichts gewesen. Die Stadt war klein und verschlafen und hatte nur eine kurze Frühlingssaison. Niemand fuhr im Sommer an die Riviera, doch die Murphys liebten den Sommer und sie liebten Antibes, und so gestalteten sie den Ort nach ihren

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