Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
keinen Körpersender benutzt haben. Das kommt immer mehr in Mode«, sagte Justin.
»Ein Körpersender? Was ist das denn?«, fragte Jeremy.
»Der wird in die Haut eingesetzt. Ungefähr wie ein Tattoo in Mikrochipform. Er sendet ein paar Tage lang und löst sich dann auf. Bei Leuten, die so etwas tragen, können wir unsere Abfangmanöver nicht durchführen.« Er warf die Handschellen neben das kaputte Armband. Der Unfall schien ihn überhaupt nicht zu berühren. Dabei hatte seine Gleichgültigkeit fast schon etwas Verstörendes.
»Wir sind höchstens 60 km/h gefahren«, sagte Justin, ohne mich anzuschauen. Anscheinend hatte er wieder einmal meine Gedanken erraten. »Schneller wird ein ZipShuttle nicht. Die Airbags haben ihre Belastungsgrenze bei 100 km/h. Ich habe schon schlimmere Unfälle gesehen, also glaub mir, niemand ist in Lebensgefahr.«
Ich beeilte mich, hinten einzusteigen, und Jeremy setzte sich neben mich. Der Fahrer stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als er den zerquetschten Wagen und die Trümmer auf der Straße sah. Seine dunklen Augen wirkten genauso gleichmütig wie Justins, als wäre er schon ein paar Hundert Mal bei solchen Szenen dabei gewesen.
Ich starrte durch das Rückfenster und sah zu meiner Erleichterung tatsächlich, wie die beiden Polizeibeamten sich aus den Airbags wühlten. Dem Wagen fehlte die Motorhaube. Wahrscheinlich war das der schwarze Schatten gewesen, der gegen unser Fenster geprallt war.
»Ziemlich cooler Crash«, sagte der Fahrer. »Zehn Punkte in der B-Note.«
Justin tippte eine Nachricht in sein Phone. »Klappt jedes Mal«, sagte er. »Irgendwann sollte die Polizei lernen, dass es unhöflich ist zu drängeln.« Er drehte sich zu uns um und stellte uns den Fahrer vor, der Matt hieß.
Matt fragte, wo er uns hinbringen sollte.
»Wir könnten was zu essen brauchen«, schlug Justin vor.
»Ich kenne ein Restaurant, das jetzt noch offen hat«, sagte Matt. »Italienische Küche, direkt am Fluss, nennt sich Kliffblick . Fantastische Pizza mit hauchdünnem Teig.«
Justin sagte: »Ich bin ja mehr für die amerikanischen XXL -Pizzen, aber …«
»Okay, jetzt reicht es«, unterbrach Jeremy die beiden und lehnte sich zwischen den Sitzen nach vorn. »Wollt ihr hier wirklich anfangen, über Pizza zu diskutieren? Nach allem, was gerade passiert ist?«
»Für Justin war das eine ziemlich normale Nacht«, erklärte ich ihm.
»Mir sind immer noch die Cops auf den Fersen«, sagte Jeremy. »Solltet ihr mich nicht schleunigst zur nächsten Grenze bringen?«
»Niemand wird dich finden«, sagte Justin. »Ich habe die Funksignatur deines Armbands an Scott weitergegeben, der jetzt gerade eine Bahn umprogrammiert, sodass deine Kennung von dort abgestrahlt wird. Dadurch haben wir genug Zeit, um in Ruhe zu essen. Anschließend bringt Matt dich in Sicherheit.«
Jeremy ließ sich zurück in den Sitz fallen und starrte uns der Reihe nach an. »Wer zur Hölle seid ihr Typen?«, wollte er wissen und da begann ich zu lachen. Ich war heute Abend gleich zwei Mal fast verhaftet worden. Eigentlich hätte ich gegen die Panik ankämpfen müssen oder Schuldgefühle wegen des Polizeiwagens haben sollen. Stattdessen schwebte ich auf Wolken. Inzwischen kannte ich diesen Effekt schon. Gegen die Regeln zu rebellieren versetzte mich in einen Rausch, nach dem ich langsam süchtig wurde. Ich liebte den Adrenalinkick.
»Also, ich bin Justin Solvi«, beantwortete Justin die Frage und grinste über seine Schulter.
Jeremy nickte. »Von dir habe ich schon gehört. Du hast im Netz die DS 4 Dropouts angeführt und bist so was wie der Gründungsvater der Rebellenbewegung. Jedenfalls hast du eine Menge Fans.«
»Eigentlich ist mein Vater der Gründungsvater«, scherzte Justin. »Das liegt wohl in der Familie.«
»Ich bin Maddie Freeman«, sagte ich und Jeremy starrte mich mit offenem Mund an.
»Jetzt echt? Kevin Freemans Tochter?«, fragte er. »Du bist mir gleich so bekannt vorgekommen. Mein kleiner Bruder findet dich scharf. Er hat ein Digitalposter von dir an der Wand.«
»Was? Von mir gibt es Poster?«
Justin nickte. »Habe ich auch schon gesehen«, ließ er mich wissen. »Du bist sehr fotogen.«
»Ganz nebenbei … hattest du dir nicht für heute freigenommen?«, fragte Matt.
Justin nickte wieder und steckte das Phone zurück in die Jackentasche. »Ich hatte eigentlich auf ein heißes Date gehofft.«
»Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat«, meinte Matt.
Justin schaute mich an. »Ich hoffe, die
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