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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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verwandelt, von dem mir die Lippen aufspringen. Und als wir uns trennen, als ich ihn verlasse, weil ich seine Zweideutigkeiten, seine Betrügereien, seine nach Geld schielende Liebe leid bin, bittet er mich, ohne rot zu werden, um Geld, damit er
seinen Lebensstil aufrechterhalten kann, an den ich ihn, wie er sagt, gewöhnt habe.
    Â 
    Gestern war ich kurz im Haus, um ein paar Sachen zu holen, die in wenige Tüten und Kartons passen. Es ist kalt, ich habe einen dicken Pulli angezogen und mache mir einen Tee. Die Feuchtigkeit des Walds von Rambouillet zieht unter den Türen durch. Das Laub hat sich schon verfärbt, und die Sonne kann die Luft nicht mehr erwärmen. Ich mag die großen Fenster dieses Hauses und die Geräusche der Tiere, die abends ganz dicht daran vorbeistreichen. Vielleicht hätte es mir letzten Endes gefallen. Ich bin eigentlich gar nicht richtig eingezogen. Ich habe hier fast nicht gelebt. Nur selten in dem großen Bett oben im Schlafzimmer geschlafen. Hier sind wenige Sachen von mir, wenig, was ich zusammenpacken muss. Dabei war es unser Haus. Als wir es vor einigen Monaten gefunden haben, war ich hingerissen, schwebte auf Wolken. Ich sah mich schon darin leben, glaubte, in dieser Hütte wäre unsere Liebe geborgen. Mit einem Ehepaar, das in einer Hausmeisterwohnung wohnte und uns schützte. Und außerdem wollte ich ihm eine Freude machen.
    Â 
    Mein Verehrer wartet nicht einmal, bis alles Laub von den Bäumen gefallen ist, dann lässt er mich vom Gericht vorladen. Bald wird er mir vorwerfen, dass ich ihn geliebt und ihm so viel gegeben habe. Ich bin am Boden. Nicht nur deshalb, sondern auch weil er all meinen Hoffnungen einen tödlichen Stoß versetzt hat. Er hat es geschafft, mein gerade wiedergefundenes Lächeln wegzuwischen. Das erste seit Mamans Tod.

14
Der traurige Clown
    Mein viertes Album soll ein amerikanisches sein. Ich bin ein bisschen groggy, als ich an einem Morgen des Jahres 1996 in New York ankomme, das völlig in Dunst gehüllt ist. Ich weiß, wie groß die Chance ist, doch ich habe ein ungutes Vorgefühl. Ich sehe die riesigen Straßenkreuzer, die mir schon bei meinen vorangegangenen Tourneen seltsam vorgekommen sind, die zu hohen Gebäude, die Straßen voller Gezappel und Gehupe, das Gerenne der Leute mit ihren Papiertüten in der Hand und überall diese Hotdogs. Und dann die Limousine, in der wir herumgefahren werden, mit ihrer extravaganten Bar und den getönten Scheiben. Das ist alles völlig durchgeknallt. Ich hingegen bin ruhig. Eher glücklich darüber, da zu sein, durchzuatmen, wieder unterwegs zu sein. Ich möchte Abwechslung und suche sie hier im Land der Verheißungen und des neuen Elans. Ich werde mein Album mit einem genialen Produzenten aufnehmen, das ist ein Privileg. Er hat schon Titel von Titanen wie Paul Simon und Billy Joel gemacht. Es ist Phil Ramone. Unglaublich, die kleine Bierfestsängerin wird von Phil Ramone produziert.
    Ich bin in meinem Hotelzimmer in New York und in Gedanken ganz bei dem schon zurückgelegten Weg, als mein Bruder Dany anruft. Schon seine Stimme sagt mir, dass es ein Problem gibt. Mit Papa.
    Einige Wochen vor meiner Abreise nach Amerika ist mein Vater schwer gestürzt, ein Sturz mit Folgen: Er musste operiert
werden, weil seine Hüfte stark verletzt war. Er sollte eine künstliche Hüfte eingesetzt bekommen. Als ich in das Flugzeug nach New York stieg, ging es ihm gut. Und jetzt erklärt mir Dany, dass es Papa sehr schlecht geht, dass ich kommen muss. Er muss es wissen, weil er in der Pflegedienstleitung des Krankenhauses arbeitet, in dem unser Vater liegt.
    Â 
    Seit Maman von uns gegangen ist, geht es Papa nicht gut. Der joviale, immer lächelnde Joseph ist im Schmerz erloschen. Ich nehme ihn, soweit es nur geht, mit in die Ferien, bringe ihn auch oft in meiner kleinen Wohnung in der Rue du Sabot unter. Ich tue also alles, um ihn aufzuheitern. Hin und wieder ist es mir gelungen. Wie im letzten Sommer, als wir mit Freundinnen in der Sonne des Südens Urlaub machten und uns zum Spaß verkleideten. Doch was ihm vor allem gefiel, war das Boulespiel am Spätnachmittag.
    Ich steige also wieder ins Flugzeug, um nach Forbach zu kommen, und erfahre bei meiner Ankunft im Krankenhaus, dass mein Vater sich nicht von der Operation erholt, dass sein Körper die neue Prothese abstößt. Es liegt mir fern, wem auch immer Vorwürfe zu machen, doch ich

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