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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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mit solcher Wucht, dass Richard die Aufgewühltheit spüren konnte, die der Wirt in sich trug. »Keiner von ihnen ist krank geworden!«
    Nachdenklich fuhr sich Richard über das Kinn. Er hatte in der »Diele« außer dem Bier nichts zu sich genommen. Dennoch fragte er: »Haben die beiden Männer etwas bei Euch gegessen?«
    Niklas schüttelte den Kopf.
    Richard ließ von seinem Kinn ab, rieb sich stattdessen die Wange. Seine Finger schabten über die Bartstoppeln, die darauf sprossen. Es wurde höchste Zeit, dass er zu Hause ein Bad nahm.
    Er unterdrückte ein Seufzen.
    »Wisst Ihr, wo Arnulf ist?«, fragte er Niklas.
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Hoffentlich dabei, meine Unschuldzu beweisen.« Er hieb die Axt in den Holzblock und machte sich daran, die gespaltenen Scheite in einen riesigen Weidenkorb zu legen. Richard sah ihm zu und fragte sich, wie der Wirt diese Last tragen wollte. Noch während er darüber nachdachte, trat der junge Mann mit dem roten Hund auf den Hof, der geholfen hatte, ihn ins Fischerhaus zu schaffen.
    »Niklas!«, sagte er und grüßte Richard dann mit einem Nicken. Richard konnte Erstaunen darüber in seinen Augen lesen, ihn hier anzutreffen. »Arnulf schickt mich. Er sagt, du sollst mir einen Krug von dem Wein geben, den du Rotgerber ausgeschenkt hast – und einen von dem Bier, das Richard getrunken hat.«
    Niklas beugte sich vor, umfasste den inzwischen vollen Korb mit beiden Armen. Mit einem lauten Prusten hob er ihn an. Die Adern an seinem Hals und seinen Schläfen traten hervor, doch seine Schritte waren verblüffend sicher, als er seine Last in die Schankstube schleppte.
    Richard und Jonas folgten ihm. Der rote Hund, dessen Namen Richard vergessen hatte, zog es vor, draußen zu bleiben und in den Ecken herumzuschnüffeln.
    Nachdem Niklas den Korb neben dem Kamin abgesetzt und seinen Rücken durchgestreckt hatte, gab er Jonas einen Wink. »Komm mit!« Gemeinsam verschwanden die beiden hinter der Theke und dann durch eine Tür in einem Raum, den Richard für die Küche oder eine Speisekammer hielt. Als sie wieder zum Vorschein kamen, hielt Jonas zwei mit Stopfen verschlossene Krüge im Arm.
    »Das ist genau der gleiche Wein, wie ich ihn Öllinger und Rotgerber gegeben habe«, sagte der Wirt. »Mit den gleichen Gewürzen.«
    Richard horchte auf. »Rotgerber hat Würzwein getrunken?«
    Statt ihm zu antworten, warf Niklas einen Blick aus dem Fenster. »War ziemlich kalt an dem Morgen. Und Rotgerber mag meinen Würzwein. Er ist besser als das Gesöff, das sie in Heilig-Geist ausschenken, sagt er. Darum sind die beiden auch hierhergekommen, obwohl sie da schon gefrühstückt hatten.«
    Etwas klingelte in Richards Hinterkopf, als er das sagte, aber er bekam den Gedanken nicht zu fassen. »Was für Gewürze tut Ihr rein?«, erkundigte er sich.
    »Nelken und Honig hauptsächlich. Ein bisschen Kuchelkraut undZingiber.« Es war Niklas anzusehen, dass er das Rezept nur ungern verriet, doch das war Richard in diesem Moment einerlei.
    In Gedanken ging er die vier verschiedenen Inhaltsstoffe durch. Allesamt besaßen sie, wenigstens soweit er wusste, keinerlei giftige Eigenschaften. Seine Gedanken wanderten zu Katharina. Sie würde ihm bestimmt sagen können, ob er mit dieser Einschätzung richtig lag oder nicht.
    Er wies auf die Krüge in Jonas’ Händen. »Was hat Arnulf damit vor?«
    »Ich glaube, er will jemanden fragen, ob sie giftige Substanzen enthalten. Er hat gesagt, er kennt da ein, zwei Leute.«
    Richard nickte. Vermutlich dachte Arnulf an genau die gleichen Personen wie er. »Wo ist er im Moment?«, erkundigte er sich bei Jonas.
    »Wir waren eben bei einer Frau namens Lisa.« Jonas verzog das Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. »Danach hat er gesagt, er will ins Lochgefängnis.«
    Das Klicken, mit dem die Haustür hinter Richard ins Schloss fiel, hallte in Katharinas Kopf wider wie in einem leeren Raum voller Spinnweben. Für einen Moment stand sie regungslos da, die Hand gegen das Türblatt gelegt und den Kopf gesenkt, und das Einzige, was sie denken konnte, war: Geh nicht fort!
    Sie wollte die Tür wieder aufreißen, Richard nachlaufen, ihn festhalten. Sie tat es nicht. Stattdessen hob sie den Kopf, blinzelte gegen die Flut der Tränen an, die sich in ihren Augen sammelte.
    »Kann ich irgendwas tun?«, fragte Donatus hinter ihr.
    Sie zuckte zusammen. Sie war so mit ihren Gefühlen beschäftigt gewesen, dass sie nicht gehört hatte, wie er aus der Stube getreten war.
    »Wie lange

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