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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Tat ertappt.« Er warf sich in die Brust. »Von mir, nebenbei bemerkt.«
    Bevor Katharina darauf noch etwas erwidern konnte, schob sich Hiltrud neben sie. Sie füllte beinahe den gesamten Türrahmen aus, und Katharina musste ein wenig zurücktreten, um ihr Platz zu machen. »Wer ist es?«
    Mit einem Schlag kehrte das Grinsen zurück in Silberschlägers Miene, und diesmal wurde es von einem Funkeln in den Augen begleitet, bei dessen Anblick Katharinas Leib sich verkrampfte.
    »Oh«, sagte Silberschläger vergnügt. »Ihr dürftet ihn kennen. Ein junger Mann namens Tobias Weinmann.«
    Katharina stieß einen leisen Schrei aus. »Das ist unmöglich!«
    »Ich fürchte nicht. Denn wie ich eben schon sagte, wurde er von mir auf frischer Tat ertappt.«
    »Was …«, Katharinas Stimme versagte beinahe, »… geschieht jetzt mit ihm?« Hiltruds Hand legte sich schwer auf ihre Schulter, und es war nicht klar, ob sie bei ihr Halt suchte oder ob sie sie stützen wollte.
    »Ich vermute, zurzeit bekommt er gerade seine Henkersmahlzeit.«
    Das letzte Wort dröhnte in Katharinas Verstand, doch es ergab nicht den geringsten Sinn. Katharina hob eine Hand vor den Mund, verwehrte es sich, nachzufragen.
    »Seine Hinrichtung ist für die Mittagsstunde angesetzt«, sagte Silberschläger.
    Hiltrud schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich! So schnell ordnet der Stadtrat keine Hinrichtung an! Sie müssen ihn erst befragen, brauchen ein Geständnis, bevor …«
    »Nun, ich kann Euch versichern, dass alles getan wurde, um dem Gesetz Genüge zu tun.« Silberschläger setzte seinen Hut auf. »Da ich mich gestern ein wenig, hm, unangemessen Euch gegenüber verhalten habe, Frau Jacob, dachte ich mir, ich mache es heute wieder gut, indem ich Euch von der angesetzten Hinrichtung erzähle und Euch so Gelegenheit gebe, Euch von Tobias zu verabschieden. Aber da Ihr offenbar meine guten Absichten nicht zu schätzen wisst …«, er deutete eine leichte Verbeugung an, »… bleibt mir nur noch, Euch einen gesegneten Sonntag zu wünschen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte mit langen Schritten davon.
    »… da ich mich gestern ein wenig unangemessen Euch gegenüber verhalten habe!«, äffte Hiltrud seine heisere Stimme nach. Wütend sah sie ihm nach. »Selbstgefälliger Scheißkerl!«
    Katharina war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. »Was machen wir jetzt?«, wisperte sie.
    Nachdem Richard Katharina mitten in der Nacht verlassen hatte, ging er zunächst an seinem Haus in der Tuchgasse vorbei, bis er auf dem Großen Markt vor dem Rathaus ankam. Der Schöne Brunnen lag einsamda im kalten Licht der Sterne. Richard ließ sich für eine Weile an seinem Rand nieder und starrte in das schwarze Wasser.
    Erst danach kehrte er nach Hause zurück. In der festen Überzeugung, für den Rest der Nacht kein Auge zumachen zu können, warf er sich noch halb angezogen auf sein Bett, doch die Erschöpfung, die seinen Körper und auch seinen Geist ergriffen hatte, forderte ihren Tribut. Bald darauf sank er in einen unruhigen Schlaf, in dem ihn ein düsterer Traum quälte.
    Er sah sich wieder durch die Gassen des Gerberviertels gehen. Mit festem Schritt griff er aus, und als er den Schrei der Marktfrau hörte, betrat er den Hinterhof, ohne zu zögern. Er sah sie von hinten, dann drehte sie sich um, ihre Augen aufgerissen vor Entsetzen, ihren Mund zu einem stummen, angstvollen Schrei geöffnet.
    Ihre Kehle unversehrt.
    Und dann fuhr der Schatten auf ihn zu. Diesmal sah Richard ihn nicht nur aus dem Augenwinkel, sondern er blickte ihm entgegen, sah seine formlosen Umrisse, ein düsteres Wabern wie von riesigen, gazeartigen Flügeln. Im nächsten Moment hüllte der Schatten ihn ein. Richard wurde von den Füßen gerissen. Er wollte nach seinem Schwert greifen, aber es gelang ihm nicht. Er konnte sich nicht rühren, und so vermochte er auch nicht zu verhindern, was nun geschah.
    Der Schatten verdichtete sich, bekam glühende Augen, nadelscharfe Reißzähne, und dann, als Richard schon glaubte, diese Zähne würden ihm die Kehle zerfetzen, sank der Schatten einfach durch ihn hindurch in seine Brust!
    Richard riss den Mund auf, wollte nach Luft schnappen, schreien, aber vergeblich. Grenzenloses Entsetzen erfasste ihn, als er das Böse durch sein Fleisch dringen spürte, und dann, als es sein Herz erreichte, erstarrte alles in seinem Innersten zu Eis.
    Mit einem Ruck stand er auf. Langsam zog er sein Schwert.
    Die Marktfrau hatte sich nicht gerührt, und sie

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