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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Umschreibung der Umstände! Fast hätte er gelacht.
    Thomas nickte ausdruckslos. Er brachte einen Teller mit Weintrauben an den Tisch. Richard nahm eine der Trauben und zerbiss sie. Der Saft war süß, und trotzdem zog er ihm den Mund fast schmerzhaft zusammen.
    »Darf ich fragen, seit wann Ihr wieder in Nürnberg seid?«, meinte Thomas.
    »Oh, seit vorgestern schon. Es sind ein paar Dinge geschehen …« Richard bewegte vorsichtig die verbundene Schulter. Unter dem mit einer Rüsche verzierten Hemd, das Thomas ihm hingelegt hatte, war der Verband nicht zu sehen, aber natürlich wusste sein Diener darum. Schließlich hatte er ihn bei Richards Bad in der vergangenen Nacht gesehen.
    Richard wusste, dass er es niemals wagen würde, eine Erklärung zu verlangen, aber dennoch hatte er das Gefühl, dass er Thomas eine schuldig war. »In der ersten Nacht wurde ich überfallen.«
    Thomas trat an den Tisch und tauschte den leeren Milchbecher gegen eine Karaffe mit verdünntem Wein aus. »Daher Eure Verletzungen«, sagte er.
    Richard nickte.
    Und nun endlich gab Thomas seiner Neugier doch noch nach. »Hat man versucht, Euch Euren Geldbeutel zu entwenden?«
    Richard nahm eine weitere Traube. »Nein.« Er zögerte. »Ich kam dazu, wie eine Frau …«, wieder zögerte er, »getötet wurde«, sagte er dann.
    Thomas wandte sich zu ihm um. »Vorletzte Nacht?«
    Richard nickte erneut.
    »Die Marktfrau aus dem Gerberviertel?« Etwas besorgt sah Thomas seinen Herrn an.
    Richard nickte. »Ich gehe einmal davon aus, dass in dieser Nacht nicht zwei Frauen ermordet wurden, oder?«
    Thomas bemerkte den müden Scherz nicht, der in den Worten lag. »Nein.« Er räusperte sich. »Ihr habt versucht, der Frau zu helfen.« Er sagte es völlig selbstverständlich, so als gäbe es überhaupt keine andere Möglichkeit.
    Richard dachte an den Traum von dem Schatten in seiner Brust. Wenn es so war, wie Thomas annahm, woher war dann das viele Blut an seinem Schwert gekommen? Das an seinem Körper ließ sich leichterklären, schließlich erinnerte er sich daran, wie er die zusammenbrechende Frau aufgefangen hatte. Aber warum war seine Klinge blutig? Und woher stammte seine Messerwunde, wenn nicht durch die Frau selbst, die versucht hatte, sich gegen seinen Angriff zu verteidigen … Die Erinnerungen an die Mordnacht zogen hinter seiner Stirn vorbei, das Bild, wie die Marktfrau sich mit bereits durchgeschnittener Kehle zu ihm umgedreht hatte. Was, wenn diese Erinnerungen trügerisch waren? Was, wenn der Dämon sie ihm eingepflanzt hatte – nachdem er ihm das Schwert geführt hatte?
    Er hörte Kramers Worte in seinem Geist widerhallen.
    Dämonen sind in der Lage, das Erinnerungsvermögen eines Mannes zu beeinflussen. Wir können uns nicht sicher sein, dass das, woran wir uns zu erinnern glauben, auch wirklich geschehen ist.
    Doch bevor er sich länger mit der Frage beschäftigen konnte, was wirklich in der Nacht zum Samstag geschehen war, sagte Thomas etwas, das ihn aufhorchen ließ. »Gestern Abend haben sie den Mörder gefasst.« Er hantierte mit Tellern und Schüsseln. Der Geruch von irgendetwas Gebratenem erfüllte die Luft. »Ich habe die Leute heute Morgen davon reden hören, als ich Wasser vom Brunnen geholt habe. Offenbar gab es einen weiteren Mordanschlag. Und dabei wurde der Täter auf frischer Tat ertappt.«
    Ein überraschend starkes Gefühl von Erleichterung flutete durch Richards Herz, und das machte ihm bewusst, wie sehr er in den Tiefen seines Verstandes vielleicht doch gefürchtet hatte, der Mörder der Marktfrau zu sein. Aber dann setzte sein Denken wieder ein, und er begriff, dass die Erleichterung von etwas ganz anderem herrührte. Wenn es wahr war, was Thomas gesagt hatte, wenn sie den Mörder tatsächlich gefasst hatten, dann hieß das, dass der Verdacht gegen Katharina hinfällig war.
    Er würde sie nicht mehr in Gefahr bringen, wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt!
    »Es heißt, ein Mitglied des Stadtrates ist überfallen worden«, hörte er Thomas erzählen. »Aber er hat überlebt.« Während er sprach, füllte er einen Teller mit Fleisch und gebratenen Eiern. »Es hat einen kleinen Aufruhr vor dem Rathaus gegeben. Die Leute verlangen, dass dem Täter so schnell wie möglich der Garaus gemacht wird.« Er stellte den Teller vor Richard auf den Tisch. »Kein Wunder, wenn man bedenkt,dass es die dritte Mordserie in nur zwei Jahren ist, die Nürnberg heimsucht.« Er schlug ein rasches Kreuz über sich. »Was für Zeiten!«
    Richard

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