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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Mal fast etwas irre wirkte. »Ich … Ich dachte nur …«
    Aber dann, übergangslos, lächelte der Mönch. »Ich bin kein Mann des Schwertes«, sagte er. »Meine Waffe ist der Hexenhammer. Der Hexenhammer, das Wort Gottes und Männer wie Ihr, um die Welt von der Plage der Hexerei zu befreien.« Es hatte etwas Beschwörendes an sich, wie er das sagte.
    Silberschläger nickte. »Wenn Ihr meint …«
    »Ihr glaubt, dass wir unsere Gelegenheit vertan haben, Katharina in die Finger zu bekommen?«
    »Nun …«
    »Ich gebe zu, es ist nicht ganz so gekommen, wie ich es geplant hatte.« Das Lächeln auf Kramers Gesicht wurde noch breiter. Silberschläger überlief ein kalter Schauder. »Aber das ist nicht schlimm. Wir müssen nur ein wenig anders vorgehen.« Sie hatten inzwischen das Ende der Lochgasse erreicht und traten von dort aus hinaus auf den Platz vor der großen Bürgerkirche St. Sebald. Im Osten färbte sich bereits der Himmel rot.
    Von der Burgstraße her näherte sich eine Gestalt. Es war ein Mann in zerrissenen Kleidern. Er war barfuß, und er trug einen gefiederten Hut auf dem Kopf und eine kleine Holzkiste unter dem Arm. Als eran Silberschläger und Kramer vorbeikam, murmelte er ein höfliches »Gelobt sei Jesus Christus!«.
    Kramer lächelte ihn an. »In Ewigkeit. Amen!« Dann sah er zu, wie der Mann die Holzkiste an der Wand des St. Sebalder Hochchores abstellte und sich daraufsetzte, als warte er auf etwas Wichtiges.
    »Ein Bußprediger.« Silberschläger wollte noch etwas hinzufügen, aber Kramer unterbrach ihn.
    »Ich weiß.« Dann legte er den Kopf schief, überlegte kurz. Ein Glitzern erschien in seinen Augen. »Wisst Ihr, was wir machen?« Er beugte sich vor und flüsterte Silberschläger etwas ins Ohr.
    Dessen Augen weiteten sich. »Das könnte tatsächlich klappen!«
    »Wird es! Wenn Ihr mir noch einmal helft!«
    »Was soll ich tun?«
    Kramer legte ihm eine Hand auf die Schulter. Silberschläger unterdrückte ein Frösteln. »Ich kümmere mich um den Prediger«, sagte der Mönch, »sorgt Ihr dafür, dass ein paar Leute am Rabenstein auftauchen, die uns bei unserem kleinen Theater unterstützen können. Und noch eines: Stellt sicher, dass Katharina zu Tobias’ Hinrichtung erscheint!«
    Katharina erwachte, weil draußen vor dem Fischerhaus Stimmen laut wurden, die sich stritten. »Du alter Mistkerl!«, hörte sie eine Frau keifen, dann erst fiel ihr wieder ein, was gestern Abend geschehen war.
    Richard!
    Sie lächelte, schlug die Augen auf und tastete nach ihm, aber er war nicht mehr da. Außer ihr war niemand im Zimmer, der Riegel, den sie am Abend zuvor vorgeschoben hatte, lag nicht mehr vor, doch die Tür war sorgsam ins Schloss gezogen worden.
    Sie war allein.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf.
    Warum war Richard fortgegangen? Hatte er ihr nur etwas vorgemacht, um sie dazu zu bringen, das Lager mit ihm zu teilen? Sie schämte sich dieses Gedankens, aber er war immer noch besser zu verkraften als das, was sie wirklich fürchtete: dass Richard gegangen war, weil sie ihn schon wieder abgewiesen hatte.
    Fröstelnd zog Katharina die Decke enger um ihren nackten Leib.Sie konnte noch Richards Duft darin wahrnehmen. Tief sog sie ihn ein. Plötzlich fühlte sie sich schmutzig, so, als sei sie benutzt und dann weggeworfen worden.
    Ihr Blick wanderte zu dem Nachtkästchen, auf dem der Jungfrauenspiegel lag. Zögernd streckte sie die Hand danach aus, schlug ihm wahllos auf und las einige Sätze.
    Die Keuschheit ist die wichtigste Tugend von allen, die geschmückt mit dem Kranz von Unversehrtheit, Glaube und Sitten noch vor Frucht und Stand der anderen, die vorwärtsgehen, voraneilt, wie sie die Blüte der Jungfräulichkeit in der Liebe zum keuschen Sohn der Jungfrau mit großer Sorgfalt bewahrt hat …
    Gedankenverloren starrte sie auf die Worte, doch dann machten sich Wut und Enttäuschung Luft, und sie schleuderte das Buch gegen die Wand. Der Buchrücken brach, einzelne Seiten lösten sich und flatterten nach allen Seiten davon wie Laub im Herbstwind.
    Katharina rührte sich nicht, bis ein jedes auf den Boden getrudelt war.
    Dann erst schwang sie die Beine aus dem Bett.
    Heirate mich!
    Richards Frage erklang so deutlich in ihrem Kopf, dass sie zur Tür blickte, ob er dort stand und auf ihre Antwort wartete. Aber da war niemand. Die Tür war geschlossen.
    Katharina rieb sich die Wangen. Sie hatte Richard wieder abgewiesen. Diesmal hatte sie ihn auch körperlich zurückgestoßen, im Moment der innigsten

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