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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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zubereitet hat. Nur das kann also der Grund für ihre Krankheit sein.«
    »Sie hat nur Eierspeise gegessen?«, meinte Gertrud. »Dann war sie also schon vorher krank!« Es war eine naheliegende Vermutung.
    Katharina nickte. »Ja. Aber sie musste sich nicht übergeben, wie nach deinen Eiern. Sie hatte Zahnschmerzen und konnte nichts Festes zu sich nehmen, darum bekam sie Eierspeise.«
    Gertruds Standnachbarin, eine Marktfrau, die Milch verkaufte, war inzwischen auf ihr Gespräch aufmerksam geworden und lauschte voller Neugier. Katharina versuchte, sie nicht zu beachten. Sie konnte sehen, wie sich Gertruds Miene verfinsterte. »Und?« Herausfordernd reckte Gertrud das Kinn vor.
    Katharina wusste nicht genau, was sie meinte.
    »Wieso sollen ausgerechnet meine Eier schuld daran sein?«, hakte Gertrud nach. »Eierspeisen werden auch noch aus anderen Zutaten …«
    »Die Köchin hat mir erzählt, dass sie nichts weiter verwendet hat als deine Eier, ein bisschen Mehl und Milch.« Während Katharina das sagte, ballte Gertrud die Fäuste. Unwillkürlich rückte Donatus etwasdichter an Katharina heran, wie um sie zu beschützen, falls es zu einem Handgemenge kommen sollte. Doch Katharina hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Aber natürlich war sie auch nicht gewillt, einfach einen Rückzieher zu machen. Sie war sich mit einem Mal ganz sicher, dass die Eier schuld an dem schlimmen Brechdurchfall waren, der Brunhild plagte, und sie wollte dafür sorgen, dass es nicht noch anderen Menschen so erging wie ihr.
    »Woher wisst Ihr, dass es nicht das Mehl und die Milch waren, die Eure Patientin …«, Gertrud spuckte Katharina das Wort förmlich vor die Füße, »… krank gemacht haben?«
    »Meine Milch ist in Ordnung!«, warf die Standnachbarin ein.
    Niemand beachtete sie.
    »Weil meine Köchin beides auch für andere Speisen verwendet hat«, erklärte Katharina. »Und außer Brunhild ist niemand erkrankt.«
    Jetzt wich Gertrud ein Stück zurück. Ihre Kiepe befand sich zwischen ihr und Katharina, und Katharina sah, dass kaum zwei Dutzend Eier in dem Polster aus Stroh lagen. Jetzt gegen Winter legten die Hühner gewöhnlich weniger als im Sommer, und Katharina war klar, dass Gertrud alles andere besser gebrauchen konnte als ausgerechnet eine Beschwerde über ihre Ware.
    Tief holte Gertrud Luft, so als müsse sie Anlauf nehmen. »Ich werde Euch mal was sagen«, meinte sie. Katharina machte sich auf eine üble verbale Attacke gefasst, und tatsächlich schnappte Gertrud: »Ihr und Euer Fischerhaus! Fischerhaus! Wenn ich das schon höre. Ein Hurenhaus ist es, das Ihr da führt, das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern!«
    Nun war es an Katharina, einen Schritt zurückzuweichen. Sie stieß gegen Donatus, der noch immer schräg hinter ihr stand. Über die Schulter warf sie ihm einen Blick zu. Er wirkte finster. Böse starrte er Gertrud an.
    »Niemand in meinem Haus hat es verdient, als Hure bezeichnet zu werden!«, sagte Katharina so ruhig, wie sie es vermochte. In ihr brodelte es, nur mühsam beherrschte sie den Zorn, der in ihrer Kehle aufstieg und ihre Worte scharf machte wie Messerklingen.
    Gertrud schien davon nichts zu bemerken. Noch immer herausfordernd sah sie Katharina direkt in die Augen. »Ach ja? Wie viele unverheiratete Frauen habt Ihr zurzeit bei Euch aufgenommen?«
    Katharina war versucht, darauf zu antworten, aber sie wusste, dass sie dadurch nur weiter in die Defensive gedrängt werden würde. Also schwieg sie und hielt dem Blick ihrer Gegnerin stand.
    »Und wie viele davon gehören eigentlich in das Narrenhäuslein im Luginsland?«, bohrte Gertrud weiter.
    Katharina biss die Zähne zusammen. Schwer wie Blei spürte sie Donatus’ Blicke in ihrem Rücken.
    »Wer sagt denn«, lamentierte Gertrud weiter, »dass Ihr nicht selbst Eure Patientinnen krank gemacht habt?« Wieder betonte sie das Wort Patientinnen auf eine höhnische Art und Weise. »Ich sage nur: Hexerei! Gab es da nicht mal eine Anklage gegen Euch?«
    Das war zu viel! Katharinas Hände fingen an zu zittern. Ihre Wangen hatten sich gerötet, das merkte sie an der Hitze, die ihr plötzlich in den Kopf stieg. »Untersteh dich, Lügen über mich zu verbreiten!«, zischte sie, und sie konnte es nicht verhindern, durch zusammengebissene Zähne zu sprechen. »Diese Anklage wurde …«
    Eine Hand berührte sie am Ellenbogen, und sie wusste, dass es Donatus war, der sie davon abhalten wollte, sich um Kopf und Kragen zu reden. Zornig entriss sie ihm ihren

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