Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
bei, die Filme über das Niveau anderer Unterhaltungsfilme zu erheben: »Das ist ein Höhepunkt in der dänischen Dramatik. Manchmal finde ich Ove Sprogøes Spiel Shakespeare-würdig. Er vergoldet die Menschheit mit seiner Egon-Olsen-Figur, weil sie richtig und wahr ist.«
Von Kindesbeinen an war Ove nach fünischen Karamellkuchen verrückt, und wenn er mit seinem Fahrrad zu den Dreharbeiten bei Nordisk Film kam, war es eher die Regel als die Ausnahme, dass er unterwegs einen ganzen Karton voll kaufte und für das Team mitbrachte. Man wusste, dass mindestens zwei Stück für jeden bestimmt waren und dass man den Kuchen am besten mit einem Fernet Branca runterspülte. Selbst Erik Balling mit seinem straffen Zeitplan musste sich ergeben. Wenn Ove nicht mit Karamellkuchen kam, waren es Plunderstücke. Alles in allem sei ihn das ziemlich teuer zu stehen gekommen, scherzte er auf seine alten Tage, aber es sei doch schön gewesen, sich vor dem Drehen erst mal ganz gemütlich bei Kaffee und Kuchen warm zu machen. Zwischendurch forderte Erik Balling ihn zwar immer wieder auf, mit dem Quatsch aufzuhören, weil es ihnen Zeit raube, aber er aß doch selbst mit. Allerdings mit Messer und Gabel, er hasste fettige Fingerabdrücke in seinem Drehbuch.
In den ersten beiden Filmen hatte Ove eine echte Zigarre im Mund, und bei einer Aufnahme zog er so stark daran, dass er ohnmächtig wurde. Danach bastelte ihm Henning Bahs eine Attrappe aus Holz. Ove lernte schnell, sie im Mund zu jonglieren, was ein fester Bestandteil der Egon-Rolle wurde.
Die Stimmung zwischen Ove, Morten und Poul war ausgezeichnet. Den lieben langen Tag wurde gemütlich miteinander gefrozzelt. In einer langen Drehpause am Strand von Jütland unterhielt Bundgaard das Team mit Geschichten und Gesang. Der Opernsänger kam wieder ihn ihm durch, und er verwandelte die Düne, auf der er saß, in eine Bühne. Er war ein Mann der großen Gesten und immer hochgestimmt. Ove schüttelte den Kopf und sagte: »Ach ja, früher haben die Leute für so was bezahlt.« Und wenn Poul mit verzückter Stimme über seine Frau sprach, die ihm morgens Frühstück ans Bett brachte, ihn mit Kerzenlicht und Kaffeeduft sanft weckte, unterbrachen ihn die anderen schroff mit: »Halts Maul, Poul!«. Aber Poul konnte auch austeilen. Nachdem Ove gerade einen seiner langen Wutanfälle glücklich hinter sich gebracht hatte, ging er zu Morten und Poul in der Hoffnung, sie würden ihn loben. Stattdessen kam von ihnen nur ein gelangweiltes: »Die Olsenbande – vorgetragen von Ove Sprogøe.«
Mehrmals waren sie mit ihren Filmen auf Reisen. »Die Olsenbande über alle Berge« führte sie nach Paris. Dort gingen Egon, Benny und Kjeld in der Mittagspause oft in Restaurants. In seinen Erinnerungen »Das Leben ist schön« erzählte Poul Bundgaard davon: »Einmal betrat ich in meinem Kjeld-Kostüm ein Restaurant. Der Kellner und das ganze Personal gafften zu mir herüber. Ich saß und wartete. Als ich dann endlich dran war, bestellte ich einen Wein für 300 Kronen, was normalerweise nicht meine Art ist. Der Wirt kam an meinen Tisch und erklärte mir, dass das ein sehr teurer Wein wäre, den ich bestellt hatte. Ich sagte, ja, der sei genau richtig. Er wollte bezahlt werden, bevor er die Flasche öffnete. Ich probierte ausgiebig und sagte dann: Na ja, ein bisschen zu kalt, aber schenken Sie ruhig ein! Sofort bekam ich einen besseren Tisch und eine neue Tischdecke, und ich bestellte ein gutes Essen. Wie es ein wunderbarer Zufall wollte, kamen Ove und Morten plötzlich vorbei. Ich weihte sie in die Situation ein, und sie bestellten auch teuren Wein. Die Angestellten des Restaurants defilierten weiter an uns vorbei, um sich diese merkwürdigen Personen anzusehen. Die beiden anderen waren ja auch in Kostüm. Wir aßen und tranken. Ich konnte mir nicht verkneifen, am Abend in feinem schwarzen Anzug noch einmal in dasselbe Restaurant zu gehen. Ob die mich für einen exzentrischen Reichen hielten?«
Der sechste Olsenbande-Film bekam den Titel »Der (voraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande«, weil die Bande damit eigentlich abdanken sollte, aber Bahs und Balling schüttelten immer neue Ideen aus dem Ärmel.
Bevor Balling die Schauspieler im Frühjahr anrief, wurde niemals offiziell über den neuen Film gesprochen. Doch mit den Jahren fuhr die Olsenbande-Maschine nach einem festen Plan. In den ersten Wochen nach Neujahr schrieben Bahs und Balling in Paris ein Drehbuch, ab März liefen die Vorbereitungen,
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