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Mädchen und der Leibarzt

Mädchen und der Leibarzt

Titel: Mädchen und der Leibarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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dass Gnädigste bald wieder genesen ist. Ist Ihnen nicht wohl, Gräfin?«
    »Sebastian? Ihre Stimme … Sie sind so weit weg …«
    Aurelia fand sich auf dem Boden wieder. Sie spürte etwas Nasses im Gesicht, und es war, als käme der Verstand aus einer fernen Welt langsam wieder zu ihr. Sebastian kniete mit einem Krug Wasser in der Hand neben ihr.
    »Werte Gräfin, entschuldigen Sie bitte vielmals …« Er deutete auf ihr gelockertes Mieder.
    »Schon gut, Sebastian.«
    »Fühlen Sie sich wohler? Woher rührte nur diese plötzliche Ohnmacht?«
    »Ach, das wird die Aufregung und das zu enge Mieder gewesen sein«, gab sie betont gleichmütig zurück.
    »Oder macht Ihnen eine Vorahnung zu schaffen?«
    »Was für eine Vorahnung? Ich fürchte um meine Zukunft, das ist alles.«
    »Nun, aber vielleicht beschäftigt Sie das so sehr, weil Sie – Salva venia , wenn ich das so ohne Umschweife frage – eine Frucht im Leib tragen?«
    Aurelia durchlief ein heißer Schauer. »Welch Unsinn, was reden Sie da! Ich bin nicht schwanger!«
    »Bitte fühlen Sie sich nicht von mir beleidigt. Ich habe mir lediglich Ihre Ohnmacht zu erklären versucht. Allerdings habe ich die Antwort bei Ihrem tugendlichen Lebenswandel auch nicht anders erwartet. Schließlich wären Sie als unverheiratetes Weib in einer schlimmen Situation, könnten nicht in das Stift aufgenommen werden und noch frappierender wäre, dass das Kind nicht von Ihrem Gregor stammen kann. Er ist im Krieg.«

    »Es ist wirklich nur eine kleine Unregelmäßigkeit meiner monatlichen Reinigung, so dass ich zu diesen Ohnmachtsanfällen neige. Ich habe schon ein Schluckbildchen der Heiligen Jungfrau Maria zu mir genommen. Es wird sich alles wieder einstellen. Es ist nichts.«
    »Im Falle einer Schwangerschaft würden diese überirdischen Mittel aus der geistlichen Apotheke auch nichts mehr helfen. Aber mit diesen Ohnmachten ist nicht zu spaßen. Ich werde den Leibarzt benachrichtigen, damit er Sie auf Ihrem Zimmer untersucht.«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, aber das wird nicht notwendig sein.«
    »Bitte verzeihen Sie meine ungebührliche Penetranz, doch mir obliegt die Sorge um das Wohlergehen von Mensch und Ding in unserem Stift. Ich werde also den Leibarzt um eine Visitation bitten.«
    »Das werden Sie nicht tun!« Sie zögerte. »Seien Sie versichert, es ist nichts! Falls es doch nötig sein sollte, werde ich selbst den Leibarzt aufsuchen.«
    »Ganz wie ehrenwerte Gräfin wünschen!«, entgegnete Sebastian und verließ geräuschvoller als sonst das Zimmer.

    Widerwillig folgte Helena dem Diener, der ihr dienstbeflissen den Weg zum Leibarzt zeigte. Den Wunsch nach einem Pferd hatte die Fürstäbtissin mit vertröstenden Worten zurückgestellt und ihr zunächst die Auflage erteilt, sich für eine Stunde zum medizinischen Unterricht zu begeben.
    Sie gingen den Damenbau entlang und die Treppe hinunter. Unten angekommen wollte sie zur Tür hinaus auf den
Stiftshof, aber der Diener nahm weiter die Stufen, die in den Keller führten. Helena runzelte die Stirn. Offenbar hatte er sie missverstanden.
    »Verzeihung, aber ich sollte zum Leibarzt gebracht werden.«
    »Gewiss, da sind wir hier richtig«, entgegnete er.
    Unten angekommen zog er eine mächtige Holztüre auf, hinter der sich ein langer, düsterer Gewölbegang anschloss. An den steinernen Wänden hingen Öllampen voller Spinnenweben, die ihr spärliches Licht auf feuchte, mit dickem Moos überwucherte Mauerblöcke warfen. Nebliger Dunst hing in der modrigen, von Ruß übersättigten Luft und machte das Atmen schwer.
    Helena folgte dem Diener mit einem Gefühl zwischen Nervosität und Neugierde. Das einzige Geräusch war das Tropfen von der Gewölbedecke und der gespenstische Widerhall ihrer Schritte. Feuchtigkeit kroch ihre Arme entlang und verstärkte die Gänsehaut.
    Der Gang machte eine leichte Biegung und dahinter sah ihr plötzlich eine Ritterrüstung entgegen. Die überlebensgroße Gestalt stand auf einem Podest und bewachte mit der Lanze eine eisenbeschlagene Holztüre. Der Gang war zu Ende.
    Eine innere Stimme befahl ihr umzukehren. Doch der Diener griff bereits ehrfürchtig nach dem Türklopfer, ein schwerer Ring zwischen den Reißzähnen eines bronzenen Löwenkopfes.
    »Herein!«, dröhnte die Stimme des Leibarztes auf das Klopfen hin.
    Der Diener verbeugte sich bereits vor der Türe, noch bevor er sie langsam öffnete.

    »Ihr Diener seid doch ein penetrantes Volk! Verschwinde!«
    »Aber Herr Doktor, hier

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