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Mädchen und der Leibarzt

Mädchen und der Leibarzt

Titel: Mädchen und der Leibarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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wird nach dem Gesetz der Carolina mit dem Tode bestraft!«
    »Und was ist mit den Frauen, die hochschwanger aus der Stadt gejagt werden? Ich habe es doch selbst gesehen!«
    »Das stimmt, aber das ist auch schon Jahre her! Inzwischen hat sich einiges geändert. Heute glaubt man nicht mehr, der vorehelichen Vereinigung mit drakonischen Verweisungsstrafen Herr werden zu müssen. Man begegnet der Leichtfertigkeit mit milderen Strafen, damit eine Frau wie Sie Ihre Schwangerschaft nicht mehr aus Angst vor Schande verheimlichen muss und am Ende zum Kindsmord getrieben wird!«
    »Und was ist mit den Schandstrafen für leichtfertiges Verhalten? Der Geigenstrafe? Was ist mit diesen Frauen, die tagelang auf dem Marktplatz stehen müssen, Hals und Hände in eine Schandgeige geklemmt?«
    »Davon hört man nur noch selten. Ich weiß zum Beispiel von einer Frau, die eine Geigenstrafe wegen vorehelicher Vereinigung zu Hause abtragen durfte.«

    »Zuhause? Ich habe kein Zuhause mehr!«, rief Aurelia aus.
    »In anderen Fällen hat das Gericht nur eine hohe Geldstrafe gefordert.«
    »Wovon sollte ich selbst das bezahlen?«
    »Sodann können die Richter auch eine stille Buße verhängen. «
    »In der Kirche? Drei Wochen lang während dem Gottesdienst vorne auf dem Sünderbänkchen sitzen? Damit die Leute mit dem Finger auf mich zeigen können?«
    »Nein! Die Richter werden von öffentlicher Züchtigung absehen! Sie werden Sie zu den Gründen Ihres Fehltritts befragen, was Sie zur Unzucht geführt hat. Die Richter werden erkennen, dass Sie keine lasterhafte Weibsperson sind, sondern aus menschlicher Schwäche heraus gehandelt haben und deshalb werden sie Sie zur inneren Einkehr mit einigen Tagen Zuchthaus belegen, aber danach ist es vorbei! Man wird auf eine öffentliche Schandstrafe verzichten und Sie auch nicht des Landes verweisen.«
    »Einige Tage Zuchthaus? Ins Gefängnis zu Mördern und anderen heillosen Gestalten? Niemals! Eher verliere ich mein Kind … Im Falle einer Anklage wird mir jeder abnehmen, dass meine verstopfte monatliche Reinigung von den Kriegswirren herrührte und nun wieder eingesetzt hat.«
    »Das werden Sie niemandem mehr erklären müssen, wenn Sie jetzt das Wohlverleih trinken. Denn dann werden Sie mit Ihrem Kind sterben.« Beschwörend sah sie Aurelia an. »Bitte … bitte setzen Sie den Korken wieder auf die Flasche.«
    »Nein! Ich kann es nicht bekommen, verstehst du? Ein uneheliches Kind, das sich wie Falschgeld unter die anderen
mischt, wird auf ewig verfolgt und gemieden. Genau wie ich auch! Und wovon sollten wir leben? Du weißt so gut wie ich, dass ich als Bettlerin auf der Straße enden würde.«
    Helena schwieg.
    »Bitte geh jetzt«, flüsterte Aurelia in die Stille hinein.
    »Nein«, erwiderte Helena mit fester Stimme. »Ich werde nicht zulassen, dass Sie sich umbringen.«
    »Das wirst du nicht verhindern können.«
    »Sie sind also wirklich fest entschlossen?«
    Aurelia nickte stumm.
    »Nun gut«, erwiderte Helena in eisigem Ton. »Dann trinken Sie jetzt die Flasche aus. Auf der Stelle.«
    »Aber …« Aurelia stockte.
    »Sie trinken es! Sofort!«
    »Ich …«
    »Soll ich es Ihnen gewaltsam einverleiben?« Helena machte einen Schritt auf sie zu.
    Aurelia brach in Tränen aus.
    »Trinken Sie endlich!«, herrschte Helena sie scharf an.
    »Ich …«
    »Trink!«, brüllte Helena.
    »Nein«, verwehrte sich Aurelia plötzlich.
    »Nein?«
    Aurelia hielt ihr zitternd die bauchige Flasche entgegen. »Ich will nicht … Ich will noch nicht sterben.«
    Helena hielt die Luft an, als sie Aurelia das Wohlverleih aus der Hand nahm. Dann brachen auch ihre Nerven zusammen.
    »Versuchen Sie so etwas nie wieder«, flüsterte sie.
    Aurelia schüttelte kleinlaut den Kopf und schluchzte.

    Helena wollte sie trösten und spontan in den Arm nehmen, aber zurückgehalten vom Standesunterschied legte sie der Gräfin nur zaghaft die Hand auf die Schulter. »Wir werden einen Weg finden, ganz sicher.«
    Etwas Vertrautes lag zwischen ihnen, als Aurelia die rot geweinten Augen öffnete, zu ihr hochsah und vage lächelte.
    »Ich werde mein Kind heimlich bekommen, und weil ich es nicht behalten kann, werde ich nach der Geburt einfach die Nabelschnur nicht abbinden. Wenn jemand davon erfährt, sage ich, es sei tot zur Welt gekommen.«
    Helena schnürte es die Kehle zu, und sie schüttelte vehement den Kopf. »Das haben andere Frauen auch schon versucht. Aber so dumm sind die Richter nicht! Verheimlichung von Schwangerschaft und

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