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Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Titel: Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verstörend wirken, aber sie ist nicht unausweichlich eine Katastrophe. Wir können damit umgehen und dafür sorgen, dass das Leben unserer Tochter in der Spur bleibt.
    WENN IHRE TOCHTER LESBISCH IST
    Bei der Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Liebe gab es in den letzten Jahren enorme Fortschritte. Ministerinnen, Rockstars, Athletinnen, Schauspielerinnen, Lehrerinnen, Pfarrerinnen und Fernsehmoderatorinnen leben offen und glücklich lesbisch, und kaum jemand runzelt mehr die Stirn.
    Dennoch gibt es immer noch Leute, die Schwule, Lesben, Bisexuelle oder Transsexuelle (LGBT * ) für fehlgeleitet halten oder für Kranke, die man kurieren muss. Diese Sichtweise verschwindet glücklicherweise langsam, vielleicht, weil die meisten inzwischen die Fakten oder homosexuelle Menschen persönlich kennen. Die wachsende Akzeptanz ist für betroffene Eltern hilfreich, aber mit einem homosexuellen Kind begibt man sich trotzdem auf einen Weg, der Mut erfordert.
    Die Fakten
    Wir leben in einer Gesellschaft, die fälschlich davon ausgeht, alle hätten heterosexuell zu sein. Selbst für den betroffenen jungen Menschen ist die Feststellung, sich vom gleichen Geschlecht angezogen zu fühlen, oftmals ein Schock. Und dann stellt sich die Frage, wie man die anderen darüber informiert, insbesondere die Eltern. Jugendliche haben manchmal fürchterliche Angst bei dem Gedanken, ihre Eltern könnten sie nicht akzeptieren oder auf die Neuigkeit entsetzt reagieren. Die Erkenntnis, höchstwahrscheinlich homosexuell zu sein, kommt meistens in den frühen Teenagerjahren, einer Zeit, in der es sowieso schon schwer ist, sich einerseits anzupassen und andererseits Selbstvertrauen zu entwickeln. Diese Situation fordert von allen im Umfeld des Kindes Feinfühligkeit und Unterstützung.
    Welche sexuelle Orientierung Ihr Kind schließlich auch hat – es ist von großem Nutzen, wenn Sie sich, während es aufwächst, über Schwule und Lesben immer verständnisvoll und nie verächtlich äußern und sich über die Erfahrungen Homosexueller informieren. Eltern, die sich über Homosexuelle abfällig äußern oder lustig machen, werden ihr Kind dadurch wohl kaum zu Offenheit ermutigen.
    Die Entscheidung, es sich selbst, dann den Eltern und schließlich einem weiteren Kreis von Familie und Freunden einzugestehen, ist ein längerer Prozess, über den der oder die Jugendliche nachzudenken hat. Die meisten erwachsenen Homosexuellen erzählen, dass es bis zum Coming-out – also bis zu dem Moment, an dem man die Welt wissen lässt, dass man nicht so ist, wie sie bisher dachte – ein langer Weg ist.
    Wenn Ihre Tochter entdeckt, dass sie nicht der heterosexuellen Norm entspricht, ist sie die Einzige, die entscheiden kann, wann und wem sie es erzählt. Manche jungen Leute sind im Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung sehr offen und stolz, andere hingegen überhaupt nicht; das hängt sehr häufig von der Einstellung ihres Umfelds ab.
    Auch die Eltern begeben sich auf eine innere Reise. Noch lange bevor wir Kinder haben, schon wenn wir selbst noch welche sind, denken wir über die Kinder nach, die wir einmal haben werden. Elternschaft ist getrieben von Gedanken an die Zukunft, unsere Träume eilen uns voraus, und Hochzeiten und Enkelkinder kommen sehr häufig darin vor.
    Man darf die Macht solcher Traumvorstellungen nicht unterschätzen. Schon in ihrer frühesten Kindheit sind wir auf unsere Kinder oft böse, weil sie nicht unseren Vorstellungen, wie sie zu sein haben, entsprechen. Von diesen Vorannahmen – alle Mädchen kochen gerne, sind sauber und ordentlich, alle Jungen sind lebhaft und sportlich – müssen wir uns verabschieden, sonst vermitteln wir unseren Kindern das Gefühl, uns zu enttäuschen.
    Wenn Sie erfahren, dass Ihr Kind schwul oder lesbisch ist, dann macht das Ihren tiefsten Hoffnungen vielleicht einen Strich durch die Rechnung. Sie können behaupten, dass Ihnen das völlig gleichgültig ist und sich das aus Rücksicht auf Ihre Tochter auch selbst einreden. Aber Akzeptanz ist kein Willensakt, sondern ein Prozess, den Sie durchmachen – und der beinhaltet auch die Trauer darüber, was Sie verloren haben. Es ist sehr nützlich, sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Nehmen Sie sich frei, fangen Sie an, sich von all den halb bewussten Vorstellungen von der Tochter Ihrer Träume zu verabschieden. Schreiben Sie Tagebuch.

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