Maedchenmoerder Ein Liebesroman
über meine Leiche anziehen würde. Woraufhin er meinte, das ließe sich problemlos einrichten. Ich wusste, dass er sich zusammenreißen musste - wir fielen schon genug auf, ohne dass er mich verprügelte -, deshalb erlaubte ich mir die eine oder andere Bemerkung, die ich mir sonst verkniffen hätte. (Im Nachhinein verfluche ich mich dafür, dass ich in jenem Intermarché begonnen habe, meinen Peiniger zu reizen.)
Das Ende vom Lied war, dass ich mir eine billige Jeans und eine langärmlige weiße Bluse mit kleinen grünen Punkten aussuchen durfte. Dafür weigerte er sich, mir Unterwäsche zu kaufen.
In der Schuhabteilung gerieten wir das nächste Mal aneinander. Er wollte mir ein Paar Espadrilles andrehen. Ich erklärte ihm, was er mit diesen Dingern anstellen könne und dass ich lieber weiterhin barfuß durch die Gegend liefe, als solche Schuhe zu tragen. Daraufhin nannte er mich »Psychopathin«. Er . Mich . Und das nur, weil ich auf seine Frage, was ich gegen Espadrilles hätte, geantwortet hatte, dass diese Baumwoll-Hanf-Schlappen nur etwas für Mädchen waren, die glaubten, das Leben sei ein ewiger Sonntagnachmittag am Baggersee. Himmelherrgott, er musste doch inzwischen kapiert haben, dass ich keine von denen war, die mit Sommerkleidchen und Schlappschühchen und am besten auch noch Blumenspängchen im Haar herumflatterten, und » Hasch mich, ich bin ein Schmetterling! « riefen.
Für sich selbst kaufte er lediglich zwei Sixpacks Vittel, vier Packungen Salzcracker, drei Dosen Nüsse, zwei Tüten getrocknete Aprikosen und einen Sack Äpfel. Ganz gleich, durch welche Hölle er uns in den kommenden Stunden und Tagen schicken sollte: Stets dachte er daran, dass genug zu essen da war, beziehungsweise machte sich Sorgen darum, ob er bald eine warme Mahlzeit bekommen würde. (Ich vermute, sein Futterwahn hatte mit seinem früheren Beruf zu tun. Immer wieder ging es in den Heldengeschichten, die er mir vom Radfahren erzählte, darum, was für eine kraftzehrende Sportart es war und wie sehr man litt, wenn man vergessen hatte, genügend zu trinken oder rechtzeitig zu essen. (Er hatte sogar ein spezielles Wort dafür. Das mir jetzt aber nicht einfällt.))
Nachdem er die Lebensmittel im Kofferraum unseres Ford verstaut hatte, dirigierte er mich zu dem Schnellrestaurant, das sich direkt neben dem Intermarché befand. Während wir über den Parkplatz liefen, befahl er mir, zuerst aufs Klo zu gehen und mich umziehen. Die Sonnenbrille hatte er mir bereits unter dem mitleidigen Blick der schwarzen Kassiererin aufgesetzt. Die Adiletten für zwei Euro neunundneunzig, die mit einer dünnen Plastikschnur zusammengebundenen gewesen waren, hatte er mit einem Ruck auseinandergerupft, kaum, dass die Kassiererin sie über den Scanner gezogen hatte. Sie schnalzten bereits an meinen Fersen. (Ich war sehr zufrieden. Prinzipiell macht es mir überhaupt nichts aus, in Trash-Klamotten herumzulaufen. Den Markenwahn meiner Klassenkameraden habe ich immer lächerlich gefunden.)
Für den Fall, dass mich ein Klofenster auf dumme Gedanken bringen sollte, erinnerte mich mein Peiniger an das, was hinten in seiner Jeans steckte. Außerdem fragte er mich, ob ich einen bestimmten Film mit Michael Douglas gesehen hätte, in dem dieser alle möglichen Leute in einem Burgerladen umlegt. Wahrheitsgemäß gab ich zurück, dass ich den Film nicht kannte und dass mir zu Michael Douglas ohnehin nur einfiele, dass er mit Catherine Zeta-Jones verheiratet sei und Golf spiele.Was meinen Peiniger zu der Bemerkung veranlasste, wie lächerlich es sei, dass ich »Abi-F…« die ganze Zeit täte, als ob ich die Weisheit mit dem Suppenlöffel gefressen hätte, und dann wisse ich noch nicht einmal über Michael Douglas Bescheid. Der sei einer der größten Schauspieler aller Zeiten. Das Einzige, was man ihm vorwerfen müsse, sei, dass er diese »F…« geheiratet habe, die es ohnehin nur auf sein Geld abgesehen habe.
Ich wollte ihm gerade entgegnen, dass Catherine Zeta-Jones das Geld von seinem Michael Douglas garantiert nicht brauche, da sie selbst Millionen verdiene, doch in diesem Moment hatten wir das Schnellrestaurant betreten, und mein Peiniger stieß einen halb französischen, halb deutschen Fluch aus. Schon » mille fois « habe er sich darüber aufgeregt, dass diese » restaus de merde « keine Klos hätten. Die drei Mädchen hinter dem Tresen blickten ihn verschreckt an, und ich schloss hinter meiner Sonnenbrille die Augen. Aber er begnügte sich damit,
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