Maedchenmoerder Ein Liebesroman
zusammengeschraubt.)
Mein Peiniger dagegen schien sich mit der Benutzung von Plastikhotels sehr gut auszukennen: Zielsicher öffnete er die kleine Tür im Maschendrahtzaun, überquerte den Parkplatz und steuerte auf den Check-in-Automaten zu, der sich in einem kleinen Vorraum zur eigentlichen Hotellobby befand. Er berührte irgendwelche Felder auf dem Touchscreen, steckte seine Kreditkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz, und wenige Sekunden später spuckte der Automat einen kleinen weißen Beleg aus, auf dem ein sechsstelliger Code notiert war. Mit diesem ließ sich nicht nur das Tor zum Parkplatz, sondern ebenfalls die gläserne Schiebetür zur Eingangshalle und die Zimmertür öffnen. Der Rezeptionstresen war mit einem heruntergelassenen Rollladen verschlossen. Daneben standen zwei Snack- und Getränkeautomaten, (die »wieder einmal« kein Bier enthielten, wie mein Peiniger kurze Zeit später feststellte).
Mich erinnerte das Ganze mit seinen schmalen Fluren, von denen rechts und links alle drei Meter eine Tür abging, und den Zahlencodefeldern neben den Türen an ein Weltraumgefängnis. So gesehen passte es, dass mein Peiniger - kaum hatten wir das Zimmer betreten - die Handschellen aus seiner Sporttasche holte, mich auf das schmale Bett hinaufschickte, das sich quer über dem Doppelbett befand, und mein linkes Handgelenk an das Metallgeländer kettete. Ich wunderte mich, dass es in diesem Zimmer tatsächlich etwas aus Metall gab, und vermutete, dass die Konstrukteure der Etap -Hotels das Stockbettgeländer erst so massiv gestaltet hatten, nachdem beim ursprünglichen Modell reihenweise Kinder zu ihren Eltern hinuntergepurzelt waren. Alles andere in diesem Zimmer war nämlich nicht massiv, sondern dünn: Die Wände (- von zwei Seiten hörte ich es schnarchen); die Matratze (- mein Rücken tat mir schon wieder weh, kaum dass ich mich ausgestreckt hatte); die Bettdecke (- die zwar nicht aus Papier, aber auch nicht aus einem wesentlich besseren Material war.)
Ich hoffe, die Betreiber der Etap -Kette nehmen es mir nicht übel, dass ich keine bessere Werbung für ihre Hotels machen kann. Immerhin lässt sich im Direktvergleich mit anderen Plastikhotels, die ich noch kennen lernen sollte, sagen: Etap ist nicht das Schlimmste. Wenn ich eine Rangfolge erstellen müsste, sähe sie so aus: Am besten sind die Campanile -Hotels. Sie haben wenigstens einen Hauch von Gemütlichkeit, bereits von außen durch die Holzgeländergalerien, von denen die Zimmer abgehen, und auch in den Zimmern selbst mit ihren grün-blau-karierten Vorhängen und den Bildern über dem Bett, lässt es sich aushalten. (Und sie sind die einzigen mit Badewanne!) Auf Platz zwei kommen die Première-Classe -Hotels, denen es immerhin gelingt, den Anschein zu erwecken, als bestünde die Einrichtung nicht ausschließlich aus Kunststoff. Den dritten Platz würde ich Etap zusprechen, dafür dass die Zimmer so wirken, als seien sie aus einem einzigen Stück Plastik gegossen - was zumindest für die Duschkabine und das Waschbecken ja auch zutrifft. An Charme und Komfort unterboten werden die blauen Plastikzellen allerdings noch von den roten Plastikzellen der Formule1 -Hotels. Im Gegensatz zu Etap haben diese nicht einmal mehr Klo und Duschkabine im Zimmer. (Wenn ich mich richtig erinnere, gehören Etap und Formule1 zur selben Hotelkette, so wie mir auch Première Classe und Campanile zusammenzugehören scheinen. Mein Anwalt soll einmal prüfen, ob es da irgendwelche Probleme wegen parteiischer Werbung geben kann.)
Beinahe hätte ich in dieser Nacht noch lachen müssen. Die Fernbedienung des Fernsehers - nicht nur in den Etap -, sondern sogar in den Formule1 -Hotels gibt es in jedem Zimmer einen Fernsehapparat (offensichtlich halten heutige Reisende einen Fernseher für wichtiger als ein Klo oder eine Dusche) -, jene Fernbedienung also war fest angeschraubt am Bettgestell, und zwar so, dass sie auf den Fernseher zeigte, der wiederum über dem »Schreibtisch« an die Wand geschraubt war. Mein Peiniger allerdings schien die festgeschraubte Fernbedienung nicht weiter komisch zu finden. Was ich mir nur damit erklären konnte, dass er sich entweder zu sehr daran gewöhnt hatte, in Hotels zu übernachten, in denen Fernbedienungen am Bettgestell angeschraubt waren. Oder dass er tatsächlich zu müde war, um dieses Detail, das seinem Humor unter normalen Umständen absolut entsprochen hätte, zu kommentieren. Wahrscheinlich war er »fix und foxi« . (Wie meine
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