Maenner fuers Leben
Gesäßtasche. «Ja. Ich wusste nicht genau, was ich erwarten sollte … Ich hatte gehört, er ist ein ganz netter Kerl – freundlich, offen, sympathisch … Aber man weiß ja nie, in welcher Stimmung man ihn antrifft. Ich nehme an, du weißt, wie das ist, oder?»
Ich nicke. «Klar. Obwohl Missmut sich manchmal besser fotografieren lässt, als du glaubst.»
Leo macht einen Schritt auf mich zu. «Ich glaube, es ist immer eine Frage der Chemie», sagt er anzüglich.
«Ja.» Ich merke, wie ein albernes Lächeln sich auf meinem Gesicht ausbreitet. «Die Chemie ist wichtig.»
Noch ein langgedehnter Augenblick vergeht, bevor Leo mich fast demonstrativ beiläufig und unbekümmert fragt, was ich nachher vorhabe. Über diese Frage habe ich heute schon ein Dutzend Mal nachgedacht: ich habe mir gewünscht, wir hätten noch eine Nacht im Beverly Wilshire, und war gleichzeitig erleichtert, weil ich ein Flugticket habe, das mich rettet.
«Ich fliege zurück nach New York», sage ich.
«Oh.» Sein Blick ist ein bisschen enttäuscht. «Wann?»
«Ich habe den Nachtflug um halb zehn.»
«Das ist schade.» Er schaut auf die Uhr.
Ich gebe ein unverbindlichen Brummen von mir und rechne aus, wie viel Zeit in L.A. mir noch bleibt. Suche nach einer plausiblen Möglichkeit, einen Teil davon mit Leo zu verbringen statt mit meiner Schwester, die immer noch zurückhaltend an der Theke steht.
«Dann kann ich dich nicht dazu überreden, noch eine Nacht hierzubleiben?», fragt Leo.
Ich zögere und suche nach einer Lösung. Nach einer Möglichkeit, in der Stadt zu bleiben und die Sache trotzdem im grünen Bereich zu halten. Aber dann tritt mir Andys Lächeln vor Augen, seine Grübchen, seine klaren blauen Augen, und mir bleibt nichts anderes übrig, als zu sagen: «Nein … Ich muss wirklich zurückfliegen.»
Ich darf mich nicht auf dieses dünne Eis begeben.
«Das verstehe ich», sagt Leo sofort. Anscheinend hat er zwischen den Zeilen gelesen. Er blickt nach unten und zieht den Gurt seiner gelbgrünen Kuriertasche zurecht – die Farbe ist leuchtend, was mir gar nicht zu Leo zu passen scheint –, und unversehens frage ich mich, ob die Tasche ein Geschenk ist. Wie schön die Frau ist, die sie ihm geschenkt hat. Und ob sie noch zusammen sind.
Er blickt wieder auf und zwinkert scherzhaft. «Ist in Ordnung», sagt er. «Wir holen’s einfach beim nächsten Mal nach, wenn wir in L.A. sind und ein Stück über Drake machen.»
«Genau», sage ich und will seinen Sarkasmus mit einem eigenen starken Spruch übertreffen. «Wir holen’s beim nächsten Mal nach, wenn du mich abservierst und Jahre später wiedertriffst und mich mit dem Auftrag meines Lebens köderst …»
Leo sieht mich erschrocken an. «Wovon redest du?»
«Was daran hast du nicht verstanden?», frage ich und lächle, um diese Frage weniger zickig klingen zu lassen.
«Ich habe dich nicht abserviert », sagt er.
Ich verdrehe die Augen und lache dann. «Nein.»
Er sieht gekränkt aus – zumindest verdattert. «So war es nicht.»
Ich schaue ihn forschend an. Vermutlich versucht er, mir meinen Stolz zu lassen, indem er so tut, als hätten wir uns einvernehmlich getrennt. Aber er sieht mich so aufrichtig an, als wäre er ehrlich überrascht über meine «Version» unserer Geschichte.
«Wie war es dann?», frage ich.
«Wir haben einfach … ich weiß nicht. Ich weiß, ich war ein Trottel – und habe mich selbst viel zu ernst genommen. Ich erinnere mich an Silvester … aber ich weiß eigentlich nicht mehr, warum wir uns getrennt haben. Es kommt mir fast so vor, als hätten wir uns im Grunde wegen nichts getrennt.»
«Wegen nichts ?» Ich bin der Verzweiflung nahe, als Suzanne plötzlich um die Ecke kommt.
Sie muss meinen Gesichtsausdruck gesehen haben, denn sie sagt: «Oh, sorry», und bleibt stehen.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und sage: «Nein, ist schon in Ordnung. Wir plaudern nur … über … Drake.»
Suzanne sieht mich ungläubig an, aber sie spielt mit. «Wie fandet ihr ihn? War er so bodenständig, wie er aussieht?»
«Unbedingt», sagt Leo. «Total real.»
«Total», wiederhole ich strahlend, während es in mir brodelt.
«Was hast du ihn alles gefragt?», fragt Suzanne und sieht Leo an. «Oder muss ich warten, bis ich mir das Heft kaufen kann?»
Leo tut, als müsse er es sich überlegen, aber dann sagt er, er vertraut ihr und gibt ihr ein paar Insider-Informationen; er erzählt Einzelheiten über Drakes Arbeit im Zusammenhang mit dem
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