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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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nahm meine Anrufe nicht entgegen, also musste ich eben persönlich mit ihm klären, was es zu klären gab. Außerdem hatte ich einen guten Vorwand, um bei ihm vorbeizuschauen, denn er war ja schon in Vorkasse für mich getreten.
    Ich warf einen Blick in den Spiegel und überprüfte zum x-ten Mal meinen Lippenstift. Heute wollte ich unbedingt gut aussehen. Nachdem ich etliche Outfits anprobiert hatte, entschied ich mich schlussendlich für mein Lieblingstop und einen kurzen Jeansrock. Zusammen mit den schwarzen Wildlederpumps sahen meine Beine darin endlos lang aus. Eine optische Täuschung, weiter nichts. Zog ich die Schuhe aus, folgte die optische Enttäuschung im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Fuße, aber na ja.
    Vor der Hundeschule atmete ich noch einmal tief durch. Dann öffnete ich schwungvoll die Tür. Ich fand Jan hinter der Theke des Empfangs vor, wo er irgendwelche Papiere sortierte. Er sah nicht besonders glücklich aus. Entweder hasste er Büroarbeit, oder ihm setzte die Funkstille zwischen uns genauso zu wie mir.
    »Hallo, da bin ich«, verkündete ich gespielt munter.
    »Das ist kaum zu übersehen«, sagte Jan, ohne mein Lächeln zu erwidern. Er hätte wenigstens anstandshalber ein wenig mit den Mundwinkeln zucken können. »Allerdings scheinst du dich in der Zeit vertan zu haben. Ernies Kurs findet erst später statt.«
    »Ich wollte meine Arbeitsstunden ableisten.« Nachdem er nicht reagierte, fügte ich sicherheitshalber noch hinzu: »Du weißt schon, die Versteigerung.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Jan gedehnt, so als stünden ständig irgendwelche Frauen vor seiner Tür, um ihm ihre Dienste anzubieten. »Na schön. Nebenan findest du alles, was du brauchst, um die Zwinger zu säubern. Eimer, Schlauch, Schrubber ...«
    Von seiner Steuererklärung war keine Rede mehr. Vermutlich wollte er mich für mein Verhalten auf dem Sommerfest bestrafen. Unschlüssig sah ich an mir herunter. Um in den Hundezwingern herumzukriechen, trug ich eindeutig die falschen Klamotten. Aber auch wenn die Sachen später nur noch als Putzlumpen zu gebrauchen waren – kneifen würde ich ganz bestimmt nicht! Entschlossen stöckelte ich auf meinen Wildlederpumps in den Nebenraum, um mich mit allen erforderlichen Putzutensilien zu bewaffnen. Dann machte ich mich draußen bei den Hundezwingern an die Arbeit. Ich biss die Zähne zusammen und schrubbte wie eine Besessene. Fast wünschte ich, Hannah hätte auf dem Sommerfest den Zuschlag bekommen. Denn egal, was für widerwärtige Gemeinheiten sie sich für mich ausgedacht hätte – Schlimmeres als Jans Eiseskälte hätte mich nicht treffen können. Als ich gerade die Futternäpfe ausspülte, tauchte Jan plötzlich bei den Zwingern auf.
    »Hast du alles, was du brauchst?«, fragte er im Vorbeigehen.
    Seine Miene war starr und abweisend. Er hatte sich ein paar Pylonen unter den Arm geklemmt und befand sich offenbar gerade auf dem Weg zum Übungsplatz.
    »Ich glaube, du hast da etwas missverstanden«, sagte ich hastig, bevor er wieder verschwinden konnte.
    Jan blieb stehen. »Den Eindruck habe ich allerdings auch. Ich hatte das Gefühl, zwischen uns entwickelt sich etwas. Wie sehr man sich doch irren kann.«
    »Ja, das heißt, ich meine, nein.«
    Herrgott noch mal, sein eisiger Tonfall brachte mich völlig aus dem Konzept.
    Jan hob abwehrend die Hände. »Du brauchst mir nichts zu erklären. Ich habe nicht vor, den Moralapostel zu spielen.«
    »Das ist gut, denn dazu besteht auch überhaupt kein Grund.«
    »Na, wenn du es okay findest, mit deinem Schwager herumzuknutschen.« Er wandte sich erneut zum Gehen. »Es bleibt ja in der Familie, stimmt’s?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen. Weißt du, das mit meinem Schwager ist nämlich so: Auch wenn er und Nina erst seit Kurzem verheiratet sind, gibt es Probleme in ihrer Ehe. Große Probleme. Und da wollte ich helfen ...«
    Ein paar Meter von mir entfernt drehte Jan sich noch einmal um. »Indem du mit Daniel was anfängst?«
    Das erste Mal an diesem Tag sah es so aus, als würde er sich amüsieren. Aber seine Augen lachten nicht mit.
    »Nein«, antwortete ich entrüstet. »Könntest du mich jetzt bitte mal ausreden lassen?! Ich hab meiner Schwester versprochen, dass ich mich um ihren Mann kümmere, während sie weg ist.«
    »Oh, kümmern nennst du das. Ich könnte wetten, dass es hier im Ort genügend andere Frauen gibt, die sich liebend gerne um Daniel kümmern würden.«
    Der Blick, den Jan mir dabei zuwarf, war so voller

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