Maenner in Freilandhaltung
perplex.
»Sie lebe hoch, sie lebe hoch ...«, stimmte Pia an, und alle, einschließlich Monika, die gerade mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht den Raum betreten hatte, fielen mehr oder weniger schräg mit ein. Obwohl es mehr nach Katzengejammer als nach einem Ständchen klang, stiegen mir vor lauter Rührung Tränen in die Augen.
»Hey Leute, ihr seid wirklich lieb, aber ich habe heute gar nicht Geburtstag«, meldete ich mich zu Wort, als der Gesang verebbt war.
»Das wissen wir.« Hans-Hermann drückte mir ein Sektglas in die Hand. »Glaubst du im Ernst, ich würde eine Flasche Champagner springen lassen, nur weil es dir gelungen ist, trotz Dioxin im Essen und Kohlenmonoxid in der Luft irgendwie ein Jahr älter zu werden?«
»Äh ... nein. Natürlich nicht.« Ratlos sah ich erst zu meinen Kollegen und dann wieder zu Hans-Hermann. »Aber was ist es dann?«
»Lenski hat unterschrieben«, ließ mein Boss endlich die Katze aus dem Sack. »Mensch, Mädchen, du hast es wirklich geschafft! Seit Freitag, fünfzehn Uhr, ist die Fashion Factory unser Mandant.« Er machte eine kurze dramaturgische Pause, bevor er fortfuhr: »Und es gäbe wohl kaum einen passenderen Zeitpunkt, um dich zur Partnerin zu machen.«
Meine Knie drohten zu versagen. Gott sei Dank schob Pia mir gerade noch rechtzeitig einen Stuhl unter den Allerwertesten, sonst hätte mein beruflicher Aufstieg vermutlich gleich mit einer Bruchlandung begonnen.
»Äh ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, stammelte ich völlig durcheinander. »Ich danke dir für dein Vertrauen, Hans-Hermann.«
»Danke nicht mir. Bedank dich lieber bei Simon. Er hat mich erst auf den Gedanken gebracht, dich schon jetzt zum Partner zu machen. Eigentlich wollte ich noch ein bisschen damit warten. Aber Simon kann ganz schön hartnäckig sein.«
Nachdem ich Pias stürmische Umarmung sowie die Glückwünsche der anderen Kollegen wie in Trance hatte über mich ergehen lassen, wandte ich mich verlegen an Simon.
»Wirklich lieb von dir, dass du dich so für mich eingesetzt hast.«
»Gern geschehen.« Simon prostete mir mit seinem Sektglas zu. »Ich kenne niemanden, der die Partnerschaft mehr verdient hat als du.«
»Oh, ich wüsste da schon jemanden. Nur keine falsche Bescheidenheit.«
Simon hob abwehrend die Hände. »Ehre, wem Ehre gebührt. Ich muss mir meine Sporen erst noch verdienen. Hans-Hermann hat genau die richtige Entscheidung getroffen.« Aber offenbar hatte Simon noch etwas auf dem Herzen. Man sah ihm an, dass er nach den passenden Worten suchte. »Unser Essen neulich war wirklich schön«, begann er schließlich leise, nachdem er sich mit einem schnellen Blick vergewissert hatte, dass niemand uns zuhörte, und nestelte dabei nervös an seiner Krawatte herum. Ein besonders hübsches Exemplar, wie ich nebenbei feststellte. »Aber irgendwie, na ja, irgendwie ist es nicht ganz rund gelaufen. Das Gleiche gilt übrigens auch für den Grillnachmittag. Sicher hast du das genauso empfunden, oder?«
Da ich nicht wusste, worauf er hinauswollte, nickte ich einfach nur zustimmend.
»Meinst du, wir können das alles einfach vergessen und noch mal ganz von vorn anfangen?«, schlug Simon mit einem bittenden Blick vor.
»Sicher.«
Nachdem er sich so für mich eingesetzt hatte, war eine zweite Chance ja wohl das Mindeste, was ich ihm schuldig war. Dann würden wir sehen, was sich daraus entwickelte.
Simon schenkte mir ein Lächeln. Das niedliche Grübchen ...
»Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin, dass du das genauso siehst.« Er beugte sich zu mir herunter. Vor Schreck hätte ich um ein Haar mein Sektglas fallen lassen. Er würde mich doch wohl nicht hier, vor versammelter Mannschaft, küssen! Doch Gott sei Dank flüsterte er mir nur etwas ins Ohr. »Ich bin sicher, du wirst eine fantastische Partnerin.«
Äh ... wie zum Henker hatte er das denn jetzt bitte gemeint? Beruflich oder privat?
Bevor ich etwas erwidern konnte, gesellte sich Hans-Hermann zu uns. »Na, Louisa, hast du einen Moment Zeit für deinen ehemaligen Boss? Ich würde gerne mit dir ein paar Details unserer zukünftigen Zusammenarbeit besprechen. Ich muss nur rasch noch was mit Monika klären, dann warte ich auf dich in meinem Büro.«
Als er verschwunden war, wandte ich mich wieder an Simon. »Tut mir leid. Ich konnte Hans-Hermann ja schlecht sagen, dass ich gerade keine Zeit habe, mit ihm über die Partnerschaft zu sprechen.«
»Kein Problem«, versicherte Simon schnell. »Der Job
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