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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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tollpatschig, oder er gab sich nicht besonders viel Mühe, leise zu sein. Ich tippte auf Letzteres. Man hört ja immer wieder, wie dreist und unverschämt Diebe heutzutage vorgehen. Frei nach dem Motto »Frechheit siegt« räumen sie einem am helllichten Tag die Hütte leer und lassen sich womöglich noch von Nachbarn oder zufällig vorbeikommenden Passanten beim Kistenschleppen helfen.
    Zum ersten Mal, seit Ernie sich in meiner Obhut befand, war ich froh, den Hund an meiner Seite zu haben. Aufgeregt trippelte er hin und her. Hoffentlich würde er dem Einbrecher so richtig die Hölle heiß machen! Was hatte Jan noch gleich gesagt? Ich sollte Ernie etwas anbieten, woran er seine Beißlust auslassen konnte. Bitte schön, nun durfte er sich mal so richtig austoben!
    Um Ernie notfalls unterstützen zu können – schließlich war es möglich, dass es sich nicht nur um einen, sondern gleich um mehrere Diebe handelte –, hielt ich im Treppenhaus Ausschau nach einer Waffe. Doch das Einzige, was ich im Eingangsbereich auf die Schnelle finden konnte, war ein alter zerfledderter Stockschirm. Egal, besser als nichts!
    Ohne lange zu überlegen, schlich ich, dicht gefolgt von Ernie, so leise wie möglich den Flur entlang. Vor der geschlossenen Wohnzimmertür amtete ich noch einmal tief ein und aus. Dann stürmte ich in den Raum, wobei ich den Regenschirm kämpferisch durch die Luft kreisen ließ und krächzte: »Wer ist da? Raus hier jetzt! Aber ganz schnell!«
    Gut gemacht, lobte ich mich selbst. Ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite.
    Mit vollbeladenen Händen und vor Schreck weit aufgerissenen Augen blieb der Eindringling wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Auch wenn er sich für einen Dieb viel zu unprofessionell verhielt – wer würde schon ein halbes Dutzend Saftgläser klauen, wenn es die Dinger bei IKEA fast geschenkt gab?! –, musste ich zugeben, dass die Tarnkleidung nahezu perfekt war. In ihrem braunen Tweedrock und der eierschalenfarbenen Strickjacke passte die grau gelockte Dame sich ihrer Umgebung wie ein Chamäleon an.
    »Meine Güte, haben Sie mich erschreckt.«
    Nachdem sie den Turm aus Gläsern, der gefährlich ins Wanken geraten war, auf der Küchenanrichte abgestellt hatte, presste sie die Hände an die Stelle, wo sie wohl ihr Herz und ich ihr Zwerchfell vermutete.
    Zögernd ließ ich den Stockschirm sinken. »Würden Sie mir bitte verraten, wer Sie sind?!«
    »Wir sind Daniels Schwiegereltern. Erika und Friedhelm Schubert.« Erikas Stimme klang pikiert, so als hätte ich auf Anhieb wissen müssen, wer sie war.
    Da Erika in der Wir-Form gesprochen hatte, hielt ich nun Ausschau nach ihrer besseren Hälfte und entdeckte Friedhelm neben dem Fenster in der Essecke. Genau wie seine Frau hob der ältere Herr, den ich auf etwa siebzig schätzte, sich kaum von der Einrichtung ab. Anders als bei Erika lag das jedoch nicht an seiner Kleidung, sondern an seiner nicht vorhandenen Ausstrahlung. Der Mann wirkte so farblos, dass er mit dem braunbeige gemusterten Vorhang zu verschmelzen schien.
    »Sie müssen Katharinas Schwester Louisa sein«, stellte Erika in diesem Moment in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, fest.
    Ich verkniff mir den Hinweis, dass außer Tante Martha niemand, aber auch wirklich niemand meine Schwester Katharina nannte, und nickte stattdessen brav mit dem Kopf.
    »Sicher hat Daniel schon viel von uns erzählt.« Erika sah mich abwartend an.
    »Äh ... ganz bestimmt.«
    Vielleicht dem Postboten oder seiner Friseuse, mir gegenüber hatte Daniel die Großeltern der Kinder lediglich am Tag meiner Ankunft einmal kurz erwähnt. Wenn ich mich recht entsann, hatte er geäußert, dass Oma und Opa sich im Urlaub befanden. Nun waren sie offenbar zurückgekehrt ... leider.
    »Wie kommen Sie überhaupt hier rein?«, wechselte ich schnell das Thema.
    Mit triumphierendem Gesichtsausdruck ließ Erika in der Tasche ihrer Strickjacke etwas klimpern. »Wir haben natürlich einen Schlüssel – für Notfälle.«
    Ein bisschen dreckiges Geschirr als Notfall zu bezeichnen, fand ich leicht übertrieben. Aber so selbstverständlich, wie Erika sich in diesem Haus bewegte – sie begann gerade, die frisch gespülten Gläser in den Küchenschrank einzuräumen –, schien sie des Öfteren von dem Schlüssel Gebrauch zu machen. Nach Rebecca nun schon die zweite Frau, die sich hier wie zu Hause zu fühlen schien. Herrjemine, wie hielt Nina das bloß aus?!
    Leider war Ernie als Wachhund auch nicht besser

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