Maenner in Freilandhaltung
gewesen! Das ließ die Beziehung der beiden natürlich in einem völlig neuen Licht erscheinen. Alte Liebe rostet nicht ... Ob das Rätsel um Ninas Nebenbuhlerin damit gelöst war? Aber selbst wenn Rebecca Daniel immer noch liebte, bedeutete das ja nicht zwangsläufig, dass er die Gefühle seiner Exfreundin erwiderte. In meinem Kopf purzelten die Gedanken wild durcheinander. Auch wenn nach neuestem Kenntnisstand alles darauf hindeutete, dass Rebecca die Frau war, die das Glück meiner Schwester torpedierte, war es womöglich ein wenig vorschnell, Hannah als Verdächtige gänzlich auszuschließen. Andererseits ...
In diesem Augenblick bimmelte das Glockenspiel über der Eingangstür. Man musste gar nicht vom Teufel sprechen, es reichte offenbar schon, an ihn zu denken! Ohne mich umzudrehen, sah ich im Spiegel, wie Hannah hinter sich die Ladentür schloss und von Gaby, die dafür wohl oder übel ihr Kaffeekränzchen unterbrechen musste, in Empfang genommen wurde. Obwohl Hannah auch flüchtig in meine Richtung gegrüßt hatte, schien sie mich nicht erkannt zu haben. Mit drei Metern Alufolie und einem Ufo auf dem Kopf war ich bestens getarnt. Zum Glück, denn mir stand so gar nicht der Sinn nach nachbarschaftlichem Smalltalk. Das soeben Gehörte musste ich erst einmal verarbeiten.
Hannah ließ sich von Gaby einen Termin für den nächsten Tag geben und wandte sich dann den beiden Klatschbasen hinter mir zu. »Guten Morgen, die Damen. Na, lasst ihr euch hübsch machen?«
Der Turban kicherte verschämt.
»Morgen, Hannah. Wir reden gerade über Daniel. Ihr könnt doch so gut miteinander – hat er dir vielleicht erzählt, warum Nina abgehauen ist?«, hielt die Dauerwelle sich nicht lange mit überflüssigem Vorgeplänkel auf.
»Nein, aber ich habe nicht den Eindruck, dass er Nina besonders vermisst.« Ein zufriedenes Lächeln umspielte Hannahs Lippen. »Mir gegenüber hat er sie jedenfalls mit keiner Silbe erwähnt. Falls sie ihn tatsächlich verlassen hat, trägt er es mit Fassung. Möglicherweise ist es ja auch umgekehrt gewesen. Vielleicht hat er ihr den Laufpass gegeben«, Hannah machte eine kleine Pause und fuhr dann mit geheimnisvoller Miene fort, »zum Beispiel weil er gemerkt hat, dass eine andere Frau viel besser zu ihm passt.«
Die Dauerwelle nickte zustimmend. Wahrscheinlich hörte sie für Daniel und Rebecca im Geiste bereits die Hochzeitsglocken läuten.
Doch Hannah war noch nicht fertig: »Jeder kann sich mal irren, oder? Nina war ein bedauerlicher Fehlgriff. Eine Verzweiflungstat. Daniel brauchte eine neue Frau – und sie war gerade da. So einfach ist das. Glücklicherweise hat er seinen Fehler nun offenbar eingesehen. Ich meine, der Mann hat schließlich Geschmack. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede. Die Blumen, die er mir geschenkt hat ... ein Traum, sage ich euch. Weiße Lilien und rosafarbene Gerbera ...« Gespielt erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. »Ups, jetzt hab ich mich verplappert. Wie dumm von mir. Aber ich bin sicher, ich kann auf eure Verschwiegenheit zählen, stimmt’s?«
Wie Aufziehfigürchen nickten Hannahs Zuhörerinnen mit dem Kopf. Ihr Geheimnis war bei ihnen in den besten Händen. Wahrscheinlich würde es nicht einmal eine Stunde dauern, bis die Neuigkeit, dass Daniel Hannah mit Blumen umwarb, im Dorf die Runde machte. Ich schluckte schwer. Arme Nina! Schlimm genug, dass ihr Ehemann einer anderen Frau Blumen schenkte – nun würden sich auch noch alle die Mäuler darüber zerreißen. Ich hätte Hannah am liebsten mit ihrem lilafarbenen Crinkle-Schal, der farblich perfekt auf ihre Garderobe abgestimmt war, erdrosselt. Sie war nicht der Typ, dem etwas einfach so aus Versehen herausrutschte, vermutlich nicht einmal ein Pups. Deshalb kaufte ich es ihr nicht ab, dass sie sich verplappert hatte. Sie hatte die Sache mit den Blumen ganz bewusst in Umlauf gebracht. Ich hätte es sogar für möglich gehalten, dass sie sich alles bloß ausgedacht hatte, um sich wichtig zu machen. Wäre da die Quittung des Blumengeschäfts nicht gewesen, die ich in Daniels Hose gefunden hatte ...
Hannah zupfte vor dem Spiegel mit einem kritischen Blick ihren Rock zurecht. Dann wandte sie sich wieder an ihre Zuhörerinnen, die wie gebannt an ihren Lippen hingen. »Auf jeden Fall ist Daniel richtig gut drauf, keine Spur von Trennungsschmerz. Er platzt geradezu vor Energie und Tatendrang. Donnerstagabend haben wir beispielsweise noch einige Details für das Sommerfest besprochen. Ihr dürft
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