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Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche

Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche

Titel: Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Jens und Michel Clasen
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wir lachen lustig herum oder beziehungsberaten Leute, die nicht beraten werden wollen. Ich finde Hotelzimmerzertrümmern und Pferdegedichte schlimmer. Trotzdem werden wir nicht berühmt wie die Männer, sondern man wirft uns vor, betrunken nur peinlich zu sein. Ich verstehe das nicht! Aber ich glaube, es klappt nicht so gut mit uns Frauen und dem Alkohol, weil Männer und Frauen nicht befreundet sein können, Alkohol ist ja ein Mann, und jedes Mal, wenn wir uns mit ihm anfreunden wollen, dann geht es eben schief. Ach ja.
    Vielleicht sollten Sie betrunkene Frauen so sehen!
Anmerkung – am nächsten Morgen: Wie kommt es, liebe Leser, dass Sie uns Frauen immer wieder unzählige Drinks spendieren, um uns in solch einen Zustand zu versetzen? Und wie halten Sie es anschließend mit einem derart peinlich herumbrabbelnden Wesen aus, wenn Sie es nach Hause mitgenommen haben? Das nervt doch! Würde ich mir nie antun.

These: Man kann sich jede Frau schönsaufen
Gar nicht nüchtern betrachtet
    Eine Frau kann gar nicht so hässlich sein, dass es den Griff zur Flasche rechtfertigt. Dass Männer trotzdem trinken, muss andere Gründe haben.
    Erst kürzlich sah Mona mal wieder unverschämt gut aus. Zwar trug meine Liebste nur eine Jeans und ein altes T-Shirt, und ihr Haar war völlig verwuschelt, aber sie hatte diese natürliche Schönheit, für die Make-up-Artisten in Hollywood Meg Ryan oder Julia Roberts stundenlang bearbeiten müssen. Ich sagte: „Schatz, lass uns ausgehen!“ Und sie sagte: „Au ja! Einen Moment.“ Dann begann der längste Moment meines Lebens.
    Mona begab sich zum Kleider-, ich zum Kühlschrank. „Ich genehmige mir schon mal ein Bier“, rief ich, und ob sie auch eines wolle. Aber sie hörte mich schon gar nicht mehr. Als ich zu ihr zurück in das Schlafzimmer kam, steckte sie bereits mitten in existenziellen Fragen: Rolli oder Bluse mit Jacke, Rock oder Hose, Pumps oder Stiefel? Ich saß da, in Jeans und Turnschuhen, und trank mein Bier. Zwischendurch sagte ich ab und zu: „Das sieht doch gut aus.“ Aber das war etwa so, als riete ich von der Couch aus bei einem Fernsehquiz mit. Frau Jauch hörte mich nicht.
    Als sie schließlich ein Ensemble gefunden hatte, war mein Bier alle. Ich holte mir ein neues, und auf dem Rückweg fand ich Mona im Bad. Ich sagte: „Wollen wir gleich los?“ Sie nickte und murmelte über die Haarspange hinweg, die sie zwischen die Lippen geklemmt hatte: „Eime Mimupe moch.“ Die Minute dauerte noch an, als das zweite Bier leer war. Langsam bekam ich Schlagseite.
    Auf dem Fußboden sitzend, beobachtete ich Mona dabei, wie sie sich Zeugs auf die Wangen schmierte, Zeugs in die Haare sprühte, Zeugs um die Augen pinselte. Ich dachte: „Wie schön sie ist!“ Dann stutzte ich. Mir fiel ein, wie schön sie gerade noch gewesen war, in Jeans und Shirt. Jetzt kleisterte sie das alles zu. Ihre Schönheit war unbestreitbar – aber sie war jetzt Schminkmodellstandard. Sie war nicht meine Frau, sie war Jedefrau. Ein Ellen-Betrix-Klon.

    Ich überlegte, wie dieser Spruch ging: Man kann sich jede Frau schöntrinken – oder schönschminken? Ich wurde wütend. Da raubte jemand die Schönheit meiner Frau. Sie selbst tat es. Ich wollte aufspringen und protestieren, verlor dabei aber das Gleichgewicht und landete auf dem Steiß. Nur ein klägliches Ächzen kam über meine Lippen. Sie drehte den Kopf von der Wimpernbürste zu mir und sprach mit ungerührter Miene: „Bin gleich so weit.“ Dann drehte sie ihr Gesicht punktgenau wie ein Industrieroboter wieder zurück und fummelte weiter an ihren Wimpern herum.
    Als Letztes kam der Lippenstift. Nachdem sie sich für einen Farbton entschieden hatte und die Lippen gegeneinanderrieb, um das dunkle Rot zu verteilen, trank ich den letzten Schluck meines vierten Bieres. Jetzt war sie wieder schön! Völlig weichgezeichnet, wie alles um mich herum. Pure Freude. Ich hätte singen können vor Glück.
    Wir gingen in eine Bar, in der ich zuletzt mit meinem Freund Kalle gewesen war. Dort sind viele sehr hübsche, sehr elegant gekleidete Frauen mit langen Beinen und gepuderten Dekolletés unterwegs. Kalle, der chronisch Single ist, hatte Nackenschmerzen bekommen, weil er seinen Kopf so oft hatte drehen müssen. Ich dachte daran, wie Kalle geschwärmt hatte von all den Model-Hühnern, wie er sie nannte. Ich hatte erwidert, dass die alle total gleich aussähen, dass es keine natürliche Schönheit wäre. Kalle hatte gelacht und gesagt: „Oh, du Armer! Nix

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