Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche
für dich dabei? Egal, man kann sich jede Frau schönsaufen, hä-hä!“ Kalle war da der Experte. Er war schon häufig neben Frauen aufgewacht, die am Abend vorher noch ganz anders ausgesehen hatten („Ich schwöre dir, die war blond!“). Jetzt kam Mona vom Tresen zurück und auf mich zu, sie wogte dahin wie eines von den Models. Fast hätte ich sie verwechselt. Ich nahm mein Getränk und säuselte. „Wie schön du bist!“ Sie lächelte mich an und antwortete: „Das sagst du doch nur, weil du schon betrunken bist.“ Dann zog sie ihren Lidstrich nach.
These: Rothaarige Frauen sind die Besten im Bett
Na warte, rotes Luder!
Die sexuellen Erwartungen an rothaarige Frauen sind groß. Nicht ganz leicht, da mitzuhalten. Das Sexleben steht – sozusagen – auf dem Kopf.
Zugegeben: Ich bin nicht rothaarig. Und ich hatte noch nie Sex mit einer Frau, egal welcher Haarfarbe. Ob rothaarige Frauen toll im Bett sind, kann ich deshalb nicht beurteilen. Doch ich leide unsäglich unter den Folgen dieser These. Denn meine Haare sind rot gefärbt.
Haben Sie eine Ahnung, was das heißt? Die riesigen Erwartungen der Männer beim Sex. Der Leistungsdruck. Die ständige Angst, schlecht im Bett zu sein – und dadurch als falsche Rothaarige aufzufliegen. Es ist unerträglich.
Schuld an dieser entsetzlichen Lage war mein Naturton. Man konnte ihn nicht einmal straßenköterblond nennen, er war einfach dreckbraun. Kennen Sie einen Mann, der schwärmt, seine Traumfrau habe die Haarfarbe einer Feldmaus? Ich auch nicht. Also entschied ich mich schon in meiner Jugend spontan für Kupfer. Rot, dachte ich, wie die Liebe. Gott, war das naiv!
Denn seitdem muss ich lügen, ob ich möchte oder nicht. Die Probleme beginnen schon, wenn ich mich einem Mann nur vorstelle. Soll ich da vielleicht sagen: „Hallo, ich heiße Elke, und meine Haare sind gefärbt?“ Das wirkt doch total neurotisch! Also erwähne ich meine Färbung nicht, plaudere, warte aber insgeheim schon panisch auf den Satz. Den Satz, der den meisten Männern dann auch bald herausrutscht: „Endlich mal eine echte Rothaarige!“ Es ist als Kompliment gedacht. Aber wenn ich an dem Mann interessiert bin, antworte ich ganz sicher nicht: „Aha – wo ist denn hier eine?“ Sondern ich spiele mit. Ich koloriere vor dem nächsten Date den Ansatz nach. Gebe mich charakterlich naturrot – also jähzornig, nachtragend, verrucht, hysterisch und kränklich. Und ich zermartere mir derweil verzweifelt das Hirn: Was mache ich nur, falls ich meine Haarfarbe irgendwann sexuell unter Beweis stellen muss?
Ich meine, bestimmt sind echte Rotschöpfe wirklich besonders gut im Bett – wenn Männer das doch sagen (man sollte Männer immer ernst nehmen). Aber woher soll ich denn bitte wissen, was gut im Bett überhaupt bedeutet? Bei meiner Naturnuance kann ich doch einen Orgasmus nicht von einem Wadenkrampf unterscheiden! Ich habe wirklich sämtliche rothaarigen Vorbilder studiert. Die Liebesszenen von Nicole Kidman auswendig gelernt. Und versautes Adels-Englisch gebüffelt, falls jemand die Fergie-Nummer wünscht. Doch wenn ich dieses Wissen dann anwende, fühle ich mich allenfalls wie Boris Becker in Strapsen: rothaarig, aber irgendwie neben der Spur.
An entspannten Sex ist so natürlich nicht zu denken. Und es hilft mir auch nicht, dass Männer sich von dieser Amateurnummer wirklich täuschen lassen. Denn so muss ich immer weiter lügen: Wer einmal die Feuerbraut mimt, kann sich später nicht auf das Stellungsrepertoire einer Feldmaus zurückziehen. Das wäre so, als würde sich ein Prinz in einen Frosch zurückverwandeln.
Sie sehen, meine Lage ist verzweifelt. Und mittlerweile drängt auch noch die Zeit. Ich bin schon 28. Da Rothaarige aber als untreu gelten, bekomme ich keine Heiratsanträge. Tag für Tag sitze ich da, grüble, ob ein Wechsel der Farbe meine Situation verbessern könnte. Aber ach! Als Blondine würde ich zwar geheiratet. Doch müsste ich mich ständig dumm stellen, um echt zu wirken. Und als Dunkelhaarige dürfte ich zwar denken, aber müsste ein Rasseweib spielen. Mit meiner bleichen Haut sähe ich dabei so heißblütig aus wie ein Junkie.
Ich kann wirklich nicht beurteilen, ob rothaarige Frauen toll im Bett sind. Ich muss es Ihnen deshalb einfach glauben. Aber dieser Spruch hat, wie Sie jetzt wissen, grausame Folgen für alle Gefärbten. Und deshalb vergessen Sie ihn bitte ganz schnell! Und behaupten von nun an, das sei ein dummes, chauvinistisches Vorurteil. Mir zuliebe,
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