Männer unerwünscht (German Edition)
ich.
„Mein Enkelsohn? Wovon? Dass wir uns kennen? Ja, ich hab ihm vorgestern von dir erzählt, als er nach Monaten mal wieder aufgetaucht ist.“
„Hat er Ihnen auch erzählt, dass ...“
„Du sollst ‚du‘ zu mir sagen. Was sollte er mir erzählt haben? Kennt ihr euch?“
„Allerdings.“
Sie schwieg einen Augenblick, dann lachte sie plötzlich hell auf. „Jetzt sag bloß, das ist der Björn, der nachts von deinen Schwestern in deinem Bett erwischt wurde?“ Ich nickte verhalten und sie kriegte sich gar nicht wieder ein vor lauter Lachen.
„Zufälle gibt’s“, murmelte ich matt.
„Huhuhuh, der Bauerntrottel und du? Neinneinnein, ha ha ha!“
„ Er ist kein Bauerntrottel“, nahm ich ihren Enkel in Schutz.
„Der sagt zu allem, was Mama und Papa ihm vorbeten, ja und amen. Doris, den kannst du verge s sen.“
Deshalb war Björn also gestern wieder am Bus aufge taucht! Bestimmt dachte er, ich würde mich seinetwegen mit seiner Oma anfreunden. Um nun doch einen Platz im Wennelkenschen Familienclan zu ergattern. Und ich hatte mich auch noch von ihm küssen lassen!
Am nächsten Tag das gleiche Spiel: Etliche Schuhe standen an verkehrten Plätzen. Elke wies mich mit au f gesetzter Freundlichkeit auf meine vermeintlichen Fehler hin, Bruno ließ sich nicht blicken.
Der Arbeitstag war eine einzige Tortur. Ich kam mir plötzlich vor wie eine Fix-Schuh-Aussätzige. Susi und sogar Gertrud (wer hätte damit gerechnet?) bemühten sich redlich, mir in meiner schlimmen Lage be i zustehen. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen, und ich fühlte mich an einen Hitchcock-Klassiker eri n nert. Der böse Kerl im Hinterhalt trug aber keine Pistole, sondern ein Kündigungsschreiben.
Elke genoss meine hilflose Lage in vollen Zügen. Das erste Mal in meinem Leben sehnte ich Brunos Eintreffen herbei. Schmiss er mich nun raus oder nicht? Ich wollte Gewissheit. In Gedanken sah ich mich bereits in abgerissener Kleidung und mit hängenden Schultern um Geld bettelnd durch die Büroräume der Arbeitsagentur laufen.
Kurz vor Feierabend hörte ich Brunos Auto. Die Sekunden bis zu seinem leibhaftigen Erscheinen kam en mir wie mörderische Stunden vor . Gertrud umschwänzelte den letzten Kunden dieses Tages, Susi hängte die Schuhanzieher an die dafür vorgesehenen Haken, und ich stand da und wartete auf das Urteil.
Es kam. Kurz, knapp und niederschmetternd. Dorissack, langjährige Fix-Schuh-Kraft, bekam an diesem Tag die Kündigung in die Hand gedrückt. Bruno holte das Papier aus seine r Aktentasche und übe r reichte es mir mit den Worten: „Ihren Urlaub ha t s ie weck, also arbeite t s ie noch den Monat durch. Danach sind wir keschiedene Leute.“ Hatte ich Bruno unwissentlich geheiratet?
Susi ließ ihre Schuhanzieher fallen und stürzte herbei. Mitfühlend versuchte sie Worte des Trostes. Ich wollte mich jedoch keinen Moment länger als nötig in diesen Wänden aufhalten und stürmte aus dem Laden. Gekündigt, was nun? Die Doris, die ist arbeitslos, was macht sie ohne Arbeit bloß? Ziellos lief ich durch die Fußgängerzone. Ich sah und hörte nichts.
Plötzlich lag ich an der Brust eines Mannes. Wer umarmte mich so stürmisch und quetschte mich an sich? Der Kerl war mindestens einen Kopf größer als ich, roch angenehm nach einem teuren Aftershave und drückte mich so fest, dass ich ihm nicht ins Gesicht schauen konnte. Mein Ohr lag an einem dezent gemu s terten Schlips.
„Doris, wo läufst du denn hin? Kennst du mich nicht mehr? Du hast mich beinah über den Haufen gerannt. Wie schön, dich wiederzusehen!“ Endlich ließen mich die Arme frei.
Ich musste dreimal hinsehen. Der Mann kam mir bekannt vor, sehr bekannt, aber ...
„Henrik?“
„Wer denn sonst? Endlich treffen wir uns mal wieder!“
Ja klar, die blauen Augen, der Mund – das war Henrik.
„Komm, lass uns dort drüben ins Café gehen“, sagte er und zog mich
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