Männer unerwünscht (German Edition)
verlassen, so wie früher. Henrik würde das Kind schon schaukeln.
Zur Feier des Tages bestellte ich einen doppelten Eisbecher mit Borkenschokolade. Genüsslich schaufelte ich die Leckerei in mich hinein, Henrik sah mir lächelnd zu. Ich musste mir eingestehen, dass er sich zu einem verflucht gutaussehenden Mann entwickelt hatte. Moderner Haarschnitt, sorgfältig gestutzter Vollbart, sonnengebräunte Haut, randlose Brille. Außerdem war er von wesentlich kräftigerer Statur als bei unserer letzten Begegnung – wie viele Jahre war das her?
Er sah bedauernd auf seine Armbanduhr Marke sportlich-salopp.
„Tut mir leid, Doris, aber ich habe gleich einen Termin.“
„Ich auch“, rief ich wichtig und sprang so plötzlich auf, dass mein Stuhl nach hinten kippte. Schnell stellte ich ihn zurück auf seine Füße. Henrik lachte. Bestimmt kaufte er mir die Sache mit dem Termin nicht ab.
„Meine Geschäftspartnerin erwartet mich“, erklärte ich. Egal ob Mimi vorm Fernseher oder lesend hinterm Ofen saß – sie würde sich freuen, wenn ich sie besuchte.
„Geschäftspartnerin? Das hört sich vielversprechend an. Nächstes Mal erzählst du mir mehr davon.“ Henrik verabschiedete sich überstürzt und verschwand. Hatte ich zu dick aufgetragen? In seiner Gegenwart befiel mich von jeher das Gefühl, mich auf irgendeine Weise hervortun zu müssen.
Am nächsten Morgen wartete Henrik vor der Ladentür auf mich. Gemeinsam betraten wir die Fix-Schuh-Arena. Bruno war glücklicherweise anwesend und wurde gleich von Henrik verhaftet.
„Guten Tag, Herr Kunze. Mein Name ist Dr. Henrik Bruder. Ich vertrete die Interessen meiner Ma n dantin Doris Sack. Die mit gestrigem Datum versehene Kündigung ist laut Paragraf vierundachtzig, Absatz drei und vier ...“ Ich hörte gar nicht mehr hin, sondern ergötzte mich an Brunos blasser werdender Gesicht s farbe. Henrik beendete seinen Monolog mit dem Wort „... nichtig“ und in mir brach eine tosende Triumphpa r ty aus. Elkes grimmige Miene trug maßgeblich zum Gelingen der Party bei.
Bruno stammelte die Worte „... werden sehen, wie wir weiter verfahren ...“ und ließ besagtes Künd i gungsschreiben in seiner Hosentasche verschwinden. Henrik klappte seinen wichtigen Aktenkoffer zu und wandte sich zum Gehen. Ich hechtete hinter ihm her. Wollte er mich jetzt etwa mit diesem Ungeheuer und seiner Komplizin allein lassen?
„Du hast gesagt, du stehst mir bei “, jammerte ich.
„Hab ich doch. Soll ich jetzt etwa dein Händchen halten und gemeinsam mit dir Schuhe verkaufen? Die Kündigung ist vom Tisch, das haben wir erreicht. Ich werde demnächst mal vorbeischauen, um zu hören, wie’s läuft. Bestimmt lässt sich Bruno eine neue Schweinerei einfallen.“ Fort war er. Ich kam mir entsetzlich allein vor.
Bruno sah mir in den folgenden Wochen weder auf den Busen noch sonst wohin. Er sprach nicht mehr mit mir und behandelte mich wie Luft. Elke übernahm das Kommando und drehte mir jedes Wort im Mund um. Sämtliche Fehler des Personals lastete sie ausschließlich mir an.
Moni war wieder gesund und ging in ihrer gewohnt stillen, lieben Art auf die Kunden ein. Sie wurde von Elke kaum zur Kenntnis genommen. Durch ihre Genesung war jedoch überdeutlich spürbar, dass eine Person zu viel im Laden war. Zeitweise standen wir uns sprichwörtlich gegenseitig auf den Füßen.
Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, nach Feierabend geradewegs zu Mimi zu fahren. Damit ging ich Björn aus dem Weg und tat gleichzeitig ein gutes Werk. Ich half ihr, das ungeordnete und unübe r schaubare Sortiment zu sichten und zu ordnen. Zuweilen fiel uns dabei das eine oder andere Stück in die Hände, von dessen Existenz Mimi nichts geahnt hatte. Die blaue Keramik-Elefantenfamilie in fünffacher Au s führung zum Beispiel oder der Karton goldener Weihnachtsbaumkugeln.
Es kam der Tag des Abschieds, als Rita ihre Stinkehöhle für immer verließ, um zu Ludolf zu ziehen. Gegen den Rat ihrer großen Schwester Uschi hatte sie ihr Studium ab gebrochen und widmete sich nun mit voller Hingabe Haus und Hof. Sie hatte den „Frauen an die
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