Männer unerwünscht (German Edition)
machte sich, statt zu murren, sofort auf den Weg. Sie pfiff ein Liedchen , während sie ihre Schuhe schnürte. Ich hatte sie noch nie pfeifen gehört. Merkwürdig war außerdem, dass sie sich ihres Haushaltsgummis entledigte und ihre schwarze Mähne kräftig durchbürstete, bevor sie das Haus verließ. Bei Rita war man nie vor Überraschu n gen sicher.
Sie war schon eine ganze Weile fort, da fiel Uschi ein, dass sie dringend auch noch ein Pfund Schmalz benötigte. Weil sie ihr im Werden befindliches Brot nicht sich selbst und schon gar nicht mir übe r lassen wollte, fragte sie mich, ob ich mich ebenfalls auf den Weg zu Ludolf machen könnte.
Es war ein herrlich lauer Sommerabend, und ich freute mich auf den Spaziergang. Viele Dorfbewo h ner genossen wie ich die frische Luft, harkten ihre Gärten, zupften Unkraut oder standen mit ihren Nachbarn am Gartenzaun und hielten Klönschnack. Alle grüßten mich freundlich, während ich vorbeimarschierte.
An einer Weide traf ich Björn. Er hatte die Euter seiner Kühe schlapp gemolken und trieb sie jetzt ins wohlverdiente grüne Gras. Der letzten, bummelnden Kuh gab er einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintern und schloss dann das Gatter.
„Hey, kommst du mich besuchen?“ , begrüßte er mich erfreut.
„Nee, ich bin auf dem Weg zu Ludolf Lasch.“
„Was willst du denn von dem Schlaffi?“
„Schmalz einkaufen.“
„Kannst du auch von mir haben“, bot er mir an. „Ich schenke dir einen ganzen Pott voll.“
„Hast du etwa auch einen Bio-Hof?“ , fragte ich.
„Natürlich nicht. Ich bin keiner dieser Idioten, die weder Gülle auf dem Acker noch Geld auf dem Konto haben. Dafür aber 'nen krummen Buckel vom Arbeiten.“ Björn war das Echo seines Vaters.
„Ludolf hat keinen krummen Buckel“, verteidigte ich unseren Lieferanten.
„Aber keinen Cent auf der Naht“, meinte Björn abfällig.
„Na und? Müssen ja nicht alle solche Profitgeier sein wie du“, provozierte ich ihn.
„Dein Öko-Freund scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen“, stellte er beleidigt fest. Ich ging darauf nicht ein und wandte mich zum Gehen. Er hielt mich am Ärmel fest.
„Was ist denn nun mit Oma Mimi? Wann fängst du bei ihr an?“ , quengelte er . Wenn ich den Job als Altenpflegerin und Kartonstaplerin antreten würde, wären wir beide glücklich. Ganz bestimmt.
Mir ging seine Oma-Mimi-Tour mittlerweile dermaßen auf den Geist, dass ich Hassgefühle gegen die alte Dame entwickelte, obwohl ich ihr noch nie begegnet war. Ich machte mich von ihm los und ging mit schnellen Schritten davon. Björn zeigte Reue, denn er rief mir hinterher: „Und was ist mit dem Schmalz?“
„K annst du dir in die Haare schmieren“, entgegnete ich und war schon außer Sichtweite.
Auf Ludolf Laschs Hof ging es friedlich zu. Man hatte eine traumhafte Aussicht auf Weiden, Felder und Wald. Zwei Meter vor seiner maroden Haustür gab es einen Misthaufen, in dem die Hühner samt Hahn heru m scharrten und sich die brauchbarsten Strohhalme herauspickten.
Hofhund Hubert begrüßte jeden Besucher schwanzwedelnd, und es lebten mindestens ein Dutzend Katzen hier. Schweine und Kühe hatten ihren Auslauf auf den anliegenden Weiden und mussten nicht wie auf den meisten anderen Höfen ihr Dasein in dunklen Ställen fristen.
Ludolf Laschs Farm war Anlaufstelle für alte, kranke oder herrenlose Tiere wie momentan die Gans Anna. Sie humpelte mir schnatternd mit ihrem geschienten Bein entgegen. Vor kurzem hatte Ludolf einen Wurf ausgesetzter Mischlingshündchen mit der Flasche großgezogen und sie dann in verantwortungsvolle Hände abgegeben.
Seine Felder bearbeitete Ludolf so biologisch wie möglich. Die Tiere wurden nicht mit Fertigfutter oder Fischmehl, sondern aufwendig mit gekochten Kartoffeln, Getreide und anderem Gesunden mehr ve r sorgt. Das alles machte natürlich unglaublich viel Arbeit, und Ludolf bewirtschaftete den Hof ganz allein. Er war ein Idealist und hatte höchstwahrscheinlich tatsächlich „nichts auf dem Konto“, wie Björn vermutete. Trotzdem war mir Ludolfs Lebensart viel lieber als die der Großbauern, die das Maximum aus ihrem Land und den Tieren herausholten, nur des Geldes wegen.
Ich klopfte an die Haustür – nichts. In der Scheune und den Stallungen war Ludolf ebenfalls nicht zu finden. Auch Rita entdeckte ich nirgends. Irgendwo mussten die beiden doch stecken! Ein paar Minuten später sah ich
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