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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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Bruchteil einer Sekunde, bis Holger merkte, dass er nicht mich ansehen, sondern nach vorn auf die Straße schauen musste.
                  Er stieg voll in die Bremse und riss das Lenkrad nach links. Glück gehabt! Das gefleckte Rindvieh hatte keinen Kratzer abbekommen und trottete gemächlich weiter. Schon heulte der Motor auf und wir brau s ten weiter. Da schrie ich wieder. Um ein Haar hätten wir nämlich Björn überfahren, der blindlings hinter se i nem Rind herlief.
                  „Puh, was ist hier denn los?“ , stöhnte Holger, und wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn. Björn sah mit einer Mischung aus Wut und Erschrecken ins Autoinnere. Wütend war er sicher auf die flüchtende Kuh und erschrocken über seinen eigenen Beinah-Unfall. Als er mich auf dem Beifahrersitz e r kannte, nahmen seine Gesichtszüge einen undefinierbaren Ausdruck an. Holger ließ die Scheibe runter.
                  „Alles in Ordnung?“ , rief er dem Jungbauern zu. Björn gab keine Antwort, sondern sah an dem Doc vorbei und mir ins Gesicht. Unsere Blicke trafen sich – und ich musste plötzlich an den Heuschober samt pieks ender Halme denken.
                  Als er keine Antwort bekam, zuckte Holger die Schultern und trat wiederum aufs Gaspedal.
                  „Wo waren wir gerade stehen geblieben?“ Er zog gespielt nachdenklich seine Stirn kraus. „Ach ja, bei dem Pfad der Tugend, auf dem du so sittsam wandelst.“
                  „Lassen wir das Thema“, entgegnete ich knapp.
                  Holger grinste unverschämt und überholte einen lahmen Lieferwagen.
                  „Wo und auf wem reiten wir eigentlich?“ , wollte ich wissen. „Und warum überhaupt?“
                  „Beatrix und Herbert besitzen ein paar Pferde im Reitstall ‚Hoppelgarten‘. Dann und wann leihe ich mir eines und reite damit aus. Du wirst sehen, das macht echt Spaß.“
                  Er drehte das Radio an und sang laut und ziemlich falsch einen amerikanischen Song mit.
                  „Hör auf, das ist ja grauenhaft.“ Ich hielt mir lachend die Ohren zu.
                  Heute hatte Holger eine Trauben-Nuss-Tafel dabei. Ich teilte sie gerecht zwischen uns auf und wir kauten einträchtig . Wenigstens sang er nicht, während er aß, dieser unmögliche Doktor. Kurze Zeit später erreichten wir den Hof der Reitanlage.
                  Etliche Luxuskarossen samt Doppelpferdetransporter parkten auf dem Vorplatz. Beim Aussteigen fiel mein Blick auf einen jungen Mann , dessen Pferd partout nicht in einen solchen Anhänger klettern wollte. Der Mann war kurz vorm Explodieren, denn der Gaul rammte seine vier Hufe in die Kieselsteine, legte warnend die Ohren an und schnappte nach dem zerrenden Arm seines Besitzers .
                  Das zahlreiche Publikum, das sich schaulustig versammelt hatte, gab Hinweise und fachkundige Ratschläge, wie dieses Problem zu lösen sei. Aus der Ferne, versteht sich, mithelfen wollte niemand. Der gebeutelte Mann wurde immer wütender und haute dem Tier nun die Peitsche auf den Hintern. Das Pferd wandte sich blitzschnell um und antwortete mit einem gezielten Tritt des Hinterhufs in seine Richtung. Es verfehlte das Ziel nur knapp.
                  „Schick das Vieh zum Schlachter und lass es verwursten“, schlug ein älterer Mann vor, dessen k a rierte Schirmmütze von jahrelangem erfolgreiche n Umgang mit Pferden zeugte.
                  Der junge Mann nickte grimmig. Er wollte jedoch sich selbst und den Reiterkameraden beweisen, dass er sein Pferd persönlich beim Schlachthof abliefern würde. Dazu musste es nur noch verladen werden.
                  „Soll ich den Tierarzt rufen?“ , fragte eine piepsige Frauenstimme. „Dann bekommt der Furioso eine Beruhigungsspritze und geht lammfromm in den Anhänger.“ Zustimmendes Nicken seitens einiger Zuscha u er.
                  „Wozu eine Beruhigungsspritze?“ , fragte ich Holger. „Das Pferd ist doch ganz ruhig. Es will nur nicht, das ist alles.“
                  Ich hatte wohl etwas zu laut gesprochen, denn alle schirm-, reitkappen- und nichtbemützten Köpfe flogen zu mir herum. Wer hatte da diesen dämlich-laienhaften Kommentar abgegeben? Aha! Eine Nichtpfe r debesitzerin in Jeans und Turnschuhen! Die konnte doch

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