Männer unerwünscht (German Edition)
meinen laienhaften Versuchen keinen Millimeter. Sicherlich hatte sie in ihrem Pferdeleben schon zahllose Anfänger durch die Gegend tragen müssen und deshalb schockte sie auch der größte Tölpel nicht mehr. Eine Menge Fachleute hatten sich eingefunden und hielten sich die Bäuche vor Lachen. „Nicht mal Reitstiefel an! Und keine Kappe auf!“ und „Jede Wette, dass die Pferde gleich ohne Re i ter wiederkommen!“ waren ihre wohlmeinenden Kommentare.
Ich klammerte mich mit beiden Händen am Sattel fest und stemmte die Füße haltsuchend in die Steigbügel. Bella marschierte fröhlich vorweg, ich war wede r in der Lage, auf die Richtung noch auf die G e schwindigkeit Einfluss zu nehmen. Glücklicherweise war die Stute so freundlich, mein Können nicht durch einen Bocksprung auf die Probe zu stellen.
Wir erreichten ein Waldstück und Holger trabte los. Auch mein Pferd wurde jetzt schneller. Junge, das schaukelte abe r! Ich versuchte, Holgers gutgemeinte Tipps in die Tat umzusetzen – mit mäßigem Erfolg. Als ich vor lauter Seitenstichen keine Luft mehr bekam , reduzierte Holger endlich das Tempo. Er ließ seinen Fuchs neben Bella gehen und saß entspannt im Sattel. Meine Knie und Oberschenkel waren aufgescheuert und taten saumäßig weh.
„Herrlich, nicht wahr?!“ Holger strahlte übers ganze Gesicht. Richtig niedlich, diese Grübchen.
Die Pferde schnaubten zufrieden, und ich bemühte mich um eine gleichmäßige Atmung.
Holger übernahm indessen die Unterhaltung. Ich erfuhr, dass er seit einem Vierteljahr in der Stadt lebte; anfangs im Schwesternwohnheim des Krankenhauses und seit ein paar Wochen bei Herbert und Beatrix. Vorher hatte er bei seinem Onkel in Hamburg gewohnt, nahe der Universität, an der er studiert ha t te. Inzwischen war sein Onkel nach Süddeutschland gezogen. Eltern hatte Holger nicht mehr.
Wir schwiegen eine Weile. Holgers Schicksal ging mir durch den Kopf und mir wurde bewusst wie froh ich war, dass ich meine Mutter hatte, auch wenn sie sehr anstrengend war.
„Meine Mutter wohnt auch im Bayerischen Wald.“ Ich nannte ihren Wohnort und Holger fragte mich nach der Straße. Seine Augen wurden immer größer.
„Nun sag bloß noch, deine Mutter heißt Hertha!“ , rief er aus.
„Ja - wie kommst du denn darauf?“
„Weil mein Onkel vor kurzem eine Frau namens Hertha geheiratet hat. Ganz still und heimlich. Die haben während ihrer Hochzeitsreise einen Abstecher zu mir gemacht, doch leider hatte ich nicht viel Zeit, denn ich musste zum Dienst. Ist das etwa deine Mutter?“
„Ja. Und Fiete Ollenbüdel dein Onkel?“ , staunte ich.
„Sind wir jetzt verwandt?“ , fragte er lachend.
„Indirekt“, meinte ich. Na so ein Zufall!
Ich berichtete Holger von dem Eintreffen der Frischvermählten während der Frauen-an-die-Macht-Fete . Einzelheiten der Feier ließ ich unerwähnt, das wäre denn doch zu peinlich gewesen. Trotzdem bog er sich vor Lachen.
„Onkel Fiete inmitten einer Horde Extrem-Frauen! Das hat ihm bestimmt bombig gefallen.“
„Glaub ich auch. Nur meine Mutter hat sich auf der Party nicht wohl gefühlt. Sie kam mit den Gästen nicht klar.“
„Vielleicht muss sie noch ein wenig in sich gehen und an sich arbeiten.“ Holger grinste.
„Woher kennst du die Sprüche?“ , fragte ich erstaunt.
„Wir haben auf der Station eine Frauen-an-die-Macht-Krankenschwester. Die ist gegen alles und erzählt den ganzen Tag lang nur Müll.“
Ich spürte meine Beine kaum noch, sie funktionierten nicht mehr. Meine Finger krallten sich in den Sattel und wäre Bella nicht so ein braves Pferd, hätte ich längst unten gelegen. Dennoch genoss ich den Ausritt. Wie schön müsste es sein, richtig reiten zu können, statt sich nur mühsam festzuklammern.
Es dämmerte, als die Hufeisen unserer Pferde auf dem Vorplatz der Reitanlage klapperten. Wir nahmen die Sättel ab, Holger zeigte mir, wie man die Hufe gründlich säubert und
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