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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ungeschulten Partnern/Partnerinnen relativ leicht orten lassen, wenn man sie bei den Streifzügen durch die Wildnis der Begierden angeschaltet lässt, was unbegreiflicherweise viele Streuner machen. Das Mysterium, warum man mit einem Handy Texte verschickt, die man mit ebendiesem Handy dem/der Geliebten auch sagen könnte, gehört zu den großen Rätseln der digitalen Welt. Die zahllosen »Ich liebe dich«-SMS schickt man, glaube ich, nicht, um den Adressaten zu beglücken, sondern um den Überbringer, also das Handy, emotional aufzuladen, es sozusagen
emotionally prepaid
zu pimpen. Der Adressat würde den Satz statt ihn zu lesen vielleicht lieber hören, aber du hast es gesagt, der/die andere hat’s gehört, das war’s. Ob in der U-Bahn, während eines Meetings, in der Kantine, im Bett, eine SMS kannst du immer nachlesen. Wenn’s blöd kommt, nicht nur du. Und wenn’s blöd kommen kann, kommt es auch blöd. Das ist
Murphy’s Law
und es arbeitet im Sinne der Wahrheitssucher.
    Vielleicht lohnt bei dieser Konfliktspirale ja ein Blick auf die Ursprünge unseres Denkens. Die alten griechischen Philosophen dachten sich nichts und logen munter und lustvoll drauflos. Für sie war die Lüge weniger ein moralisches als ein logisches Problem. Wie löst man das bekannte Paradoxon »Alle Kreter sind Lügner, sagen die Kreter«? Auch der berühmteste Satz der klassischen Philosophie, Sokrates’ Behauptung »Ich weiß, dass ich nichts weiß«, gehört zu den wahrheitsscheuenParadoxien. Denn wenn Sokrates weiß, dass er nichts weiß, dann weiß er wenigstens dieses und also weiß er mehr als nichts und nicht nichts. Und ist damit als Lügner entlarvt.
    »Die Lüge ist ein Sprachspiel, das gelernt sein will wie jedes andere.« Der Philosoph Ludwig Wittgenstein wird bei dieser Erkenntnis an seine antiken Kollegen gedacht haben, die in einer Zeit lebten, als man die Wahrheit nicht mit Streckbett, Polygraph oder Waterboarding, sondern vorzugsweise im Wein suchte.

  DER RASHOMON-FAKTOR (3)
    Seit der Chip in den Joggingschuhen automatisch ihre Laufwerte via iPhone an Facebook übermittelte, rannte Amelie nicht mehr gegen ihren inneren Schweinehund, sondern gegen die Notierung ihrer möglichen Schwäche auf Facebook an. Sie fand das super. So konnte sie die Laufleistungen der Freunde checken, liken oder disliken und ihre eigene für die anderen ebenfalls zur Bewertung ins Netz stellen.
    Nun zog sie einen 200-Meter-Sprint an, der sich auf dem Laufdiagramm sicher gut machen würde, vor allem jetzt im Winter, wo viele das Joggen eingemottet hatten. Anschließend ließ sie sich schwer atmend auf eine Bank fallen und schlüpfte halb aus den Schuhen, die laut Werbung ihrem Gluteus maximus 28 Prozent mehr Trainingsleistung abforderten. Ihre Füße dampften. Hier im Babelsberger Park hatte Amelie sich eine Rundstrecke von knapp sieben Kilometern zusammengestellt, die sie drei Mal die Woche lief, dienstags, donnerstags und wie heute auch samstags. Vor zwei Monaten war sie mit Rainer nach Babelsberg in eine kleine Villa an den Rand des Parks gezogen. Das Häuschen war weniger spektakulär als die Adresse. Und darauf kam es an.
    ›Ihr mich auch‹, das von Rainer entwickelte Format, dominierte von Beginn an die schwierige Programmleiste des Vorabends. Regelmäßig konnte sich der Sender an Siegerquoten erfreuen, die Werber drängelten nachhaltig. Und Rainer schoss die Karriereleiter nach oben. Sechs Wochen nach Beginn der Ausstrahlung beförderte ihn die Produktionsfirma zum, wie das in der Visitenkartensprache hieß,
Dep. Head of Docutainment
, d. h. er war stellvertretender Leiter der Abteilung für filmisches Lügen. Denn nichts anderes umschrieb dasKunstwort Docutainment, als dass dessen vorderer, Wirklichkeitswiedergabe vorgaukelnder Wortteil »Docu« zum Gaudium der Zuschauer permanent vom hinteren Stummel
Entertainment
gefickt wurde.
    Rainers Gehalt machte keinen allzu großen Sprung. Dafür krachte es bei den Boni. Klar: Gehalt generiert Ansprüche, Boni sind äußerst flexibel. Versagt der Mann, werden sie ihm gestrichen, hat er Erfolg und die Headhunter rotten sich um ihn zusammen, dann beweisen die Boni ihre Dehnbarkeit nach oben. Gerade hatte die Produktion einen derartigen Angriff mit viel Geld abgewendet. Rainer unterschrieb deshalb für weitere drei Jahre, und da man ihn für »höhere Aufgaben« geeignet sah, reichte man ihn an einen
personal coach
weiter, der ihm zunächst mal riet, sich adressenmäßig endgültig aus dem

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