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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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erklärt Leonie mir ganz selbstverständlich.
    »Das heißt, ich verkleide mich als Mogelpackung, um einen Mann zu beeindrucken, der an mir vor allem meine ach so tolle Authentizität schätzt. Super Plan«, stelle ich skeptisch fest.
    »Ach, Süße, jetzt hör endlich auf! So was tragen alle Frauen, Eva Longoria hat die Dinger auf jedem Teppich an! Das ist total normal, außerdem bist du auch ohne Spanx schlank. Wir optimieren dich nur für einen Abend auf Hollywood-Victoria’s-Secret-Niveau! Glaub mir, keine von den gut aussehenden Frauen wird am Freitag ohne so ein Wunderhöschen auflaufen. Und falls doch, findet sie sich am nächsten Tag unter den Bad-dressed-Fotos in der Bild wieder. Also, komm runter und probier es mal an, du wirst schon sehen!«
    Fünf Minuten später habe ich den flachsten Bauch, den ich jemals gesehen habe, und spüre, wie die zwei bis drei halb zerkauten Salatblätter von heute Mittag langsam vom Magen aus nach oben in Richtung Speiseröhre gequetscht werden. Mit richtigem Essen wird es wohl am Freitag trotz Wunderhose nichts werden, zumindest wenn ich mich nicht auf den roten Teppich übergeben möchte …
    »Naaaa, wie sieht’s aus???«, ruft Leonie. Im nächsten Moment reißt sie den Vorhang zu meiner Kabine zurück, woraufhin ich in dem Push-up samt Bauchweg-Ungetüm im Freien stehe. Leonie, die selbst nur ein knallrotes Unterwäscheset von La Perla trägt (ihre Eltern waren früher regelmäßig mit ihr im FKK -Urlaub, weshalb meine beste Freundin ein etwas anderes Verhältnis zu Freizügigkeit hat als ich, die ich mich selbst mit drei Jahren ohne Bikinioberteil nicht an den Strand gewagt habe), mustert mich von oben bis unten, wiegt den Kopf kurz nach rechts, dann nach links und kreischt anschließend: »Perfekt!!! Neben dir hätte selbst Barbie einen Schwabbelbauch, Süße!«
    Ich lächele ihr kurz zu und versuche zugleich mit der linken Hand den Blick auf das Stretch-Ungetüm zu verbergen und mit der rechten Hand den Vorhang wieder zuzuziehen. Circa fünf ältere Damen mit Chanel-Taschen betrachten nämlich gerade interessiert das Schauspiel, das Leonie und ich ihnen bieten. Meine Freundin scheint das überhaupt nicht zu stören, im Gegenteil – sie stolziert sogar im Laufstegschritt vor den Kabinen entlang und betrachtet sich in der parallel verlaufenden Spiegelwand.
    »Macht der String meinen Hintern dick, Süße?«, fragt sie mich über drei Umkleiden hinweg.
    Erst als ich ihr ein laut geflüstertes »Nein, natürlich nicht, und jetzt komm wieder in die Kabine!« hinterherschicke, huscht sie tatsächlich dreißig Sekunden später hinter meinen Vorhang. Vielmehr schlüpft sie erst hinter den falschen, wie ich an dem erschrockenen Kreischen neben mir hören kann, und kommt dann schnell zu mir rübergehuscht.
    »Und? Ist das ein Bauchflachmacher, oder nicht?«, fragt sie mich rhetorisch und außer Atem, wobei sie bis über beide Backen strahlt und sich selbst schon wieder prüfend im Spiegel betrachtet.
    »Sag mal, wofür brauchst du eigentlich rote Spitzenunterwäsche?«, frage ich sie, leicht misstrauisch geworden. Vor einer Woche hat sie mir noch erzählt, dass auf ihrer Shopping-Sparliste ganz oben eine neue Bluse von Marc Jacobs steht und keine Wäsche von La Perla, auch wenn die fast genauso viel kostet.
    »Weißt du …«, fängt Leonie an und dreht sich ruckartig mit einem verschmitzten Lächeln zu mir um. »Neulich im P 1, als du deinen Italiener bezirzt hast, da habe ich jemanden kennengelernt«, verrät sie mir und ist auf einmal gar nicht mehr so aufgedreht, sondern wirkt ziemlich unsicher.
    »Und wen?«, frage ich ziemlich überrascht, denn normalerweise erzählt Leonie von ihren Männerbekanntschaften recht offenherzig und recht viel. An ihren letzten wirklich festen Freund kann ich mich jedenfalls kaum noch erinnern, ich glaube, damals hatten wir gerade das Abi gemacht und die Beziehung hielt knapp zehn Monate. Für Leonie quasi ein Rekord biblischen Ausmaßes. Aber als ich nun ihre strahlenden Augen sehe, fühle ich mich prompt schlecht bei dem Gedanken und höre ihr gespannt zu.
    »Er heißt Dominic, ist fünfunddreißig, hat tiefschwarze Augen und verkauft Yachten«, schwärmt sie.
    »Wie, er verkauft Yachten? In München??? Etwa auf der Isar???«, frage ich und kann das in mir aufkeimende, laut schrillende Warnsignal kaum unterdrücken.
    »Nein, du Dummerchen! In Saint Tropez natürlich! Er war geschäftlich in der Stadt und hat hier einen Zweitwohnsitz, weil

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