Maennerschlussverkauf - Roman
später ist ein Wunder passiert, und aus dem Spiegel lächelt mich mein Filmstar-Ich an, von dem ich immer schon ahnte, dass es existiert, das ich aber nie kennenlernen durfte. Ich sehe fantastisch aus! Allerdings keine Sekunde zu früh, denn just in dem Moment klingelt es. Ein letzter Schluck Prosecco (viel mehr ist eh nicht mehr drin), und ich verlasse die Wohnung. Natürlich nicht, ohne ein letztes Mal in die Hand zu hauchen und zur Sicherheit noch drei Tic Tacs einzuwerfen. Jetzt dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen!
Als ich dann tatsächlich mit pochendem Herzen die Treppen nach unten eile, fühle ich mich wie eine Prinzessin auf dem Weg zu ihrem Prinzen. Oder zumindest wie Carrie Bradshaw auf dem Weg zu Mister Big. Ein bisschen ist es dann auch so, denn Tom holt mich nicht mit einem gewöhnlichen Taxi, sondern mit einer schwarzen Limousine inklusive bemütztem Fahrer ab! Es ist wirklich unglaublich, noch viel fantastischer als in der Serie, denn Tom sieht tausend Mal besser aus als Chris Noth. Als wahrer Gentleman haucht er mir zur Begrüßung einen zarten Kuss auf die Wange und öffnet mir die Limousinentür (natürlich wartet er vor dem Wagen; bei Marcel dagegen konnte ich schon von Glück reden, wenn er erst dann Gas gab, nachdem ich die Autotür geschlossen hatte, und vor lauter Ungeduld nicht schon vorher).
Erst habe ich ein bisschen Angst wegen der Knoblauchfahne, aber Tom zuckt bei der Begrüßung nicht zurück, insofern scheine ich ganz gut zu riechen – was bei den Unmengen an Parfüm, die ich zuvor aufgesprüht habe, kein Wunder ist. Im Auto strahlt Tom mich jedenfalls an und sagt tatsächlich wortwörtlich: »Anna, du siehst wunderschön aus!« Daraufhin laufe ich erst mal knallrot an und erwidere, dass er ebenfalls toll aussehe, was er in seinem sexy Anzug ohne Frage tut. Ich verspreche ihm sicherheitshalber auch direkt, dass ich nicht vorhätte, heute Abend etwas mit Balsamico zu konsumieren, weswegen er bis auf Weiteres keine Angst um sein Hemd haben müsse. Ich meine das durchaus ernst, doch ich glaube, er nimmt es eher als Scherz auf, denn er lacht kopfschüttelnd.
Von irgendwoher zaubert er eine Flasche Champagner und zwei Gläser her und meint, dass wir erst mal auf den kommenden Abend anstoßen sollten und dass ich nicht nervös sein müsse wegen des Teppichs und so. Woraufhin ich natürlich unglaublich nervös werde.
»Weißt du, da Rihanna und Ryan dabei sind, wird sich für uns sowieso keiner richtig interessieren!«, erzählt Tom mit einem aufmunternden Lächeln.
Rihanna??? Ryan??? Etwa die Rihanna und Ryan Reynolds??? Ich fühle, wie auf einen Schlag alle Farbe aus meinem Gesicht weicht. »Wie, die sind auch da???«, krächze ich zur Sicherheit noch mal und kippe vor lauter Schock meinen Champagner auf Ex weg.
»Na klar sind diejenigen, die im Film die Hauptrollen spielen, auch da! Vanessa steht sogar extra am roten Teppich und macht ein Interview mit den beiden«, lächelt Tom mich an und füllt mein Glas auf.
Vanessa ist auch da? Das wird ja immer schlimmer! Ich versuche mir meine Panik nicht ansehen zu lassen und nehme noch einen großen Schluck Champagner. Und danach gleich noch einen.
Zehn Minuten und drei Gläser später fühle ich mich wesentlich entspannter und lausche Tom, der irgendetwas von unserer großen Liveshow erzählt und davon, wie er irgendwelche Einspieler aufbauen möchte. Richtig konzentrieren kann ich mich darauf aber nicht, denn ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, die Farbe seiner Augen zu analysieren. Sie sind so grün, dass sie fast schon unwirklich scheinen. Ähnlich wie das Wasser eines Gebirgsflusses an Tagen, an denen die Sonne scheint. Nur noch viel schöner und tiefer und überhaupt perfekt … Grüne Augen sind ja sehr selten, glaube ich. Ich philosophiere eine Weile vor mich hin, bis mich Tom mit dem Satz »Anna? Wir sind da!« aus meinen Gedanken holt. Prompt meldet sich meine so erfolgreich champagnerverblubberte Panik zurück.
Als ich mit Toms Hilfe (er hält mir heldenhaft die Hand hin) aus der Limousine aussteige, bin ich allerdings erst mal mehr verwirrt als panisch. »Das ist ja der Hintereingang!«, stelle ich entrüstet fest.
Ich dachte, Tom würde mich über den roten Teppich führen, wieso lässt er uns dann zum Hintereingang kutschieren? Bin ich ihm etwa peinlich? Schämt er sich, mit einer ganz normalen Redakteurin (laut meinem Arbeitsvertrag bin ich tatsächlich eine, auch wenn ich davon keine Ahnung habe) auf eine
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