Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
gehe dann in die Küche.
»Oje«, flüstere ich vor mich hin. »Was, wenn ich zurückkomme, und er hat es sich nicht nur bequem gemacht, sondern auch schon blankgezogen? Muss ich dann direkt zur Sache kommen?«
»Natürlich. Dafür ist er doch da!«, meldet sich eine Stimme in meinem Hinterkopf. »Bangemachen gilt nicht!«
Erschrocken fahre ich zusammen. Ich höre Stimmen? Dann muss ich über mich selbst lachen: Natürlich höre ich Stimmen. Eine, um genau zu sein – die von Pia. Wie besprochen habe ich bereits meinen Handystöpsel im Ohr.
»Ich doch nicht!«, behaupte ich schnell.
Als ich mit einer kleinen Vase zurück ins Schlafzim- … öh … ins Büro komme, stelle ich erleichtert fest, dass Sven sich noch nicht ausgezogen hat. Stattdessen schaut er sich um. »Kleine Romantikerin, was?«, säuselt er, während er mit den Fingern die Blüten der getrockneten Rosen an meinem Spiegel berührt. Erst in diesem Moment fallen sie mir überhaupt wieder auf. Ich muss wohl nicht erwähnen, wer sie mir im Lauf der Jahre geschenkt hat – und dass ich sie unbedingt schleunigst wegwerfen muss. Sie sind genauso alt und vertrocknet wie meine Liebe zu Tom und gehören in ein anderes Leben. Und in den Müll. »Das war mal«, antworte ich lapidar.
»Darf ich da auch mal einen kleinen Blick hineinwerfen?« Er deutet auf die oberste Schublade meiner Kommode, in der sich meine Dessous tummeln. Ein keckes Lächeln umspielt seine Lippen, als er – ohne auf eine Antwort zu warten – nach dem Schubladenknauf greift.
»Ähm … Das ist jetzt aber nicht gerade die feine englische Art, oder?«, frage ich erschrocken, zumal mir einfällt, dass in der Schublade natürlich nicht nur Sündiges aus Seide und Spitze liegt, sondern auch das, was meine Mutter gerne »praktische Wäsche« nennt (»Du holst dir doch sonst viel zu schnell eine Blasenentzündung, Kind!«). In meinem Ohr kann ich Pia prusten hören.
»Scccchhhh – nicht so laut«, flüstere ich.
»Nicht so laut?« Sven fühlt sich angesprochen. »Wie meinst du das?«
»Ähm … versaut!«, werfe ich spontan ein und höre, dass Pia einen Lachflash de luxe bekommt.
»Du findest mich versaut, weil ich einen unschuldigen Blick auf deine Unterwäsche werfen will?«, fragt er amüsiert.
»Ich meine … Ich … ich habe dir … vertraut!«
»Vertraut? Soso.«
»Ja, als ich dich zu diesem Gespräch eingeladen habe«, beginne ich loszusprudeln, »habe ich dir vertraut, dass du … nicht in meine Schränke schaust! Also könntest du das bitte unterlassen und dich zu mir setzen?« Ich lasse mich aufs Bett plumpsen und merke, dass ich einen hochroten Kopf bekommen habe.
»Okay, Madame, ganz wie Sie wünschen.« Er kickt seine Schuhe von den Füßen, setzt sich brav im Schneidersitz zu mir aufs Bett und schaut mich neugierig an, wobei sein Blick weniger meine Augen, sondern vielmehr mein Dekolleté sucht. »Nun erklär mir doch bitte erst mal, worum es bei diesem Männertaxi genau gehen soll«, fragt er, während er eine Haarsträhne aus meinem Gesicht streicht. Ich drehe meinen Kopf ein wenig zur Seite, damit er das Headset nicht entdeckt. Ich räuspere mich und bemühe mich, eine möglichst professionelle Haltung einzunehmen, was nicht unbedingt leicht ist, wenn man auf seinem Bett sitzt. »Also, das Männertaxi soll so funktionieren, dass …« Meine Stimme zittert ein wenig. Immerhin ist das hier mein allererstes Bewerbungsgespräch! Zum Glück habe ich vorgesorgt für den Fall, dass meine Nerven etwas flattrig werden. Ich beuge mich rüber zum Nachttischchen und nehme das Klemmbrett zur Hand, welches ich heute Nachmittag vorbereitet habe. Schließlich soll das hier ja kein Kleinmädchengetue sein, sondern ein knallhartes Geschäft.
»Also«, fahre ich mit festerer Stimme fort, »wir laden jetzt erst mal ein paar Männer zum Gespräch ein und entscheiden dann, wen wir einstellen und wen nicht.«
»Wer ist wir?«
»Meine Fre- … Geschäftspartnerin Pia und ich. Sie hat heute keine Zeit, und deswegen führe ich dieses Gespräch zuerst einmal allein mit dir. Wenn ich dich eine Runde weiter lasse, wird sie auch noch ein paar Fragen an dich haben.«
»Fragen?«, kitzelt mich Pias verschwörerische Stimme im Ohr. »Ich will nicht fragen, ich will fühlen!«
Sven nimmt sich ein Kissen, schiebt es sich in den Rücken und lehnt sich bequem zurück. »Ist Pia auch so hübsch wie du?« Er grinst schelmisch, und als er merkt, dass mir spontan keine Antwort einfällt,
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