Märchen unter dem Wüsenhimmel
verzierte goldene Tür erreichten. „Ich dachte, wir könnten zusammen sein, aber es ist ja nur für zwei Wochen.“
Er sprach ebenso zu sich selbst wie zu ihr. Aus ihm unverständlichen Gründen verspürte er ein schmerzliches Verlangen nach ihr. Er begehrte sie mehr als alles andere seit langer Zeit.
Sie drehte sich zu ihm um. „Unsere Unterbringung ist unser kleinstes Problem. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du verlobt warst?“
Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen. „Tja, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen.“
„Vielleicht? Was glaubst du wohl, wie ich mich fühle in dem Wissen, dass du eine andere heiraten solltest?“
„Warum ist das so wichtig? Ich habe schließlich dich geheiratet.“
„Was zu Dutzenden anderer Fragen führt.“ Sie wandte sich ab und legte eine Hand an die Tür. „Ist das echtes Gold?“
„Natürlich.“
Ihr Lachen klang erstickt. „Goldene Türen und gebrochene Verlobungen. Also, warum hast du mich und nicht sie geheiratet? Wie heißt sie doch gleich? Amber?“
Er war nicht auf Fragen über seine Exverlobte vorbereitet. Was ihm in New York wie ein sinnvoller Plan erschienen war, hatte sich in ein Desaster verwandelt. Warum konnten sie ihn nicht alle in Ruhe lassen? „Ich habe sie nie geliebt“, sagte er schließlich.
Sie blickte ihn erwartungsvoll an, aber er wusste nichts mehr zu sagen. Flüchtig fragte er sich, wie seltsam ihr alles erscheinen musste. Das fremde Land, seine Familie, der Palast.
„Du musst nicht zwei Wochen hier bleiben“, versprach er. „Ich werde mit meinem Vater reden und deine Sachen in mein Zimmer bringen lassen.“ Eine Woge des Verlangens stieg in ihm auf, als er sich an die Liebesnacht mit ihr erinnerte. Er trat näher. „Es war gut mit uns“, murmelte er und berührte ihre Lippen mit seinen. „Ich will dich.“
Sie wich zurück. „Ich weiß nicht, was ich denken soll. Du wolltest seit dem ersten Mal nicht mehr mit mir zusammen sein. Ich dachte, du hättest vielleicht entschieden, dass unsere Hochzeit ein Fehler war.“
Zweifel füllten ihre Augen. Zweifel und Fragen. In New York war es ihm leicht gefallen, sie zu belügen, doch nun war es schwieriger. Lag es an der Umgebung oder daran, dass er sie inzwischen besser kannte? Sie war nicht länger eine Angestellte, sondern eine Persönlichkeit. Er legte eine Hand um ihren Nackenund zog sie an sich. „Es war kein Fehler.“
„Also liebst du mich noch“, flüsterte sie erleichtert und schloss die Augen.
„So etwas kommt nicht in Frage!“, durchbrach eine scharfe Stimme die Stille.
Khalil wich zurück und sah Fatima neben sich stehen. Sie nahm Dora am Arm und führte sie in den Harem. Er trat einen Schritt vor, so als wollte er mit ihnen gehen, aber er wusste seit seiner frühesten Kindheit, dass diese goldene Tür unüberwindlich für ihn war. Er hatte noch nie einen Fuß über die Schwelle gesetzt, und das würde sich an diesem Abend nicht ändern.
Mit einem unterdrückten Fluch stürmte er den Korridor entlang und trat hinaus auf den Balkon. Tief atmete er den vertrauten Geruch des Meeres und den einzigartigen Duft von El Bahar ein.
„Ich wäre auch nicht glücklich.“
Khalil blickte auf und sah Malik, seinen ältesten Bruder, an der Brüstung stehen.
„Du bist gerade mal drei Tage verheiratet und hast schon deine Braut verloren.“
„Ich weiß. Ich werde mit Vater reden.“
„Spare dir deinen Atem. Er wird sich nicht gegen Großmutter stellen. Nicht in dieser Angelegenheit.“
Khalil wusste, dass Malik recht hatte, aber es gefiel ihm dennoch nicht.
Malik trat näher, legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte ihn mit großen dunklen Augen an. „Ich finde, du hast eine gute Wahl getroffen. Amber ist nicht geschaffen für das Leben einer Prinzessin“, sagte er leise, und dann verschwand er.
Khalil fragte sich unwillkürlich, ob sein Bruder sich besser an die Nacht mit Amber erinnerte, als sie sich bewusst war.
8. KAPITEL
D ora musterte die grafische Darstellung, in der die Positionen der amtierenden Regierungsmitglieder verzeichnet waren, nicht aber deren Namen. Mühelos trug sie die entsprechenden Namen ein.
Fatima strahlte. „Du lernst sehr schnell. Ich hatte gehofft, dass meine Enkelsöhne intelligente Frauen heiraten würden, aber bei Prinzen weiß man ja nie.“
„Danke.“
Fatima war wie immer makellos frisiert und geschminkt. An diesem Tag trug sie Rock, Bluse und hochhackige Schuhe, die ihre schlanken Fesseln zur
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