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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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    „Ja natürlich. Wir können gleich los.“ Sie ging voraus und ich folgte ihr zur Kasse. Nachdem sie die Ladung auf dem Tresen abgelegt hatte, kramte sie in ihrer Tasche nach ihrer Kreditkarte und fragte mich nebenbei: „Ist Julian schon zurück?“
    „Er wartet draußen.“
    Die Verkäuferin scannte die Etiketten und schlichtete alles fein säuberlich in eine große Plastiktüte. Auf dem Display der Kasse stand am Ende ein Betrag von hundertneunundzwanzig Euro und siebzig Cent.
    „Donnerwetter! So viel für ein Paar Hosen und drei Shirts?“, rief ich bestürzt.
    Die Verkäuferin sah mich strafend an, doch meine Tante zuckte bei der Summe nicht einmal mit der Wimper. Als sie bezahlt und den Bon unterschrieben hatte, nahm sie mich bei der Hand und führte mich nach draußen, wo Julian schon auf uns wartete. Er trank gerade aus einer kleinen Flasche Mineralwasser, wischte dann den Rand mit seiner Handfläche ab und hielt mir die Flasche entgegen.
    „Danke“, sagte ich und gab sie ihm zurück, nachdem ich einen großen Schluck genommen hatte. Er nickte einmal kurz.
    Wir drei machten anschließend eine Tour durch vier weitere Geschäfte. Diese Frau war unersättlich. Sie kaufte Sweater, Blusen, Röcke und Schuhe. Am Ende mussten Julian und ich ihr bereits beim Tragen helfen, damit sie nicht wie ein Packesel die Straße entlanglaufen musste. Mindestens fünfhundert Euro hatte sie an diesem Vormittag ausgegeben, bevor wir uns endlich einen netten Platz auf der Terrasse eines kleinen Bistros suchten. Mein Magen knurrte schon seit einer halben Stunde und ich freute mich auf einen Happen zu essen.
    Ich schnappte mir eine der laminierten Speisekarten auf dem Tisch und begann die Gerichte zu lesen. Doch da stand alles nur auf Französisch. Ich drehte die Karte um, doch auf der Rückseite war nur ein dicker Koch abgebildet, der seinen Arm um die Schultern eines mannshohen Baguettes schlang.
    Julian sah mich über seine Karte hinweg mit einem Stirnrunzeln an. „Was ist los?“
    Ich lehnte mich weiter zu ihm und flüsterte: „Da steht alles auf Französisch.“
    Lächelnd verdrehte er die Augen. „Du bist hier in Frankreich, Jona. Natürlich steht da alles auf Französisch.“ Die metallenen Beine seines Stuhles scheuerten über den Asphalt, als er näher rutschte. „Komm, ich werd’s dir übersetzen.“ Er begann erst die Gerichte auf Französisch vorzulesen, wobei jedes Wort sinnlich von seiner Zunge rollte, und übersetzte sie dann in eine Sprache, die auch ich verstand. Am Ende war ich versucht, ihn zu bitten, mir die Karte doch noch einmal vorzulesen. Auf Französisch. Allein bei dem Gedanken daran bekam ich schon heiße Wangen, also ließ ich es lieber sein und entschied mich für ein Nudelgericht.
    Als ein Kellner, der verblüffende Ähnlichkeit mit einem Pinguin hatte, an unseren Tisch kam, bestellte Julian für mich. „Möchtest du ein Glas Cola dazu?“, fragte er. Ich nickte und er gab die Bestellung weiter.
    Nach zwanzig Minuten bekamen wir unser Essen. „Pour Mademoiselle“, sang der Pinguin und stellte mir eine Riesenportion Spaghetti hin.
    „Gracias“, erwiderte ich und schenkte ihm ein stolzes Grinsen.
    Julian schüttelte seinen Kopf, schmunzelte dabei und begann sein Hühnchen in Weinsauce zu verzehren. Ich war halb am Verhungern, also haute ich ordentlich rein, bis alle Nudeln und auch der letzte Tropfen Sauce verputzt waren.
    „Möchtest du noch einen Nachtisch?“, fragte mich Marie und legte dabei ihre Hand auf meine, während der Kellner die Teller abräumte.
    Ich tätschelte meinen prallen Bauch. „Ich glaub nicht, dass da noch was reinpasst.“
    „Ach was. Ein wenig Eiscreme wird schon noch Platz haben, meinst du nicht?“
    Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    Ohne auf meine Antwort zu warten, drehte sich Marie zum Kellner und sagte ihm etwas, das ich wieder einmal nicht verstand. Der Kellner nickte. „Möchtest du auch ein Eis?“, fragte sie Julian.
    „Für mich nichts mehr, danke.“
    Der Pinguin huschte davon und brachte mir und Marie kurz darauf je einen Eisbecher, der so hoch war, wie mein Schuh lang, und bis zum Rand gefüllt mit herrlichem Vanille- und Schokoladeneis. Obendrauf war noch eine Wagenladung Schlagsahne, in der zwei Waffelröllchen steckten. Ich schob einen Riesenlöffel voll in den Mund und wurde augenblicklich mit Hirnfrost gestraft. Dreiviertel des Bechers schaufelte ich daraufhin etwas langsamer leer, doch dann war endgültig

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