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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allein?«
    »Natürlich.«
    »Aber – aber...«, er schaute sich um. »Was haben Sie sich dabei gedacht? Sie sind allein, und Sie können...«
    »Das bin ich gewohnt.«
    Der Lord überlegte. Dann lachte er. Es war ihm anzusehen, dass er sich zu einer Antwort entschlossen hatte.
    »Jetzt bin ich so alt geworden«, sagte er, »und ich habe ein verdammt buntes und manchmal auch aufregendes Leben geführt. Ich denke nicht daran, zu kneifen. Ich werde bei Ihnen bleiben! Meine Schwester hat mir zu Lebzeiten nie etwas über Aibon und ihre Sehnsucht danach erzählt. Erst jetzt musste ich davon erfahren. Es hat mich schon beeindruckt, und ich möchte mehr über das geheimnisvolle Gebiet wissen. Das können Sie doch sicherlich verstehen, Mr. Sinclair?«
    »Ja, das ist verständlich. Ich habe nur daran gedacht, dass man Sie warnte, Sir.«
    »Vergessen Sie das.« Er winkte barsch ab. »Kann ja sein, dass mich meine Schwester noch mal warnt.« Er schaute zum Baum hin und lächelte verloren. »Es bringt nichts, wenn wir zurückschauen. Jetzt müssen wir nach vorn sehen. Weshalb sind wir noch in diesen Wald gekommen?«
    Er wusste die Antwort genau, trotzdem hörte er sie aus meinem Mund. »Wir wollten die Bensons finden.«
    »Richtig.« Zur Unterstreichung seiner Antwort tippte er mir gegen die Brust. »Den Förster und seine Frau.«
    »Sie vergessen die Tochter, Sir.«
    Der Lord schluckte und räusperte sich. »Ja, Sie haben Recht. Die gibt es auch noch. Glauben Sie denn daran, dass sie noch lebt?«
    »Bei diesen Verhältnissen kann ich es mir durchaus vorstellen, Sir. Hier sieht im ersten Moment alles normal aus. Was dahinter stecken kann, haben Sie ja selbst erlebt.«
    »Stimmt«, flüsterte er, »das habe ich.« Er wechselte das Thema. »Machen wir uns auf den Weg, oder bleiben wir hier?«
    »Bestimmt nicht. Manchmal muss man selbst etwas unternehmen, um den Gegner zu locken.«
    »Gratuliere, das hätte auch von mir sein können...«
    ***
    Keiner von uns kannte den Wald richtig. Auch der Lord nicht, obwohl der in seiner Nähe wohnte. Ich hatte ihn nach den Ausmaßen gefragt und nur ein Achselzucken als Antwort erhalten.
    So blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Weg durch ein Gebiet zu suchen, das man zwar nicht unbedingt als Urwald bezeichnen konnte, das aber nicht weit davon entfernt war, denn für mitteleuropäische Verhältnisse traf der Begriff durchaus zu.
    Wenn dieser Peter Benson ihn als Förster zu betreuen hatte, dann hatte er nicht in das Wachstum eingegriffen. Der Wald hatte sich ausbreiten können. Vom Wind gefällte Bäume waren nicht entfernt worden.
    Das Stärkere besiegte hier das Schwächere, und normale Wege waren sowieso nicht mehr vorhanden.
    Die Zeit verging rasch. Zwar trieben wir uns noch keine Stunden in diesem Dickicht herum, doch der frühe Abend war bereits angebrochen. Wir erkannten es an der Farbe des Himmels, der sich hoch über uns spannte. Er war wie ein graues Tuch, hin und wieder mit dicken Wolkenbänken versehen, die den nach Westen ziehenden Ball der Sonne verdeckten.
    Ein Ende des Waldes sahen wir nicht. Aber wir liefen auch nicht im Kreis. Wir richteten uns nach der Sonne, und so bewegten wir uns in Richtung Westen.
    Wir hätten auch nach Norden, Süden oder Osten gehen können, die Umgebung hätte sich nicht verändert. Alles war zugewuchert und verfilzt. Lichtungen gab es nicht. Auch keine Gebiete, in denen etwas neu angepflanzt worden wäre.
    Gefahren waren uns bisher nicht begegnet. Mir fiel nur auf, dass es kaum Vögel gab. Hin und wieder mal ein fernes Zwitschern, das war auch alles.
    Es war ein stiller Wald, in den der Mensch nicht hineinpasste und als Störenfried galt.
    Trotzdem blieb bei mir die Meinung bestehen, dass wir beobachtet wurden. Man hielt uns unter Kontrolle. Einen Beweis dafür hatte ich nicht, da musste ich mich schon auf mein Bauchgefühl verlassen.
    Gehörte der Wald tatsächlich zu Aibon? War er ein Teil dieses geheimnisvollen Reiches?
    Ich konnte mir schon vorstellen, dass Aibon seine Fühler bis hierher ausgestreckt hatte und so etwas wie eine Dependance in dieser Welt gegründet hatte.
    Die Lücken zwischen den Bäumen wuchsen immer mehr zu. Das konnte auch eine Täuschung sein, weil der Himmel seine Helligkeit verlor. Der Abend war da, und allmählich konnten wir uns auf den Einbruch der Dunkelheit gefasst machen, auch wenn dieser Vorgang noch eine Weile dauern würde.
    Und doch wurde es heller.
    Das lag nicht daran, dass jemand die Zeit zurückgedreht

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